Es begann in einer Winternacht
vom Bett gewischt. „Autsch!“, murmelte Lillian, als sie beide in einem Haufen auf dem Boden landeten. Evie gelang es gerade noch, den Inhalt des Glases nicht zu verschütten.
Im Delirium keuchend und stöhnend, fiel Sebastian aufs Bett zurück. Sein Körper wurde von Zittern geschüttelt.
Auch wenn Evie von seinem Widerstand erschreckt war, war sie doch froh über dieses Zeichen seiner verbleibenden Kraft, das viel besser war als die todesgleiche Stille zuvor.
Lillian schien ihre Gefühle jedoch nicht zu teilen. „Wir müssen ihn festbinden“, sagte sie kurz. „Wir werden ihn nie festhalten können, wenn wir die Wunde behandeln.“
„Ich will nicht …“, setzte Evie an, aber Cam überraschte sie, indem er zustimmte.
„Lady Westcliff hat recht.“
Evie blieb still, während sie sich vom Boden aufrappelte. Sie hielt Lillian eine Hand hin, half ihr auf die Füße und stand dann neben Sebastian und blickte auf seinen bebenden Körper hinunter. Seine Augen waren wieder geschlossen, und seine Finger zuckten krampfhaft, als wollten sie etwas anderes greifen als Luft. Es war unglaublich, dass ein so vitaler Mann zu dieser farblosen, schwachen Gestalt geworden sein konnte, die Lippen aufgeplatzt, die Augen schwarz umschattet.
Sie würde alles tun, was nötig war, um ihm zu helfen. Resolut griff sie einige saubere Stoffstreifen und gab sie Cam über Sebastians halb entblößten Körper hinweg.
Der junge Mann sah grimmig aus, als er zu jeder Ecke des Bettes ging und geschickt Sebastians Arme und ein Bein an das eiserne Bettgestell fesselte. „Soll ich ihm die Medizin geben?“, fragte er Evie mit einem schnellen Blick.
„Ich werde es tun“, antwortete sie und kletterte ein weiteres Mal neben Sebastian. Nachdem sie ihm ein Kissen unter den Kopf geschoben hatte, um ihn anzuheben, hielt sie ihm die Nase zu. Sobald Sebastian nach Luft schnappte, goss sie ihm das dickflüssige Fiebermittel in den Mund. Er verschluckte sich und würgte, aber zu ihrer Erleichterung schluckte er die Medizin schließlich, ohne sich weiter zu wehren. Cam hob die Brauen, als wäre er von ihrer Effizienz beeindruckt, während Sebastian fluchte und hilflos an seinen Fesseln zerrte. Evie beugte sich über ihn, streichelte und beruhigte ihn, flüsterte ihm Koseworte zu, während sein opiumgeschwängerter Atem schwach über ihr Gesicht strich.
Nachdem er sich endlich beruhigt hatte, blickte Evie hoch und bemerkte, dass Lillian sie seltsam ansah. Ihre braunen Augen waren verengt, und sie schüttelte leicht den Kopf, als würde die Situation sie überraschen. Evie vermutete, dass Lillian schlichtweg erstaunt war. Da sie Sebastian nur als den arroganten, elegant gekleideten Lebemann kannte, der über Westcliffs Landgut stolziert war, wunderte sie sich bestimmt über seinen hilflosen Zustand.
In der Zwischenzeit hatte Westcliff seinen Gehrock ausgezogen und die Ärmel hochgerollt. Er rührte in einer Mischung, die einen beißenden Geruch durch den ganzen Raum schickte. Lillian, die besonders geruchsempfindlich war, verzog das Gesicht und schüttelte sich. „Das ist die fürchterlichste Kombination von Gerüchen, die mir je untergekommen ist.“
„Terpentinöl, Knoblauch, Essig – und einige andere Zutaten, die der Apotheker vorgeschlagen hat, einschließlich Rosenöl“, erklärte Cam. „Er hat auch gesagt, dass wir hinterher einen Honigumschlag machen sollen, da das Wundbrand verhindern kann.“
Evies Augen wurden groß, als Cam einen Holzkasten öffnete und einen Messingtrichter und ein zylindrisches Objekt mit einem Griff auf der einen Seite und einer nadeiförmigen Ausstülpung auf der anderen herausholte. „Was ist d-das?“, fragte sie.
„Das kommt auch vom Apotheker“, sagte Cam, der das Objekt hochhielt und es kritisch betrachtete. „Eine Spritze.
Als wir ihm beschrieben, was wir vorhaben, sagte er, dass die einzige Möglichkeit, eine so tiefe Wunde sorgfältig auszuspülen, dies hier wäre.“
Westcliff ordnete eine Reihe von Utensilien, Behältnisse mit Chemikalien und einen Haufen gefalteter Lappen und Handtücher an. Dann hielt er inne und schaute zu den Frauen hinüber. „Das wird jetzt recht unerfreulich werden“, sagte er. „Darum sollte jeder, der einen schwachen Magen hat…“ Er blickte vielsagend zu Lillian hinüber, die eine Grimasse schnitt.
„Du weißt genau, wie schwach mein Magen ist“, gab sie zu. „Aber ich kann es aushalten, wenn es nötig ist.“
Ein plötzliches Lächeln erhellte das
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