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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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legte und ihr über den Hof half. „Glauben Sie mir“, sagte er. „Es ist besser, wenn Sie ein paar Minuten hier verbringen, als dass wir nachher am Straßenrand halten müssten. Nach allem, was ich über Frauen und ihr Untenherum weiß …“
    „Ich weiß genug über mein Untenherum“, sagte Evie gereizt. „Sie brauchen es mir nicht weiter zu erklären.“
    „Natürlich. Vergeben Sie mir, falls ich übermäßig viel rede … ich versuche nur, mich wach zu halten. Und Sie übrigens auch.“
    Den Arm um seine schlanke Taille geschlungen, schleppte Evie sich durch den eisigen Matsch und lenkte sich mit Gedanken an ihren Cousin Eustace und wie glücklich sie war, ihn nicht heiraten zu müssen, ab. Sie würde nie wieder im selben Haus wie die Maybricks wohnen müssen. Der Gedanke verlieh ihr Kraft. Wenn sie erst einmal verheiratet wäre, hätten sie keine Macht mehr über sie. Herr im Himmel, es konnte nicht schnell genug passieren.
    Nachdem er sich um die zeitweise Nutzimg eines Zimmers gekümmert hatte, griff St. Vincent sie bei den Schultern und musterte sie mit einem durchdringenden Blick. „Sie sehen aus, als würden Sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen“, sagte er offen. „Liebes, wir haben Zeit genug, ein oder zwei Stunden auszuruhen. Warum legen Sie sich …“
    „Nein“, unterbrach sie ihn mit versteinerter Miene. „Ich will weiterfahren.“
    St. Vincent betrachtete sie mit offensichtlichem Missfallen, aber als er sprach, war kein Ärger in seiner Stimme zu hören: „Sind Sie immer so starrsinnig?“ Er brachte sie hinauf zu ihrem Zimmer und erinnerte sie daran, die Tür zu verschließen. „Versuchen Sie bitte, nicht auf dem Nachttopf einzuschlafen“, riet er ihr hilfreich.
    Als sie zur Kutsche zurückkamen, folgte Evie dem unterdessen eingespielten Muster, zog ihre Schuhe aus und ließ St. Vincent den heißen Stein an ihre Füße legen. Er setzte sie zwischen seine gespreizten Beine, legte seinen einen bestrumpften Fuß dicht neben den heißen Stein, während der andere an der Erde blieb, um ihnen eine sichere Position auf dem Sitz zu garantieren. Evies Herz klopfte schneller, und kribbelnd schoss ihr das Blut durch den Körper, als St. Vincent eine ihrer Hände in die seinen nahm und anfing, mit ihren kalten Fingern zu spielen. Seine Hand war so warm, seine Fingerspitzen samtweich, seine Nägel kurz und glatt gefeilt. Eine starke Hand, aber ohne Zweifel die Hand eines müßigen, nicht arbeitenden Mannes.
    St. Vincent verschränkte leicht ihre Finger ineinander, malte mit seinem Daumen einen kleinen Kreis in ihre Handfläche und legte dann seine Finger flach gegen ihre. Auch wenn seine Haut hell war, so hatte sie einen warmen Unterton, der verriet, dass sie leicht von der Sonne gebräunt wurde. Schließlich beendete St. Vincent sein Spiel, behielt aber ihre Finger in seine gefaltet.
    Das konnte nicht wirklich passieren … das Mauerblümchen Evangeline Jenner … allein in einer Kutsche mit einem gefährlichen Lebemann auf der wilden Jagd nach Gretna Green. Was habe ich da nur angefangen, dachte sie benommen. Sie drehte den Kopf auf seiner Brust, legte ihre Wange gegen das feine Leinen seines Hemdes und fragte schläfrig:
    „Wie ist Ihre Familie? Haben Sie Brüder und Schwestern?“
    Seine Lippen streiften einen Moment ihre Locken, als er den Kopf hob, um zu antworten: „Nur mein Vater und ich sind noch übrig. Ich kann mich nicht an meine Mutter erinnern. Sie starb an der Cholera, als ich noch ein Baby war. Ich hatte vier ältere Schwestern. Als jüngster und einziger Junge wurde ich über alle Maßen verwöhnt. Aber drei meiner Schwestern starben an Scharlach, als ich noch klein war … Ich erinnere mich noch, dass ich auf unser Landgut geschickt wurde, als sie krank wurden, und als ich zurückkam, waren sie tot. Die eine, die noch lebte – meine älteste Schwester –, heiratete, aber wie Ihre Mutter starb sie im Kindbett. Das Baby überlebte auch nicht.“
    Während seiner nüchternen Schilderung der Tatsachen war Evie sehr still. Sie zwang sich, entspannt gegen ihn gelehnt zu bleiben. Doch in ihrem Inneren fühlte sie einen Anflug von Mitleid für den kleinen Jungen, der er gewesen war. Eine Mutter und vier vernarrte Schwestern, die alle aus seinem Leben verschwanden. Es wäre schon schwierig für jeden Erwachsenen gewesen, so einen Verlust zu verstehen, wie war es dann erst für ein Kind?
    „Fragen Sie sich je“, sagte sie unwillkürlich, „wie Ihr Leben ausgesehen

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