Es begann in einer Winternacht
Sir.“
„Das ist es fast nie“, stimmte MacPhee mit einem weisen Nicken zu. „Aber ich muss dich warnen, Mädchen.
Wenn du gerne übereilt heiraten willst … das schottische Ehegelübde ist ein unverbrüchliches Band, das niemals aufgelöst werden kann. Sei dir ganz sicher, dass deine Liebe echt ist, und dann …“
In kurz angebundenem Tonfall unterbrach St. Vincent das, was versprach, eine lange Rede väterlichen Rats zu werden: „Es ist keine Liebesheirat, sondern eine Zweckehe, und uns ist kalt genug, um einen See zuzufrieren. Ich bitte Sie also, zur Sache zu kommen. Wir haben beide seit zwei Tagen kaum ein Auge zugetan.“
Schweigen fiel über den Raum. MacPhee und seine Töchter schienen von den brüsken Bemerkungen schockiert.
Dann senkten sich die buschigen Augenbrauen des Schmieds über seine finster blickenden Augen. „Ich mag Sie nicht“, erklärte er.
St. Vincent blickte ihn entnervt an. „Das tut meine Zukünftige auch nicht. Aber wenn es sie nicht daran hindert, mich zu heiraten, dann sollte es Sie auch nicht aufhalten, die Zeremonie durchzuführen. Fangen Sie endlich an.“
MacPhees mitleidiger Blick fiel auf Evie. „Das Mädchen hat nicht einmal Blumen“, rief er, nun entschlossen, der Zeremonie einen Anstrich von Romantik zu verleihen. „Florag, lauf schnell und bring ihr weiße Erika.“
„Sie braucht keine Blumen“, fuhr St. Vincent den Schmied an, aber das Mädchen rannte trotzdem los.
„Es ist ein alter schottischer Brauch, dass die Braut weiße Erika trägt“, erklärte MacPhee Evie. „Soll ich dir erzählen, warum?“
Evie nickte und kämpfte gegen ein hilfloses amüsiertes Lachen. Trotz ihrer Erschöpfung – oder vielleicht gerade deretwegen – verschaffte es ihr ein perverses Vergnügen zu beobachten, wie St. Vincent versuchte, seine Verärgerung im Zaum zu halten. Der unrasierte, schlecht gelaunte Mann, der im Moment neben ihr stand, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem selbstgefälligen Aristokraten, der auf Lord Westcliffs Landhausgesellschaft in Hampshire anwesend gewesen war.
„Es war einmal vor langer, langer Zeit“, fing MacPhee an und ignorierte St. Vincent dumpfes Stöhnen, „eine hübsche Maid namens Malvina. Sie war Oscar anverlobt, dem starken Krieger, der ihr Herz gewonnen hatte. Oscar bat seine Liebste, auf ihn zu warten, während er sich aufmachte, um sein Glück zu suchen. Aber eines schlimmen Tages erhielt Malvina die Nachricht, dass ihr Liebster im Kampf getötet worden war. Er würde für immer zur endlosen Ruhe gebettet in den entfernten Hügeln liegen … in ewigem Schlaf …“
„Gott, ich beneide ihn“, sagte St. Vincent mit Gefühl und rieb sich die dunkel umschatteten Augen.
„Als Malvinas bittere Tränen das Gras wie Tau benetzten“, fuhr MacPhee fort, „färbte sich die violette Erika zu ihren Füßen weiß. Und darum trägt jede schottische Braut an ihrem Hochzeitstag weiße Erika.“
„Das ist die Geschichte?“, fragte St. Vincent mit ungläubig gerunzelter Stirn. „Die Erika entstammt den Tränen eines Mädchens über ihren toten Liebsten?“
„Aye.“
„Wie, in Gottes Namen, kann das ein Sinnbild des Glücks sein?“
MacPhee öffnete den Mund zu einer Antwort, aber in diesem Moment kam Florag zurück und gab Evie einen Zweig getrockneter weißer Erika. Evie murmelte ihren Dank und erlaubte dem Schmied, sie zum Amboss hinüberzuführen, der in der Mitte des Raums platziert war. „Haben Sie einen Ring für das Mädchen?“, fragte MacPhee St. Vincent, der den Kopf schüttelte. „Hab ich mir doch gedacht“, sagte der Schmied zufrieden.
„Gavenia, hol das Kästchen mit den Ringen.“ Er beugte sich zu Evie und erklärte: „Ich arbeite nicht nur mit Eisen, sondern auch mit feinen Metallen. Es ist gute Arbeit und alles aus schottischem Gold.“
„Sie braucht keinen …“ St. Vincent brach mit finsterer Miene ab, als Evie den Blick zu ihm hob. „Schon gut. Aber schnell, bitte.“
MacPhee zog ein Viereck aus Wollstoff aus dem Kästchen und breitete es über den Amboss. Liebevoll legte er eine Auswahl von einem halben Dutzend Ringen auf den Stoff. Evie beugte sich vor, um sie zu betrachten. Die Ringe, alle aus Gold, in unterschiedlichen Größen und mit verschiedenen Mustern, waren so zierlich und erlesen, dass es unmöglich schien, dass sie unter den rauen, groben Händen des Schmieds entstanden sein sollten. „Dieser hier hat Disteln und Knoten“, sagte MacPhee und hielt ihr einen zur Ansicht
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