Es begann in einer Winternacht
Dort, wo seine Hand ihre umschloss, war der einzige warme Platz an ihrem Körper.
St. Vincents Stimme klang so außergewöhnlich beherrscht, dass Evie, wenn sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen wäre, gewarnt gewesen wäre, keinen weiteren Widerstand zu leisten. „Willst du wirklich so in den Gasthof gehen?“
Es war vielleicht unlogisch, aber Evie war viel zu erschöpft, um ihre Gefühle vernünftig erklären zu wollen. Sie wusste nur, dass sie in ihrem Leben schon mehr als genug Pech gehabt hatte und nicht noch mehr davon brauchte.
„Dies ist Gretna Green. Niemand wird sich etwas dabei denken. Und ich dachte, es wäre dir egal, was für einen Eindruck du machst.“
„Ich habe nie etwas dagegen gehabt, verkommen oder schurkisch zu wirken. Aber ich habe durchaus etwas dagegen, den Eindruck eines Vollidioten zu machen.“
„Nein, nicht“, sagte Evie heftig, als St. Vincent wieder nach dem Band griff. Sie rang mit ihm, und ihre Finger verwirrten sich mit den seinen. Und dann war plötzlich sein Mund auf dem ihren, und er presste sie gegen die Wand des Gebäudes und bedeckte ihren Körper mit dem seinen. Seine freie Hand fand ihren Nacken unter der schweren Masse ihres nassen Haars. Unter dem betörenden Druck seiner Lippen erwachte jeder Teil ihres Körpers zum Leben. Sie wusste nicht, wie man küsste, was genau sie mit ihrem Mund tun sollte. Verwirrt und zitternd presste sie ihre geschlossenen Lippen gegen die seinen, während ihr Herz wie wild schlug und ihr die Knie weich wurden.
Er wollte Dinge, von denen sie nicht wusste, wie sie sie ihm geben sollte. Er spürte ihre Verwirrung und zog sich ein wenig zurück, nahm ihren Mund mit kleinen hartnäckigen Küssen in Besitz. Die Stoppeln seines Bartes rieben sanft über ihre Haut. Seine Finger fanden ihr elegant geschwungenes Kinn, sein Daumen glitt über ihre Oberlippe und öffnete leicht ihren Mund. In dem Moment, wo er Zugang hatte, versiegelte sein Mund den ihren. Sie konnte ihn schmecken, eine subtile und betörende Essenz, die ihr wie eine exotische Droge vorkam. Seine Zunge drang tief in ihren Mund, erforschte ihn zärtlich … und wagte sich weiter vor, als sie ihm keinen Widerstand entgegensetzte.
Nach einem exquisiten Kuss zog er sich zurück, bis sich ihre Lippen kaum noch berührten. Ihr Atem vereinigte sich in kleinen Wölkchen in der eiskalten Nachtluft. Er hauchte ihr mit halbgeöffneten Lippen einem sanften Kuss auf, dann noch einen. Sein Geschmack füllte ihren Mund. Die leichten Küsse wanderten über ihre Wange zu der Höhlung ihres Ohres. Sie holte hastig Luft, als sie fühlte, wie er mit der Zunge den zarten Rand erkundete, kurz bevor seine Zähne sanft in ihr Ohrläppchen bissen. Sie bewegte sich unruhig, als unbekannte Empfindungen durch ihre Brüste und weiter nach unten, zu intimeren Plätzen strömten.
Sie presste sich an ihn und suchte blind nach seinem heißen neckenden Mund, dem seidigen Streicheln seiner Zunge. Er gab sich ihr hin, sein Kuss sanft, aber bestimmt. Um sich überhaupt auf den Füßen zu halten, schlang sie ihren freien Arm um seinen Nacken, während er ihr anderes Handgelenk gegen die Mauer drückte, ihre Pulsschläge hart unter der Hülle des weißen Bandes. Ein weiterer tiefer Kuss, wild und beruhigend zugleich … er eroberte ihren Mund, schmeckte sie und leckte in sie hinein. Der Genuss raubte ihr fast die Sinne. Kein Wunder …, dachte sie mit wirbelndem Kopf. Kein Wunder, dass so viele Frauen sich diesem Mann hingegeben hatten, ihren Ruf und ihre Ehre für ihn weggeworfen hatten … wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, sogar gedroht hatten, sich zu töten, wenn er sie verlassen würde. Er war die verkörperte Sinnlichkeit.
Als St. Vincent einen Schritt zurücktrat, überraschte es Evie, dass sie nicht einfach zusammenbrach. Er atmete genauso schnell wie sie, schneller. Seine Brust hob und senkte sich rhythmisch. Sie waren beide still, während er das Band löste. Seine eisblauen Augen waren ganz auf diese Aufgabe konzentriert. Seine Hände zitterten. Er brachte es nicht über sich, ihr ins Gesicht zu sehen, wobei sie nicht wusste, ob es daran lag, dass er ihren Gesichtsausdruck nicht sehen wollte, oder weil er nicht wollte, dass sie seinen sah. Auch nachdem das weiße Seidenband zu Boden gefallen war, fühlte Evie sich, als seien sie noch immer verbunden. Ihr Handgelenk schien noch an das seine gefesselt.
Als er es endlich wagte, ihren Blick zu erwidern, sah sie in seinen
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