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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Evie.
    „Mylord“, kam die Aufforderung des Schmieds.
    St. Vincent sah zu ihr hinab. Seine Augen waren kühl und funkelnd wie Diamanten und enthüllten nichts. Und doch wusste sie irgendwie, dass auch er die seltsame, drängende Spannung, die sich zwischen ihnen aufbaute, fühlen könnte, eine Ladung stark wie ein Blitz.
    Seine Stimme war dunkel und ruhig. „Ich nehme dich zu meinem angetrauten Eheweib.“
    Befriedigung schwang in MacPhees Stimme. „Hiermit erkläre ich euch vor Gott und den hier anwesenden Zeugen zu Mann und Frau. Was Gott zusammengeführt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Das macht zweiundachtzig Pfund, drei Kronen und einen Shilling.“
    Mit Mühe wandte St. Vincent seine Augen von Evie ab, warf dem Schmied einen Blick zu und zog die Augenbraue hoch.
    „Fünfzig Pfund für den Ring“, sagte MacPhee als Antwort auf die stumme Frage.
    „Fünfzig Pfund für einen Ring ohne Stein?“, fragte St.Vincent beißend.
    „Das ist schottisches Gold“, sagte MacPhee, entrüstet, dass sein Preis hinterfragt werden sollte. „Es kommt aus den Bächen der Lowther Hills …“
    „Und wofür ist der Rest?“
    „Dreißig Pfund für die Zeremonie, ein Pfund für die Benutzung meiner Schmiede, eine Guinea für die Heiratsurkunde, die ich morgen fertig haben werde, jeweils eine Krone für die Zeuginnen …“, der Schmied hielt inne, um zu seinen Töchtern hinüberzuzeigen, die kicherten und hastig knicksten, „eine weitere Krone für die Blumen …“
    „Eine Krone für eine Handvoll getrockneten Krauts?“, fragte St. Vincent entrüstet.
    „Für das Lied berechne ich Ihnen nichts“, gestand MacPhee ihnen gnädig zu. „Oh, und einen Shilling für das Band … das Sie auf keinen Fall abnehmen dürfen, bis die Ehe vollzogen ist … oder das Unglück wird Ihnen von Gretna aus folgen.“
    St. Vincent öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber nach einem Blick auf Evies erschöpftes Gesicht griff er in seinen Gehrock, um das Geld herauszuholen. Seine Bewegungen waren ungeschickt, weil er Rechtshänder war, aber nur seine Linke benutzen konnte. Er zog ein Bündel Geldscheine und einige Münzen hervor und warf sie auf den Amboss. „Da“, sagte er schroff. „Nein, nein, ich will kein Wechselgeld. Geben Sie es Ihren Töchtern“, ein sarkastischer Ton kam in seine Stimme, „zusammen mit meinem Dank für das Lied.“
    Ein Chor von Danksagungen hallte durch die Schmiede, und die Mädchen fühlten sich berufen, ihnen zur Tür des Hauses zu folgen und eine weitere Strophe des Hochzeitslieds zu singen.
    Und ewig will ich lieben dich Bis dass das Meer versiegt…

4. KAPITEL
    Als sie das Cottage des Schmieds endlich verließen, war der Regen stärker geworden und fiel nun in schwarz-silbern schimmernden Sturzbächen vom Himmel. Evie nahm ihre letzte Kraft zusammen und beschleunigte ihre Schritte auf dem Weg zurück zum Gasthof. Sie fühlte sich, als würde sie durch einen Traum wandern. Alles wirkte verzerrt. Es war schwierig, ihre Augen auf irgendetwas zu fokussieren, und der schlammige Boden schien unter ihren Füßen launenhaft zu schwanken. Mit wenig Begeisterung ließ sie zu, dass St. Vincent sie unter den Schutz eines tropfenden Dachüberstands zog und stehenblieb.
    „Was ist?“, fragte sie wie betäubt.
    Er griff nach ihren zusammengebundenen Handgelenken und begann, an dem verknoteten Band zu zerren. „Ich will dies hier loswerden.“
    „Nein. Warte.“ Die Kapuze ihres Umhangs fiel zurück, als sie versuchte, ihn zurückzuhalten. Ihre Hand bedeckte die seine und unterbrach für einen Moment seine hastigen Bewegungen.
    „Warum?“, fragte St. Vincent gereizt. Wasser lief vom Rand seines Hutes, als er zu ihr hinunterschaute. Es war Nacht geworden, und die einzige Beleuchtung kam von dem schwachen Schein der flackernden Straßenlaternen.
    Das matte Licht fing sich in seinen hellen Augen und brachte sie wie von innen zum Leuchten.
    „Du hast gehört, was Mr. MacPhee gesagt hat. Es bringt Unglück, wenn wir das Band aufknüpfen.“
    „Du bist abergläubisch“, sagte St. Vincent in ungläubigem Tonfall. Evie nickte entschuldigend.
    Es war nicht zu übersehen, dass sein Ärger nur noch von einem dünnen Band, viel gespannter als das, das ihre Hände verband, im Zaum gehalten wurde. Sie standen nebeneinander in der Dunkelheit, ihre kalten zusammengebundenen Arme in einem unangenehmen Winkel nach oben gebogen. Evie fühlte, wie sich die Finger seiner gebundenen Hand um ihre Faust legten.

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