Es begann in einer Winternacht
hin. „Dieser hier hat ein Schlüsselmuster und dieser eine Shetland-Rose.“
Evie hob den kleinsten der Ringe hoch und probierte ihn am vierten Finger ihrer linken Hand. Er passte perfekt.
Sie hob ihn näher an ihr Gesicht und betrachtete ihn genauer. Es war der einfachste der Ringe, ein polierter Goldreif mit den eingravierten Worten Tha gradh agam ort. „Was bedeutet das?“, fragte sie MacPhee.
„Es heißt: ‚Meine Liebe ist bei dir.‘“
Von St. Vincent kamen kein Wort und keine Bewegung. Evie errötete in der folgenden unangenehmen Stille und zog den Ring vom Finger. Sie bereute jetzt, sich überhaupt für die Ringe interessiert zu haben. Der Gedanke an Liebe war in dieser hastigen Zeremonie so fehl am Platz, dass es nur noch weiter betonte, welch eine hohle Farce diese Hochzeit war. „Ich glaube, ich möchte doch keinen“, murmelte sie und legte den kleinen Ring vorsichtig zurück auf das Tuch.
„Wir nehmen ihn“, sagte St. Vincent zu Evies großer Überraschung. Er nahm den Goldreif in die Hand. Als Evie mit großen Augen zu ihm hinübersah, fügte er kurz hinzu: „Es sind nur Worte. Sie bedeuten nichts.“
Evie nickte und senkte den Kopf, ihr Gesicht noch immer gerötet.
MacPhee betrachtete sie mit einem Stirnrunzeln und zog nachdenklich an den Barthaaren auf der rechten Seite seines Gesichts. „Mädchen“, sagte er mit entschlossener Fröhlichkeit zu seinen Töchtern, „jetzt wollen wir ein Lied von euch hören.“
„Ein Lied …“, protestierte St. Vincent. Evie zog an seinem Arm.
„Lassen Sie sie …“, murmelte sie. „Je mehr Sie diskutieren, desto länger wird es dauern.“
Mit einem unterdrückten Fluchen starrte St. Vincent mit zusammengekniffenen Augen auf den Amboss, während die Schwestern in harmonischen Zweigesang einstimmten.
Oh, meine Liebste ist wie die Rose
Voll Blüten wunderbar
Oh, meine Liebste ist wie die Melodie
Im Ton so rein und klar
So schön wie du, du holde Maid,
Ist meine Liebe tief
Und ewig will ich lieben dich
Bis dass das Meer versiegt…
Der Schmied lauschte seinen Töchtern mit glühendem Stolz und wartete, bis der letzte lang gezogene Ton verklungen war, um sie dann ausführlich zu loben. Er wandte sich dem vor dem Amboss stehenden Paar zu und sagte mit großer Gewichtigkeit: „Lasst mich nun also fragen: Sind Sie beide unverheiratet?“ „Ja“, antwortete St. Vincent kurz. „Und haben Sie einen Ring für die Braut?“ „Sie haben doch gerade …“ Im Angesicht von MacPhees erwartungsvoll gehobenen Augenbrauen hielt St. Vincent mit einer gemurmelten Verwünschung inne. „Ja“, knurrte er. „Ich habe ihn hier.“
„Dann stecken Sie ihn der Braut an, und legen Sie Ihre Hand an die ihre.“
Evie fühlte sich seltsam schwindelig, als sie vor St. Vincent stand. In dem Moment, in dem er ihr den Ring an den Finger steckte, fing ihr Herz wie wild an zu schlagen und sandte heiße Ströme durch ihren Körper, die weder Erwartung noch Angst waren, sondern ein ganz neues Gefühl, das ihre Sinne bis ins Unerträgliche steigerte. Sie hatte kein Wort für dieses Gefühl. Spannung erfüllte sie, während das Hämmern ihres Pulses nicht nachlassen wollte. Ihre Hände langen flach aneinander, seine Finger viel länger als die ihren, seine Handfläche glatt und warm.
Sein Kopf neigte sich, sein Gesicht über dem ihren. Auch wenn es sonst völlig ausdruckslos war, war ein Hauch von Farbe auf seine Wangen getreten und hatte sich über seinen Nasenrücken gebreitet. Auch sein Atem kam schneller als sonst. Dass sie ihn schon so gut kannte, dass ihr etwas so Intimes wie der normale Rhythmus seines Atems geläufig war, überraschte Evie, und sie wandte den Blick ab. Sie sah, wie der Schmied ein weißes Band von einer seiner Töchter entgegennahm, und sie zuckte ein wenig zusammen, als er es fest um ihre aneinanderliegenden Handgelenke band.
Ein wortloses Murmeln kitzelte sie am Ohr, und sie fühlte, wie St. Vincent seine frei gebliebene Hand an die Seite ihres Halses hob und sie streichelte, als wäre sie ein nervöses Tier. Sie entspannte sich unter seiner Berührung, während seine Fingerspitzen mit sensibler Leichtigkeit über ihre Haut glitten.
MacPhee schlang geschäftig das Band um ihre Handgelenke. „Nim knüpfen wir den Knoten“, sagte er und tat es auch gleich mit großer Geste. „Sprich mir nach, Mädchen … ‚Ich nehme dich zu meinem angetrauten Ehemann.‘“
„Ich nehme dich zu meinem angetrauten Ehemann“, flüsterte
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