Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
links von ihr an die Wand legte. Er war ein bisschen größer als der Durchschnitt, aber nicht so, dass er sie unangenehm überragte. Sein gebräunter Hals war auf ihrer Augenhöhe. Sie versuchte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen, nahm einen flachen Atemzug und sagte:
    „Nein, ich habe ihn allein gefunden. Sie haben einen seltsamen Akzent.“
    „Genau wie Sie. Amerikanisch?“
    Daisy nickte. Die Fähigkeit zu sprechen hatte sie verlassen, nachdem sie das Funkeln eines kleinen Diamanten an seinem Ohrläppchen bemerkt hatte. Sie fühlte ein merkwürdiges kleines Drehen in ihrem Magen, beinahe wie Ekel, aber es ließ ihre Haut sehr heiß werden, und ihr wurde verärgert bewusst, dass sie errötete. Er stand dicht genug bei ihr, damit sie seinen sauberen Geruch nach Seife, vermischt mit einem Hauch von Pferd und Leder, wahrnehmen konnte. Es war ein angenehmer Duft, ein männlicher Duft, ganz anders als der ihres Vaters, der immer nach Rasierwasser und Schuhcreme roch und nach frisch gedruckten Geldscheinen.
    Ihr unruhiger Blick irrte über seine Arme, die hoch gerollten Hemdsärmel… und blieb an dem erstaunlichen Anblick eines Bildes auf seinem rechten Unterarm hängen. Es war ein kleines schwarzes Pferd mit Flügeln.
    Rohan bemerkte ihren faszinierten Blick und senkte seinen Arm, um ihr eine bessere Sicht zu verschaffen. „Ein irisches Symbol“, sagte er. „Ein Albtraum-Pferd, Puca genannt.“
    Das absurd klingende Wort zauberte ein kleines Lächeln auf Daisys Lippen. „Kann man es abwaschen?“, fragte sie zögernd.
    Er schüttelte den Kopf, und seine Wimpern senkten sich halb über seine bemerkenswerten Augen.
    „Ist ein Puca wie der Pegasus der griechischen Mythologie?“, fragte Daisy, die sich so eng wie nur irgend möglich an die Wand drückte.
    Rohan ließ seinen Blick über ihren Körper wandern, wie es noch kein anderer Mann zuvor getan hatte, so als würde er sie in aller Ruhe katalogisieren. „Nein. Es ist viel gefährlicher. Ein Puca hat Augen aus gelbem Feuer, einen Schritt, der Berge überwindet, und es spricht mit einer menschlichen Stimme so tief wie eine Höhle. Um Mitternacht hält es vor deinem Haus und ruft deinen Namen, wenn es dich auf einen Ritt mitnehmen will. Wenn du mit ihm gehst, fliegt es mit dir über Erde und Ozeane … und wenn du je zurückkommst, wird dein Leben nie mehr so wie früher sein.“
    Daisy fühlte, wie sie am ganzen Körper Gänsehaut bekam. All ihre Sinne warnten sie, dass sie diese beunruhigende Unterhaltung sofort beenden und seine Gegenwart mit aller gebotenen Eile verlassen sollte. „Wie interessant“, murmelte sie und drehte sich im Kreis seiner Arme auf der Suche nach der Kante der verborgenen Tür. Zu ihrer Bestürzung hatte er sie geschlossen, und sie war nun wieder geschickt in der getäfelten Wand verborgen. Panisch drückte sie gegen verschiedene Stellen an der Wand, um den Mechanismus zu finden, der sie öffnen würde.
    Ihre feuchten Handflächen pressten sich gegen die Täfelung, als sie fühlte, wie Rohan sich von hinten gegen sie lehnte, sein Mund direkt an ihrem Ohr. „Sie werden sie nicht finden. Es gibt nur eine einzige Stelle, die den Riegel öffnen wird.“
    Sein heißer Atem strich über ihren Hals, während der leichte Druck seines Körpers sie wärmte, wo auch immer sie sich berührten.
    „Warum zeigen Sie es mir nicht?“, schlug Daisy vor. Sie bemühte sich, so gut sie konnte, Lillians sarkastischen Tonfall zu imitieren, musste aber bestürzt feststellen, dass sie sich nur unsicher und verwirrt anhörte.
    „Was geben Sie mir dafür?“
    Daisy versuchte, Empörung zu empfinden, selbst wenn ihr Herz wie ein wilder Vogel in einem Käfig gegen ihre Rippen flatterte. Sie drehte sich zu ihm um und äußerte einige scharfe Worte, von denen sie hoffte, dass sie ihn zurücktreiben würden: „Mr. Rohan, wenn Sie damit andeuten wollen, dass ich … nun, ich habe noch nie einen Mann sich weniger wie ein Gentleman verhalten sehen.“
    Er bewegte sich keinen Zoll von der Stelle. Ein verschwörerisches Grinsen enthüllte seine sehr weißen Zähne.
    „Aber ich weiß, wo die Tür ist“, erinnerte er sie.
    „Wollen Sie Geld?“, fragte sie verächtlich.
    „Nein.“
    Daisy schluckte hart. „Sie wollen sich eine Freiheit herausnehmen?“ Sie sah sein Unverständnis und stellte mit errötenden Wangen klar: „Eine Freiheit ist … eine Umarmung oder ein Kuss …“
    Etwas Gefährliches blitzte in Rohans goldenen Augen auf.

Weitere Kostenlose Bücher