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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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der Tür und öffnete sie.
    Zu Daisys Unbehagen kam er mit ihr in den dunklen Gang und begleitete sie die schmale Treppe hinauf, führte sie, als könnte er wie eine Katze im Dunkeln sehen. Sobald sie das obere Ende erreicht hatten, wo der Umriss der Tür zur Bibliothek sichtbar war, blieben sie gleichzeitig stehen.
    Daisy hatte das Gefühl, sie sollte etwas sagen, und murmelte: „Leben Sie wohl, Mr. Rohan. Wir werden uns vermutlich nie wiedersehen.“ Sie konnte das nur hoffen – weil sie sich sicher war, ihm nie wieder in die Augen blicken zu können.
    Er beugte sich über ihre Schulter, bis sein Mund direkt an ihrem Ohr war. „Vielleicht erscheine ich eines Mitternachts an Ihrem Fenster“, flüsterte er, „um Sie zu einem Ritt über Erde und Ozeane zu verführen.“
    Und damit öffnete er den geheimen Riegel, schob Daisy sanft in die Bibliothek und schloss die Tür wieder hinter ihr. Vor Verwirrung blinzelnd, starrte sie Annabelle und Evie an.
    Annabelle sagte trocken: „Ich hätte wissen müssen, dass du etwas wie einer Geheimtür nicht würdest widerstehen können. Wo bist du gewesen?“
    „Evie hatte recht“, sagte Daisy und heiße rote Flecken brannten hoch auf ihren Wangen. „Sie führte zu keinem Ort, an den ich gehen wollte.“

16. KAPITEL
    Auch wenn die Kleider, die Annabelle Hunt mitgebracht hatte, eher für Halb- als für Volltrauer angemessen waren, entschloss sich Evie, sie zu tragen. Sie hatte schon gegen die Vorschriften des Anstands verstoßen, indem sie andere Stoffe als Krepp angezogen hatte, und es gab kaum jemanden im Club, der es gewagt hätte, sie zu kritisieren. Also machte es auch keinen großen Unterschied, ob sie schwarz, braun oder grau trug. Außerdem war sie sich sicher, dass es ihrem Vater nichts ausgemacht hätte.
    Evie nahm noch einmal den Brief zur Hand, den Annabelle zu den Kleidern gelegt hatte, und las ihn ein weiteres Mal mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich habe diese Kleider in Paris machen lassen“, hatte Annabelle augenzwinkernd geschrieben, „ohne die Folgen von Mr. Hunts Männlichkeit zu bedenken. Wenn ich sie wieder tragen kann, werden sie hoffnungslos aus der Mode sein. Mein Geschenk an dich, liebste Freundin.“
    Evie probierte ein weiches graues, mit Seide gefüttertes Wollkleid an und stellte fest, dass es sehr gut passte. Doch ihre Freude über das neue Kleid wurde von einem Gefühl der Melancholie überschattet, weil sie an ihren Vater denken musste. Während sie traurig durch das Hazardzimmer wanderte, sah sie Sebastian, der mit zwei staubbedeckten Maurern sprach. Er war viel größer als die beiden und neigte den Kopf zu ihnen, als sie ihm antworteten. Dann machte er einen Scherz, der sie zum Lachen brachte.
    Ein Funken von Humor glitzerte noch immer in Sebastians Augen, als er zufällig in Evies Richtung blickte. Sein Blick wurde weicher, und er verabschiedete sich von den Maurern und kam mit gemächlichen Schritten auf sie zu.
    Evie kämpfte gegen eine Welle des Glücks, besorgt, dass sie närrisch verliebt erscheinen könnte. Doch so entschieden sie ihre Gefühle auch zurückdrängte, sie schienen wie Diamantenstaub hervorzubrechen und die Luft um sie zum Funkeln zu bringen. Das Seltsame war, dass er ähnlich glücklich zu sein schien, in ihrer Nähe zu sein, denn er hatte die Fassade des harten, übersättigten Lebemannes abgelegt und lächelte sie mit echter Wärme an.
    „Evie …“ Sein goldener Kopf neigte sich über ihr emporgewandtes Gesicht. „Ist alles in Ordnung?“
    „Ja, ich … nein.“ Sie rieb sich ungeduldig die Schläfen. „Ich bin müde. Und gelangweilt und hungrig.“
    Sein leises Lachen schien durch ihren Trübsal zu dringen. „Das kann ich ändern.“
    „Ich will dich nicht bei der Arbeit stören …“, sagte sie zögernd.
    „Rohan wird sich für einige Zeit um alles kümmern. Komm, lass uns nachsehen, ob das Billardzimmer leer ist.“
    „Billard?“, wiederholte Evie widerstrebend. „Warum sollten wir da hingehen?“
    Er warf ihr einen provokanten Blick zu. „Um zu spielen, natürlich.“
    „Frauen spielen kein Billard.“
    „In Frankreich schon.“
    „Nach allem, was Annabelle sagt“, sagte Evie, „tun die Frauen in Frankreich so manche Dinge, die sie hier nicht tun.“
    „Ja. Ein sehr modern denkendes Volk, die Franzosen. Während wir Engländer dazu neigen, Vergnügen mit tiefem Misstrauen zu betrachten.“
    Das Billardzimmer war tatsächlich leer. Sebastian schickte nach einem Tablett mit

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