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Es bleibt natürlich unter uns

Es bleibt natürlich unter uns

Titel: Es bleibt natürlich unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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und Böse, von keinem Gefühl mehr gekitzelt... Liebe, das kann eine starke Kraft sein und zwei Menschen ein ganzes Leben lang tragen. Aber gewöhnlich ist sie ein Gefühlchen, eine kleine Hitze, die im Bett ein paar Funken gibt, na ja...“
    „Sie haben vollkommen recht. Aber woher soll man wissen, wenn man drinsteckt, ob es sich um die große tragende Kraft oder um die kleine Hitze handelt?“
    „Wichtig ist, daß man weiß, ob man miteinander auskommen und leben kann. Ob man auch die Schwächen des Partners verträgt, seinen Geruch und die Geräusche, die er in der Nacht von sich gibt, sein Fingernägelkauen und sein Nasenbohren...“
    „Gewiß, gewiß...“, murmelte er grinsend. Die alte Dame hatte eine Art zu reden, die ihm imponierte. Aber ihm war trotzdem nicht recht wohl dabei. Er spürte mit Unbehagen, daß sie ein Ziel verfolgte, das nicht sein Ziel war.
    „Johanna ist jetzt am Ammersee...“sagte sie.
    „Ich weiß es bereits, ich habe soeben von ihr einen Brief bekommen. Er ist noch in Sheffield aufgegeben worden, aber sie schrieb darin, daß sie bereits in Deutschland oder sogar schon in Aldenried sein werde, wenn ich ihn bekäme.“
    „Und was schrieb sie sonst noch darin?“
    „Hm...daß sie ziemlich rund geworden ist... ja... und daß ich sie unter keinen Umständen besuchen soll...“
    „In der Figur wird sie sich nicht verändern!“ sagte die alte Frau sehr bestimmt. „Sie gerät mir nach, und ich habe meine Kinder wie eine Katze gekriegt. Ich habe sieben gehabt. Keine Masseuse will es mir glauben. Noch heute nicht.“
    Lothar Lockner wußte nicht recht, ob es angebracht sei, der alten Dame ein Kompliment zu machen. Er unterließ es lieber.
    „Stört Sie das Kind sehr?“ fragte sie plötzlich. Er hatte das Gefühl, sie hätte eine Pistolenkugel auf ihn abgeschossen.
    „Es stört mich durchaus nicht!“ antwortete er ein wenig verwirrt; „sehen Sie, gnädige Frau, wenn ich auch nicht der Vater dieses Kindes bin... aber ich habe es Jo sozusagen eingeredet... ja, ich habe ihr gut zugeredet, sich darauf zu freuen... weil sie doch so verzweifelt war...“
    Die alte Dame sah ihn stumm an, bis er unter ihrem Blick zu zappeln begann und nach einer neuen Zigarette griff.
    „Sie scheinen kein übler Bursche zu sein“, sagte sie schließlich und nickte ihm zu; „sagen Sie einmal, was verdienen Sie eigentlich in Ihrem Beruf? Fünfhundert, schätze ich...“
    „Etwas mehr, wenn Sie es ganz genau wissen wollen..
    „Ich will immer alles ganz genau wissen!“ sagte sie scharf.
    „Und weshalb interessiert Sie mein Einkommen?“
    „Das Kind stört Sie also nicht!“ stellte sie fest; „Sie schreiben unserer Johanna Briefe, die ,ihre einzige Freude und ihr bester Trost’ sind — jedenfalls hat sie mir das geschrieben...“ Er hatte bei ihren Worten das Gefühl, die alte Dame sei ein wenig eifersüchtig auf ihn...
    „Nun sagen Sie mir, weshalb heiraten Sie das Mädel nicht?“
    „Also — hören Sie einmal...!“ stotterte er und spürte, wie ihm der Rücken feucht wurde.
    „Lassen Sie mich erst ausreden!“ unterbrach sie ihn; „Johanna hat mir gedroht, wir wären geschiedene Leute, wenn ich es wagen würde, Sie aufzusuchen. Nun, ich habe es gewagt — und Sie werden den Mund halten, verstanden! — Das Mädel hat sich natürlich nicht getraut, Ihnen etwas zu sagen. Aber ich weiß, wie sie an Ihnen hängt. Und ich habe keine Hemmungen. Ich habe noch niemals welche gehabt... Und ich lege Ihnen die Karten ganz offen auf den Tisch. Sie scheinen ein recht anständiger junger Mann zu sein. Aber was sind Sie sonst? Ein kleiner Angestellter vom Lobmüller Alois, — und das werden Sie vermutlich Ihr Leben lang bleiben. — Hören Sie mir gut zu! Wir werden Sie mit fünfzig oder sechzig Mille als Teilhaber in den Zeitungsverlag vom Lobmüller einkaufen...“
    Sie stockte mitten im Satz und blickte überrascht auf, denn Lothar Lockner hatte sich erhoben.
    „Auf Wiedersehn!“ sagte er unmißverständlich und warf dazu noch einen Blick auf seine Armbanduhr, „ich muß leider an die Arbeit! — Aber um Sie auch noch über jenen Punkt zu beruhigen, der Ihnen unangenehm zu sein scheint: ich werde Johanna von Ihrem Besuch und Ihrem Vorschlag natürlich nie ein Wort sagen.“
    „Ich wollte Ihnen eine anständige Existenz verschaffen, Sie junger Narr!“ zischte sie ihn an.
    „Nein, gnädige Frau, Sie wollten mich für Johanna kaufen. Möglich, daß ich ein Idiot bin, aber mir langen die Kröten, die

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