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Es blieb nur ein rotes Segel

Es blieb nur ein rotes Segel

Titel: Es blieb nur ein rotes Segel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Name Felixowna stand bald auf der Wunschliste aller großen Opernhäuser obenan.
    Chamitja Maximowitsch rieb sich die Hände, schraubte die Gagen hoch und ließ jeden Opernintendanten wissen, daß es ein wahrer Glückstreffer sei, wenn die Felixowna bei ihm tanzen würde.
    1895 war voll ausgebucht, für 1896 drängte man sich auf der Liste der Wartenden, New York hatte sich gemeldet, um die Felixowna wie eine Königin zu empfangen, aber Aronow winkte vorerst ab.
    »Amerika kann warten!« sagte er bestimmt. »1896 sind wir wieder in St. Petersburg!«
    »Was sind wir?« fragte Boris erstaunt.
    »Wir tanzen in der Kaiserlichen Oper! In St. Petersburg und in Moskau! Ich habe meine Ohren überall! Und in diese Ohren hat man hineingeflüstert: Im nächsten Jahr soll der Zar offiziell gekrönt werden! Was wäre eine Zarenkrönung ohne Matilda? Das wird ein Höhepunkt ihres Lebens!«
    »Weiß sie es schon?« fragte Soerenberg.
    »Nein! Sie soll es auch noch nicht. Du lieber Himmel, wir disponieren über Jahre voraus, und morgen kann sie sich das Bein brechen! Aus für immer! Versuchen wir das Schicksal nicht, Borja! Aber wir wollen auch nicht zu weit weg sein. Immer in Europa! Allzeit bereit, nach Rußland zurückzukehren. In Amerika … da liegt der verfluchte Ozean dazwischen! Amerika machen wir erst, wenn die Krönung vorbei ist!« Er schielte zu Boris Davidowitsch hinüber. »Wann heiratet ihr denn?«
    »Wir sprechen nie darüber, Chamitja Maximowitsch.«
    »Aber ihr schlaft doch miteinander!«
    »Ich will Matilda nicht drängen!«
    »Wer soll das verstehen?« Aronow schlug die Hände zusammen. »Im Bett wärmt sie sich an dir wie ein krankes Vögelchen, und immer flattert es wieder davon! Was würde sich denn ändern?«
    »Eine Ehe ist für Matilda unauflösbar.«
    »Will sie denn eines Tages weg?«
    »Nein! Aber eine Ehe ist für Matilda auch unbedingte Treue.«
    »Du bist der einzige Mann in ihrem Bett, das weißt du!«
    »Aber in ihrem Herzen? Ihren Gedanken?«
    »Niki?« fragte Aronow völlig ohne Ehrfurcht. »Das kommt bestimmt nie wieder! Kann man mit einem Schatten leben? Kann man mit einer Erinnerung verheiratet sein?«
    »Ich weiß es nicht, Chamitja Maximowitsch. Matilda ist so ehrlich, zu schweigen, solange die Erinnerung noch in ihr ist. Neulich, als sie die Zeitung las, daß die Zarin schwanger ist, fragte sie mich mit ganz ruhiger Stimme ›Was hätte Niki wohl getan, wenn ich schwanger geworden wäre?‹«
    »Ja, was hätte er wohl getan?« fragte auch Aronow. »Zaren waren da nie zimperlich, und die schwangere Mutter verschwand meistens. Das wäre Niki nie zuzutrauen … er hätte vielleicht Matilda irgendwo auf dem Land ein Gut gekauft und sie geadelt und ja …« Er sah Soerenberg groß an. »Ja, das hätte er getan: Er hätte dich gebeten, sie zu heiraten und dich als Vater des Kindes zu bekennen! Dafür wärest du Fürst geworden! Und du hättest es getan!«
    »Ja!« antwortete Boris Davidowitsch fest.
    »Wenn ich dich überlebe, lasse ich deinen Kopf aufmeißeln, um nachzusehen, ob da ein Hirn drin ist! Idiotisch! Ein ausgeblasenes Ei muß dein Kopf sein!«
    »Ihr könnt mich alle nicht verstehen!« sagte Boris Davidowitsch. »Es ist auch schwer.«
    »Unmöglich ist es!« Aronow kniff die Augen zusammen. »Ich muß zum Augenarzt! Meine Sehschärfe läßt nach! Ich erkenne den Heiligenschein über deinem Kopf nicht mehr …«
    Solche Reden fanden öfter statt, aber sie beeinträchtigten nicht die Harmonie, die zwischen den dreien herrschte.
    Matilda Felixowna tanzte privat im Stockholmer Schloß vor der Königsfamilie und dem Diplomatischen Corps und wurde mit Blumengebinden und Geschenken überschüttet. Oft hingen Kärtchen daran mit Einladungen oder Heiratsanträgen …
    Ein indischer Nabob, der in Stockholm einen bekannten Magenspezialisten konsultierte, legte ihr seinen unermeßlichen Reichtum zu Füßen. Als Vorgeschmack schickte er Matilda einen handgroßen goldenen Elefanten, der mit Rubinen, Perlen und Diamanten überdeckt war. Allein dieser Elefant war mehr wert als Matildas an der Ostsee gemietete Villa.
    »Das ist erst der Anfang!« jubilierte der geldgierige Chamitja Maximowitsch. »Laß uns erst in Paris tanzen! Laß uns erst in San Remo wohnen und in Monte Carlo auftreten! Die reichen Säcke werden sich vor deiner Tür aufreihen … Und je lauter du Nein sagst, um so weiter werden sie ihre Taschen öffnen! So erstaunlich blöde sind die Männer! Wird das ein Leben werden …«
    Da es

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