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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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mit ihrem Wagen in die Stadt, er mit seinem. In einem verschwiegenen kleinen Restaurant treffen sie sich, nehmen einen Tisch ganz hinten in der Ecke, sitzen Hand in Hand und sehen sich liebevoll tief in die Augen. Nach jedem Stelldichein küssen sie sich zum Abschied auf dem Parkplatz, und sie flüstert: »Hoffentlich bis nächsten Freitag, wenn ich es schaffe.«
    Mein Mann wollte sich totlachen und japste schließlich: »Diese Person scheint sich ja daheim fürchterlich zu langweilen! Wer ist die Unglückliche?«
    »Ich«, sagte ich. »Jede Frau muss sich das romantische Flair in der Ehe erhalten. Warum versuchen wir es nicht mal?«
    »Weil ich mir vorkäme wie ein Trottel.« Doch dann merkte er, wie enttäuscht ich war, und sagte schnell: »Also meinetwegen, Freitag bei Fritzens Futterkrippe.«
    Ich machte mich schön, wobei ich mir etwas dämlich, aber auch verrucht vorkam. Ich parkte den Wagen und lief auf meinen Mann zu. Er sah mich durchdringend an.
    »Woran denkst du?«, fragte ich mit leiser Stimme und schmachtendem Augenaufschlag.
    »Hast du deine Diners Club-Karte mit? Sonst müssen wir in den Ausschank vis-à-vis vom Büro. Freitags nehmen die auch Schecks.«
    »Du Böser«, flirtete ich, »so was darfst du erst sagen, wenn wir ganz allein miteinander sind.«
    »Was ist mit deinem Schutzblech passiert?«, fragte er. »Hast du dich mal wieder mit einer Parksäule getroffen?«
    »Wir dürfen uns nicht mehr heimlich sehen«, sagte ich. »Anfang der Woche bin ich immer fest entschlossen, nicht nachzugeben, und freitags überwältigt es mich dann doch.«
    »Tun dir wieder deine Hühneraugen weh?«, fragte er. »Um die Augen herum siehst du elend aus. Du solltest dich lieber hinsetzen.«
    »Das ist Lidschatten, Liebling. Nur für dich. Fällt dir sonst noch etwas an mir auf?«
    »Du hast den Mantelknopf angenäht, der so lang gefehlt hat.«
    »Das Parfüm, du Schelm! Ich werde es nicht mehr benutzen, wenn du mir nicht versprichst, sehr sehr brav zu sein!«
    »Was möchtest du essen?«, fragte er und entfaltete die Speisekarte. »Oder bist du so verliebt, dass es dir den Appetit verschlägt?«
    »Bist du wahnsinnig?«, fragte ich und riss die Speisekarte an mich. »Für mich zwei Hamburger, eine Portion gebratene Zwiebeln, eine doppelte Malzmilch und ein Stück Torte.«

Wein, Weib und kein Gesang
    Ich verzeihe meinem Mann das Theater, das er jedes Mal aufführt, wenn er Wein zum Essen bestellen muss. Er tut, als sei er in Frankreich groß geworden. Zunächst schwenkt er das Glas unter der Nase hin und her. Dann legt er den Kopf in den Nacken, als wolle er gurgeln. Schließlich lässt er einen Tropfen Wein über die Zunge rollen. Wir anderen sitzen am Tisch wie die Trottel und warten darauf, dass dieser Mensch, der einen guten Jahrgang nicht von Mundwasser unterscheiden kann, beschlossen hat, ob ihm der Wein ›mundet‹ oder nicht.
    Der Kellner tritt von einem Fuß auf den anderen. Schließlich spricht Caesar. »Noch ein wenig, bitte«, sagt er und hält ihm das Glas hin. Und während ich bereits die Augen verdrehe, sagt er: »Ich möchte ganz sicher sein.«
    »Du hast doch nicht die blasseste Ahnung, was du tust«, sage ich vorwurfsvoll.
    »Wie kannst du so was sagen?«, fragt er.
    »Weil ich den Gesichtsausdruck kenne, mit dem ich im Supermarkt an den Melonen herumdrücke, und auch keine blasse Ahnung habe, was ich tue.«
    »Damit du es nur weißt, meine Liebe«, sagt er und wischt sich einen Korkkrümel vom Kinn, »Weinkosten ist ein uralter Brauch, der einst dazu diente, Könige und Königinnen vor Gift zu schützen.«
    »Wenn das so ist, hättest du auch den Schmorbraten vorkosten müssen«, sage ich.
    Und während er dasitzt und sich die Lippen leckt und noch immer zu keiner Entscheidung kommt, fährt mir eine andere Frage durch den Kopf. Woher weiß eigentlich der Ober, wem er den Wein zu kosten geben muss? Dem mit der rötesten Nase? Dem, der aussieht, als ob er nachher die Rechnung zahlt? Oder dem unauffälligen Geheimagenten, der überall Könige und Königinnen zu schützen hat?
    »Übrigens«, sage ich schließlich zu meinem Mann, »hast du bereits die halbe Flasche weggekostet. Findest du nicht, dass auch wir anderen jetzt gefahrlos einen Schluck Wein zu unserem Dinner genießen könnten?«
    »Die erste Flasche habe ich zurückgehen lassen«, sagt er.
    »Mach keine Witze. Warum denn?«
    »Warum denn ist gut! Diese Leute haben es nicht mit einem Anfänger zu tun, der nur bei der Betriebsfeier einen

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