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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Wesentliches geleistet und mir dadurch ein Denkmal gesetzt zu haben. Ist der Kurs ›500 verschiedene Arten, Fleischbuletten zuzubereiten‹ schon ausgebucht?« Leider war er.
    Die Kursleiterin schlug mir einen Malkurs vor. Ich erklärte ihr, darin sei ich Anfänger. Sie versicherte mir, der Malkurs sei speziell für Dilettanten, die noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt hätten. (Sie hätte auch sagen können »zwischen den Zehen oder in den Ohren«, denn die Damen handhabten, wie sich herausstellte, den Pinsel in jeder nur denkbaren Stellung.)
    Meine erste Arbeitspartnerin am Tisch war eine schlanke Blondine. Sie ließ den Deckel eines Kastens aufspringen, der aussah wie ein Behälter für Angelzeug, und Ölfarben im Wert von ungefähr 90 Dollar quollen heraus. Sie hisste die Leinwand wie ein Segel am Mast eines Hochseesegelbootes und hatte binnen zwanzig Minuten eine impressionistische Landschaft des Grand Canyon in acht verschiedenen Rottönen skizziert und ausgeführt.
    »Und woran arbeiten Sie?«, fragte sie, ohne den Blick von ihrem Œ uvre zu nehmen.
    »Ach, an nichts Besonderem«, sagte ich. »Mir kam da nur heute eine kleine Idee.«
    Sie griff nach meinem Skizzenbuch. »Was? Sie zeichnen einen Schneemann von einer Weihnachtskarte ab?«
    Meine nächste Partnerin war eine Frau reiferen Alters. Sie gestand, sie habe seit Jahren keine Leinwand mehr vor sich auf der Staffelei gehabt. Aber mich kann sie nicht irreführen: Sie hatte einen verklecksten Malmantel an, der ihr gehörte, und besaß, wie ich vermutete, auch ein eigenes Gerüst, von dem aus sie höchstwahrscheinlich an Wochenenden die Decke der Sixtinischen Kapelle nachbesserte.
    »Ja, was haben wir denn da?«, flötete sie und griff nach meinem Skizzenblock. »Ein Küchenfenster, habe ich Recht? Ach liebes Kind, Sie brauchen die dargestellten Gegenstände nicht zu etikettieren. So was lenkt vom Werk als solchem ab. Wenn Sie mir eine Bemerkung erlauben: Ihre Vorhänge sind ein bisschen steif und starr geraten. Vorhänge, wissen Sie, haben stets etwas Weiches, Wehendes, Fallendes.«
    »Meine sonst auch«, sagte ich, »aber ich habe bei der letzten Wäsche zu viel Stärke zugesetzt. Jetzt schlägt man sich an ihnen das Schienbein blau.«
    Meine nächste Tischnachbarin war eine jung verheiratete Frau, die ihr erstes Kind erwartete.
    Schüchtern fragte sie mich: »War es schwer, das Stillleben ›Obst und Krug‹ zu malen?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte ich und riss ein Blatt vom Skizzenblock, das nur ein paar weitverstreute Punkte aufwies.
    »Aber die Trauben, die Bananen und Äpfel?«
    »Die haben meine Kinder aufgegessen.«
    »Und der Krug?«
    »Den hat der Hund vom Tisch geworfen.«
    »Und was sind das für kleine Pünktchen?«
    »Fliegendreck.«
    Ich habe gern einen Tisch für mich allein. Plaudern lenkt mich nur von ernsthafter Arbeit ab.

Krankheiten, mit denen ich zum Arzt ginge, wenn nicht gerade Mittwochnachmittag wäre
    Akute Possessivitis
    »Also, lieber Herr Doktor, die Sache ist die: Ich leide seit kurzem an einem Schub krankhafter Possessivitis. Ich möchte meinen eigenen Schrank haben, eine Wäschekommode, die nur mir gehört und sonst niemand, und außerdem ein paar Kleinigkeiten, die einzig und allein mein persönliches Eigentum sind. Verstehen Sie mich recht: So gern ich mein Leben mit meiner Familie teile, meine Rolle Tesafilm nicht. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Der Doktor lächelte wohlwollend. »Durchaus, durchaus. Nun berichten Sie mal von Anfang an.«
    »Genau genommen merkte ich es zum ersten Mal eines Abends beim Essen. Ich hatte von meinem Desserttörtchen abgebissen und es auf den Teller zurückgelegt. Und als ich noch mal abbeißen wollte, steckte es gerade mein Sohn in den Mund. ›Das ist meins‹, sagte ich, und meine Lippen fingen an zu zittern. ›Du kannst dir ja ein anderes nehmen‹, sagte mein Sohn grinsend. ›Ich will kein anderes‹, widersprach ich, ›es war meins, und du hattest kein Recht, es mir wegzunehmen.‹ Er kicherte in sich hinein. ›Ich hab gewusst, dass es deins ist.‹ ›Warum hast du es dann genommen?‹, rief ich. ›Weil ich ungezogen und nonkonformistisch bin‹, entgegnete er.
    Sehen Sie, Herr Doktor, von dem Moment an fiel mir zu meinem Entsetzen auf, dass mein persönlicher Besitz ohne meine Erlaubnis entwendet wird. Plötzlich merkte ich, dass meine Lieben meinen Augenbrauenstift dazu benutzten, um sich Telefonnummern zu notieren. Meine schwarzen Ohrklipps, die ich nur sonntags

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