Es duftet nach Liebe (German Edition)
gelaunt und zufrieden mit meiner neuen Errungenschaft führte ich meinen Einkaufsbummel fort. Eine Stunde später setzte ich mich in ein Café, um eine Pause zu machen und den vorbei flanierenden Leuten zuzusehen. Eine Shoppingtour war für mich stets ein erhebendes Erlebnis. Es war Abtauchen in die Welt des Glamour und des Überflusses. Stets brachte ich einen kleinen oder manchmal auch einen großen Teil davon mit nach Hause und konnte mich eine Zeit lang daran erfreuen.
Bevor ich weiterzog, wollte ich noch rasch die Toilette aufsuchen, um meine Blase zu erleichtern und mich frisch zu machen. Also packte ich meine Einkäufe und suchte das entsprechende Örtchen auf. Ich war schon einige Male in dem kleinen Café eingekehrt, das sauber und adrett eingerichtet war und von freundlichen Leuten betrieben wurde. Normalerweise ging ich selten auf fremde Toiletten, doch hier war es beinahe klinisch rein, sodass ich guten Gewissens gegen meine Prinzipien verstieß und mich erleichtern ging.
Als ich meine Hände wusch, taxierte ich mich über den Spiegel. Einkaufen war zwar eine Sache, die ich gerne machte, dennoch schaffte sie mich. Es war anstrengend, die ganze, beinahe drei Kilometer lange, Fußgängerzone zu durchqueren und dabei nahezu sämtliche Läden abzuklappern. So versuchte ich mich wieder einigermaßen in Form zu bringen, strich die leicht zerzauste Frisur glatt und sprühte mir sogar auch etwas von meinem neu erstandenen Parfüm an den Hals.
Sofort wurde ich von einer angenehmen Wolke umwoben, die mich in prickelnde Aromen hüllte. Zunächst musste ich an gesüßte Milch und Mandeln denken, doch bald verwandelte sich die Duftnote und erinnerte mich eher an frisch gemähtes Gras, unter das sich auch einige würzige Kräuter gemischt hatten.
Ich lächelte mein Spiegelbild an, strich ein weiteres Mal vorwitzig in die Stirn hängende Strähnen an ihren Platz zurück, schnappte mir meinen Einkauf und verließ die Toilette.
Vor der Tür stieß ich beinahe mit einer jungen Frau zusammen, die aus der anderen Tür gekommen war. Wir sahen uns beide erschrocken an. Mir lag schon eine höfliche Entschuldigung auf den Lippen, als ich bemerkte, wie sich ihr Gesichtsausdruck entspannte und die dezente Verärgerung darauf verschwand. Sie schloss ihre Augen, hob ihre Nase an und atmete hörbar und tief ein.
„Mm … Jasmin“, flüsterte sie ergriffen. Ihre Zungenspitze blieb auf ihren Lippen liegen. Genießerisch schien sie den Duft über ihre feuchte Zunge aufnehmen zu wollen. Ihr Gesicht kam mir immer näher. Fast erlag ich der Versuchung, dass sie mich küssen wollte.
Ich hielt perplex inne, war wie erstarrt. Immer näher kam ihr Gesicht. Ihre Nase folgte dem verführerischen Duft bis zu seinem Ursprung auf meinem Hals. Endlich berührten ihre feuchten, heißen Lippen meinen Hals. Ich fuhr leicht zusammen, denn ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich kannte die Frau nicht und hatte auch nicht die geringste Ahnung, was hier abging. Versteckte Kamera?
Sie schnüffelte an meinem Hals entlang, sog den Duft tief in ihre Lungen. Erst allmählich dämmerte es mir – new dimensions .
Konnte das wirklich wahr sein?
War dies das außergewöhnliche Erlebnis, von dem die Verkäuferin gesprochen hatte?
So etwas passierte doch nur in schlechten Filmen, aber auf keinen Fall in der Realität.
Die junge Frau mit den brünetten Haaren, die ihr in weichen Locken bis auf die Schultern fielen und die nicht älter als zwanzig sein konnte, schnüffelte noch immer an meinem Hals, als könne sie nicht genug von dem Duft bekommen. Ich wich leicht zurück, weil mir das Ganze doch etwas suspekt vorkam. Sie folgte mir sogleich nach und stöhnte leise, als sie eine weitere Brise davon in sich eingesogen hatte.
War es zu viel des Guten gewesen, das ich mir vorhin aufgesprüht hatte? Es waren doch nur ein paar Spritzer gewesen, sogar weniger, als ich normalerweise an mich brachte.
Die Frau war jedoch hin und weg von dem Duft. Ich wich noch weiter zurück, wollte sie sogar von mir schieben, denn allmählich wurde es wirklich unheimlich. Wenn so etwas in diesen drittklassigen B-Movies passierte, konnte man noch amüsiert darüber schmunzeln, doch nun geriet ich leicht in Panik.
Ich war eine wandelnde Pheromon-Bombe.
Die Frau setzte sofort nach, stellte sich auf Zehenspitzen und platzierte ihren leicht geöffneten Mund auf meine Lippen. Ich spürte, wie es in ihren Adern pulsierte, wie die Erregung Besitz von ihr ergriffen hatte, und
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