Es duftet nach Liebe (German Edition)
wirklich niedliche Gesicht, wie eine diabolische Dämonin, die sich garantiert in ihrem zierlichen Körper verbirgt. Ich bin so was von geliefert …
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Und genau das tut sie. Sie liefert mich. Wie ein bestelltes und handlich verschnürtes Paket werde ich erst an den Tresen des Spa geschoben und dann sorgt sie noch dafür, dass ich keine Chance habe, auf den letzten Drücker zu entkommen. Während sie mich in die Massagekabine schiebt, höre ich voller Entsetzen, wie sie Anweisung gibt, mich auf keinen Fall laufen zu lassen und keine der gebuchten Anwendungen zu streichen. Egal, wie sehr ich rumzicken würde. Rumzicken. Klar doch. Ich zicke nie rum! Mit knirschenden Zähnen schäle ich mich aus meinem Businesskleid und streife die flachen Pumps ab.
Mist, Mist, Mist. Das hier wird eindeutig mehr als nur eine Massage. Und ich bin ihr wie ein folgsames Lamm auf den Leim gegangen. Und ganz ehrlich? Langsam fange ich an mir echte Sorgen zu machen, warum sie den ganzen Aufwand betreibt. Nicht, dass das schon wieder in einem ihrer wohlmeinenden Verkupplungsversuche endet! Dabei habe ich ihr nach dem letzten Mal deutlich gemacht, dass ich weder Zeit noch Lust habe, mich auf einen Kerl einzulassen, der seine Karriere immer vor meine stellt und nur darauf aus ist, meine Freiheit einzuschränken. Ich hasse Beziehungen und ich hasse die typischen Kompromisse, die verliebte Frauen meinen eingehen zu müssen. Geteiltes Leid ist halbes Leid? Ha! Dass ich nicht lache! Ich jedenfalls kenne keine Beziehung, in der nicht einer deutlich mehr leidet, deutlich mehr Kompromisse eingeht und deutlich mehr Belastungen, als der andere trägt. Und das ist in der Regel nicht der Mann! Klar, es gibt bestimmt Ausnahmen. Nur leider kenne ich persönlich nicht eine Einzige.
Aber bevor ich mich weiter in düsteren Gedanken vergraben kann, wuselt es plötzlich um mich herum wie in einem Bienenstock. Gleich drei Beauty-Expertinnen stürzen sich auf mich und verändern mich von einer „Sowas-geht-ja-gar-nicht!“ in eine augenbrauengezupfte, pedi- und manikürte, mit Heißwachs komplett körperenthaarte (und verdammt, ich kann euch sagen, DAS tat echt weh!), wimpernondulierte, frisch mit goldenen Strähnchen gefärbte und auf Femme fatale geschminkte „Wuuusa-wer-ist-denn-die-Schönheit?“. Fröhlich vor sich hinplappernd und sich zur vollbrachten Meisterleistung gratulierend, summt der Bienenschwarm ab und lässt mich komplett nackt, nur notdürftig von einem Handtuch bedeckt auf der Massageliege zurück. Ganz klasse! Wenigstens muss ich den Kerl nicht ansehen, der sich gleich um meine Kehrseite kümmern wird. Wütend schnaube ich durch die Nase und betrachte genervt den Fliesenboden durch das Loch in der Liege, in das die fleißigen Bienchen mein Gesicht so vorsichtig gebettet haben, als wäre es ein hauchdünnes Fabergé-Ei. Klar, sie wollen nicht, dass ihr Werk gleich wieder zerstört wird, aber ich bin doch nicht aus Zucker! Im Gegenteil! Bisher war ich ziemlich stolz darauf, mit meiner Leistung und meinem Können Erfolg zu haben, ausreichend gepflegt, geschäftsmäßig praktisch und elegant über die Runden gekommen zu sein. Und die dämonischen Monsterbienen hier haben nichts Besseres zu tun, als mir zu zeigen, was ich alles falsch gemacht habe und in Zukunft gefälligst ändern muss. Da kommt man sich als hart arbeitende Frau doch so richtig gut verstanden vor. Wenn mir diese Woche nicht sowieso schon eine brettharte Muskulatur beschert hätte, wäre ich nach den wohlmeinenden, hilfreichen Sprüchen der stacheltragenden Insekten auf jeden Fall reif, für die abschließende Massagebehandlung. Ob das so eine Art planmäßiges Zerstören meiner inneren Selbstzufriedenheit ist? Damit ich anfange, wie so viele Frauen, mich über mein Äußeres zu definieren? Um mich damit öfter hierher zu locken? Also, bei mir klappt das definitiv nicht! Gerade als ich überlege, ob ich nicht doch einfach flüchten soll, um den bestimmt ebenso wohlmeinenden Kommentaren eines mich sanft ermahnenden Masseurs zu entkommen, höre ich den Vorhang klimpern und beiße zum gefühlt hundertsten Mal meine Zähne zusammen. Na warte, Beatrice! Dafür wirst du bluten …
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Ein angenehmer Duft streift meine Sinne. Doch durch die in der Kabine gefangenen Restgerüche der Folteraktivitäten kann ich ihn nicht zuordnen. Blumig, warm, vertraut. Irgendetwas kratzt an meiner Erinnerung aber dringt nicht bis zu mir vor. Leichte Schritte nähern sich, und eine
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