Es duftet nach Liebe (German Edition)

mit diesem unglaublichen Mann, war ich mehr als gewillt, diese neue Ebene der Lust nach Herzenslust auszuschöpfen.
     

Wilde Hyazinthen
    von Malin Wolf
     
     
    Ungestüm zerrt der Wind an meinen kurzen, blonden Locken, lässt mein Haar wie eine Flamme hell aufleuchten. Ich schließe die Augen, atme in tiefen Zügen das lieblich herbe Aroma von Kräutern und taufrischer Luft ein. Langsam folge ich dem Drängen des mich umspielenden Windes, lasse mich treiben und ziehen, folge dem wilden Ruf der mich lockenden Natur.
    Ich streife durch einen lindgrünen, lichten Wald, klettere geschmeidig über gefallene Baumriesen.
    Frischer Wind treibt mich spielerisch vor sich her, einem mir unbekannten Ziel entgegen.
    Als ich aus dem grünlichen Dämmerlicht trete, erstreckt sich vor meinen Augen eine kreisrunde Lichtung.
    Ein Teppich aus wilden Hyazinthen verströmt seinen betörenden Duft aus Frühling und Sonnenwärme.
    Sanft plätschert sprudelndes Quellwasser den schroffen Abhang hinab.
    Und dort steht sie, eine schlanke Silhouette mit langem, blauschwarzem Haar, die Arme zur aufgehenden Sonne erhoben.
    Mystisch, fremdartig und einfach wunderschön.
    Bewundernd streichen meine Augen über die glatte, kupferfarbene Haut, ihre langen, muskulösen Beine und folgen fasziniert dem Spiel des Windes in dem langen, sie umtanzenden Haar.
    Wie eine Göttin, so wild und frei, nimmt sie das goldene Licht als Tribut, badet in Wärme und Schönheit.
    Gebannt folgt mein Blick jeder ihrer Bewegungen, derweil ich mich langsam ins schützende Dickicht zurückziehe.
    Ohne Scham bewegt sich die Zaubertänzerin nackt im warmen Licht.
    Sie tanzt Bilder der Freude und Sehnsucht.
    Satinka, magische Tänzerin.
    Doch nicht ich darf diese Göttin in ihrem Sonnenbad stören, nicht ich ihr Auge auf mich lenken ...
    Glitzernd rinnt mir eine Träne über die Wange, brennt sich ihren Weg wie Feuer so heiß über meine Haut.
    Nein, nicht ich.
    Niemals ich ...
    Sanftes Schnurren und eine raue Zunge in meinem Gesicht wecken mich aus meinem Traum.
    „Mephisto! Du süßer Satansbraten …!“
    Mit einem leisen Lachen presse ich das kleine, graue Fellknäuel an mich, kuschel mein Gesicht in sein warmes, flauschiges Fell.
    „Du hast ja recht, mein Kleiner. Es war nur ein Traum ...“
    Ja, klar.
    Nur ein Traum.
    Wem, zum Henker, mache ich hier eigentlich etwas vor?
    Diese bohrende Einsamkeit, diese brennende Sehnsucht in meinem Inneren, kommt nicht allein von diesem einen Traum!
    Noch nie habe ich mich voller Sehnsucht nach einer Frau verzehrt. Nach einer Frau, die nur in meinen Träumen existiert.
     
    ***
     
    Eine kalte Dusche später trinke ich mit einer Hand meinen Kaffee, während die andere hektisch Unterlagen zusammensucht und in eine Mappe stopft. Leise vor mich hin fluchend stolpere ich vorsichtig über mein kleines, graues Fellknäuel, das nach seinem Gourmet-Frühstück, jetzt sehr energisch Streicheleinheiten einfordert. Und da ich weiß, dass ich das Spiel nur verlieren kann, sollte es sich nachdrücklicher mit meinen Nylons beschäftigen, wird es kurzerhand auf meine Schulter verfrachtet.
    Wenigstens die Wahl des grauen Businesskleides scheint eine gute Entscheidung gewesen zu sein.
    Meine Arbeitsunterlagen gestern Nacht nicht noch zusammengepackt zu haben dagegen nicht.
    Über die Arbeit gebeugt bin ich kurz vor zwölf so müde geworden, dass ich nur noch ins Bett kippen konnte. Dennoch, mein Pensum hatte ich mehr als erledigt und das würde mir den entscheidenden Vorteil in der heutigen Präsentation verschaffen. Unser potenzieller neuer Kunde dürfte angenehm überrascht sein, nicht nur erste Skizzen, sondern eine vollausgearbeitete Werbestrategie vorgelegt zu bekommen. Und ich weiß, sie ist gut! Wirklich bahnbrechend innovativ und genau das, was dieser schwerreiche Luxuskarossen-Hersteller benötigt. Exquisit und frech, unerwartet und frisch. Es wird die älteren Kunden zum Lächeln bringen, die dringend benötigte jüngere Klientel zum Wettstreit um die schönsten, teuersten und vor allem schnellsten Autos dieser Marke anstacheln.
    Ein letzter Blick zur Uhr, ein undamenhafter Fluch, ein bedauernder Kuss in das kuschelig weiche Katzenfellchen und ich hetze aus der Wohnung, stürze mich in einen weiteren Arbeitstag.
     
    ***
     
    Freitag. Endlich Feierabend. Müde und ausgelaugt von einer erfolgreichen Arbeitswoche, räume ich noch schnell meinen Schreibtisch auf und sortiere die sich stapelnden Papiere im Aktenschrank unter „Erledigt“