Es duftet nach Liebe (German Edition)
schlang einen Arm um ihn. Genüsslich schloss Jan die Augen.
Kuscheln danach, auch dies machten leider viel zu wenige und gerade in diesem Fall war es herrlich. Einfach dazuliegen, das stetige Klopfen, welches sich langsam beruhigte, unter seinem Ohr hören und ihn immer mehr einlullte. Unterstützt von dem sachten Streicheln von Hennings Fingern, die über seinen Oberarm strichen, schlief er schließlich ein. Sein letzter zusammenhängender Gedanke war, dass er sich daran gewöhnen könnte.
***
Als er aufwachte, war er zunächst irritiert. Einige Halme piksten ihn in den nackten Rücken. Dazu kamen die unbekannte Umgebung und sein ungewöhnliches Kopfkissen, das sich als Hennings Brust herausstellte.
Der Morgen graute bereits und endlich hatte es sich zumindest ein wenig abgekühlt. Die Vorstellung vier Stunden in einem fahrenden Backofen zu verbringen erschien ihm genauso verlockend wie Henning zu verlassen. Dieser Gedanke vertrieb auch den letzten Rest Müdigkeit und vorsichtig lugte er zu diesem hinauf.
Er schlief noch, die verlockenden Lippen waren ein wenig geöffnet. Sein Atem kam ruhig und gleichmäßig. Einige wirre Haarsträhnen hingen ihm in die Augen und Jan konnte nicht widerstehen, sie zurückzustreichen. Einen Moment später bereute er diesen Impuls, denn damit schien er Henning geweckt zu haben. Träge reckte dieser sich, blinzelte, und als er ihn erkannte, erschien ein süßes Lächeln um seine Lippen.
„Hey“, murmelte er mit heiserer Stimme, die Jan sogleich einen kleinen Schauer über den Rücken rieseln ließ.
„Hey“, erwiderte er in der gleichen Lautstärke und stützte sich mit einem Ellbogen auf dem Heuballen ab. „Gut geschlafen?“
„Fantastisch“, grinste Henning und streckte sich. „Und du?“
„Hab noch nie besser geschlafen“, stimmte Jan zu und verstärkte Hennings Grinsen mit seinen Worten. „Aber wir sollten uns wohl langsam mal anziehen. Ich will ja nicht schuld sein, dass ein wandernder Frühaufsteher oder der Bauer, einen Herzkasper bekommt.“
„Och nein“, stöhnte Henning und verzog unwillig das Gesicht. „Lass uns noch ein bisschen ...“ Schnell rollte er sich auf Jan, der sich schmunzelnd ergab.
„Ein bisschen, was?“, fragte er unschuldig.
„Hm ... das“, damit küsste Henning ihn hauchzart auf die Stirn. „Oder das“, er wanderte zu Jans Augenlidern, streifte seine Wange. „Oder ...“, nun waren seine Lippen dran, an denen Henning sanft knabberte, ihn vorsichtig mit den Zähnen neckte.
„Das gefällt mir am besten“, murmelte Jan.
„Sehr gut, mir nämlich auch“, nuschelte Henning und küsste ihn richtig.
Als sie sich wieder trennten, war der Himmel bereits in ein leuchtendes Rot getaucht. Henning grummelte auch dieses Mal, zog sich aber dennoch an. Gemeinsam kletterten sie von ihrem Nachtlager, klopften sich die Sachen ab und liefen über den Deich. Die ganze Zeit sprachen sie kein Wort, denn plötzlich wusste Jan nicht mehr, was er sagen sollte.
Wusste noch nicht einmal, was das vergangene Nacht gewesen war.
Was es hingegen gewesen sein sollte sehr wohl – ein One-Night-Stand. Einfach, unkompliziert. Mehr nicht. Weil es schlichtweg nicht mehr sein konnte!
Der Wind drehte und brachte erneut den Duft der Sonnenblumen mit sich. Unwillkürlich musterte er Henning von der Seite. Die Sonne ging langsam auf, ihre Strahlen fingen sich in Hennings blonden Locken und verliehen ihm beinahe so etwas wie einen Heiligenschein.
Dieses Bild, zusammen mit dem Duft brannte sich ihm ein, verknüpfte sich. Schnell sah er weg, ballte die Hände zu Fäusten und grub die Nägel in seine Handinnenflächen. Reiß dich verflucht noch mal zusammen , mahnte er sich. Zur Sicherheit unterließ er einen weiteren Seitenblick, obwohl alles in ihm danach drängte.
Am Rande der Wiese, auf der ihre Freunde die Zelte aufgebaut hatten, blieben sie stehen. Unschlüssig sah er nun doch zu Henning auf, in dessen Gesicht sich die gleichen Gefühle spiegelten, die er selbst empfand. Doch plötzlich erschien ein kleines Grinsen um seinen Mund und er hob die Hand.
Verwundert verfolgte Jan sein Tun, als Henning einige Strohhalme aus seinen Haaren fischte. Jetzt musste auch er schmunzeln, was ihm leicht verrutschte, als Henning plötzlich bat:
„Gibst du mir deine Nummer und Adresse?“ Dabei strich er ihm erneut durch die Haare. Lenkte ihn ab. Noch mehr, als er seinen Nacken zu kraulen begann.
Obwohl sein Herz vor Freude einen Hüpfer machte, zögerte Jan.
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