Es duftet nach Liebe (German Edition)
ihm los ist. Ich habe es meiner Frau gesagt. Sie ist ausgerastet, meinte, ich hätte doch keine Ahnung von unserem Sohn. Stattdessen hat sie ständig seine Klassenkameradinnen ins Haus geschleppt und ihn damit überfordert. Christians Veränderungen waren nicht zu übersehen. Er hat sich nicht wohl gefühlt und hatte gleichzeitig nicht genügend Mut sich durchzusetzen. Und ich … war nicht da, habe ihm nicht geholfen.“
Ich starre ihn mit offenem Mund an, bin mir nicht sicher, ob ich seine Worte richtig deute.
„Aber ...“, bringe ich leise hervor.
„Ich habe keinen Zweifel daran, welche Rolle du für meinen Sohn spielst. Ich war sehr neugierig und gespannt, als er angekündigt hat, dass er nicht allein kommt. Meine Frau war nervös, denn auch sie wusste, was das bedeuten würde. Zuerst habe ich so etwas wie Stolz gefühlt, aber dann gemerkt, dass er doch nicht stark genug ist. Ich weiß, dass ihn diese Situation da draußen das Herz zerreißt … Ich sehe, wie er dich anguckt, was du ihm bedeutest und man konnte es gestern Nacht auch recht anschaulich hören.“ Grinsend hebt er das Glas und prostet mir zu.
„Oh“, murmle ich leise und spüre wie sich meine Wangen verfärben. Schnell kippe ich den Schnaps hinunter, der sich heiß durch meine Kehle brennt. Ich schüttle mich und schließe kurz die Augen.
„Das ist schon in Ordnung, kein Grund sich zu schämen“, sagt er und gießt die Gläser gleich noch einmal voll. „Es liegt nahe, wieso Christian das gemacht hat. Im Grunde bin ich derjenige, der sich schämen sollte, weil ich nichts gegen dieses Theater meiner Frau unternehme. Ich weiß nicht, wieso der Junge so wenig Selbstvertrauen hat.“
„Verstehe ich auch nicht, denn eigentlich habe ich ein ganz anderes Bild von ihm. Mit dem Reden hat er es zwar auch bei mir nicht so ...“
Der Vater lacht und legt seinen Arm auf meine Schulter.
„Das hat er wohl von mir“, gibt er zu. „Aber trotzdem sehe ich die kleinen Veränderungen und ich bin mir sicher, dass du daran einen Anteil hast. Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber ich bin ein alter Mann. Also bitte ich dich, gut auf meinen Sohn aufzupassen und dir zu nehmen, was dir zusteht ...“
Ich sehe ihn an, spüre, wie mein Herz heftig anfängt zu schlagen.
„Was?“, frage ich unsicher. „Sollte Christian sich nicht allein befreien und sich zu mir bekennen?“
„Ich glaube, das würde er gern, aber ich vermute, du musst den Anfang machen“, erwidert er ernst.
Ich schüttle den Kopf. „Das ist nicht meine Aufgabe. Ich kann ihm das nicht abnehmen. Er hat mich hierher geschleppt, ohne mir zu sagen, dass er nicht geoutet ist. Ich mache das mit, weil … weil ich ihn liebe, aber es kostet mich alle Überwindung, mit anzusehen, wie er sich verhält. Trotzdem muss er das allein regeln.“
Christians Vater seufzt. „Du hast Recht. Lass uns wieder nach draußen gehen.“ Er klingt resigniert und ich frage mich, ob ich nicht doch falsch liege.
Als ich nach draußen gehe, sieht mich Christian hilflos an. Meine Zweifel werden größer.
Jedoch erregt sein Vater nun meine volle Aufmerksamkeit, als er zielstrebig auf die Frauen zugeht und nach dem Arm seines Sohnes greift.
„Tut mir leid, dass ich euch Christian mal eben entführen muss. Aber es wird Zeit, dass er sich endlich seinem Freund widmet.“
Das plötzlich eintretende Schweigen ist nahezu greifbar. Alle starren mich an, dann setzt sich Christian in Bewegung, kommt auf mich zu. Ich sehe die Unsicherheit in seinen Augen, seine Lippen, die leicht zittern.
Die Mutter ruft irgendwas, aber ich verstehe es nicht … schließe die Welt aus, habe nur Augen für diesen Mann, der jetzt vor mir steht.
„Ich kriege das einfach nicht hin“, flüstert er.
„Willst du denn?“
„Ja“, haucht er.
„Dann mach ...“ Ich breite meine Arme aus und schaffe es kaum, das Gleichgewicht zu halten, als sich Christian auf mich stürzt.
Seine Lippen prallen hart auf meine. Ich muss über sein Temperament grinsen und fühle gleichzeitig, wie Erleichterung durch meinen Körper strömt. Es ist mir egal, wie seine Mutter reagiert. Ich werde meinen Freund nicht für diese Frau aufgeben und schon gar nicht für ihre unsinnigen Vorurteile.
Allmählich dringt ein Raunen in meine Ohren. Ich öffne die Augen, sehe in erstaunte Gesichter und dann in eines, mit einem breiten Lächeln.
Wir lösen den Kuss. Ich nehme seinen Kopf in meine Hände. „Dass es immer so kompliziert mit dir sein muss“,
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