Es duftet nach Liebe (German Edition)
flüstere ich und berühre seine Stirn mit meinen Lippen.
Christian dreht sich nach hinten. „Tja, was soll ich sagen. Ich bin … schwul. Und dieser Mann hier … der gehört zu mir. Ich weiß nicht, was an diesem Wochenende mit mir los war, aber ich bin unglaublich glücklich darüber, dass er … das er noch da ist und mich nicht zum Teufel jagt. Ich hätte es mit Sicherheit verdient.“ Er lacht bitter auf. Ich küsse seine Wange und spüre die Wärme.
„Niemals“, raune ich ihm zu.
„Bitte Mama ...“, wendet sich Christian direkt an seine Mutter. Der Blick, mit dem sie uns ansieht, ist kalt und abweisend. Vermutlich ist es genau das, wovor er sich gefürchtet hat.
Erneut springt der Vater ein, legt seinen Arm auf die Schulter seiner Frau. „Mach dir keine Sorgen. Du bist und bleibst unser Sohn. Wir freuen uns, dass du so einen netten Freund gefunden hast. Halt ihn gut fest!“
„Ich wollte schon immer einen schwulen besten Freund.“
„Danke, Paula“, murmelt Christian, aber ich weiß, dass es nicht der Zuspruch ist, auf den er wartet.
„Habe ich dir schon die neuen Marmeladensorten gezeigt?“, wendet sich seine Mutter an die andere Frau. Diese scheint einen Moment verwirrt zu sein, dann schüttelt sie den Kopf. Die beiden Frauen verschwinden. Christian vergräbt seinen Kopf an meiner Schulter. Er zittert. Auch sein Vater seufzt frustriert.
„Tut mir leid“, sagt er und kommt auf uns zu. „Vielleicht wird es mit der Zeit besser.“
Christian sieht seinen Vater ungläubig an. Dieser lächelt verlegen.
***
Als ich aus dem Bad komme, liegt Christian zusammengekauert und mit dem Gesicht zur Wand im Bett. Ich betrachte ihn eine Weile schweigend und wünsche mir, es gebe etwas, das ich für ihn tun kann. Aber da gibt es wohl nichts, außer der Hoffnung, dass sich seine Mutter damit abfindet, ihn so akzeptiert, wie er ist. Idealerweise mich ebenso akzeptiert … Aber das sind wohl ein paar Wünsche zu viel.
Seufzend krieche ich zu ihm unter die Decke und schmiege mich an seinen Rücken.
„Hey, schläfst du schon?“
Ich küsse seinen Nacken.
„Danke“, flüstert er.
„Wofür denn?“
„Dafür, dass du noch da bist.“
„Wo sollte ich denn ohne dich hingehen?“, frage ich und beiße sanft in seine Schulter. „Du und dein verdammter Kirschduft … ich kann doch gar nicht mehr ohne sein.“
„Schlaf mit mir“, murmelt er und schiebt seinen Hintern gegen meinen Schoß.
Wortlos nehme ich seine Einladung an. Wir stöhnen leise, halten uns eng umschlungen. Mit gemächlichen Bewegungen treibe ich uns bald voran, genieße die Verbindung und die Nähe. Unsere Finger verschlingen sich miteinander. Ich höre, wie er meinen Namen flüstert, sehe Kirschbäume, fühle Sonnenstrahlen und schmecke die wunderbare Süße. All das bündelt sich in meinem Inneren, wird größer und bahnt sich einen Weg nach draußen.
„Ich muss dir noch was sagen“, flüstert er atemlos.
Ich brauche einen Moment, ehe ich die Worte verstehe, ehe sich das Gefühl eines Déjà-vu in mir ausbreitet.
Mit diesem Satz haben die merkwürdigsten zwei Tage ihren Anfang genommen. Ein flaues Gefühl macht sich in meinem Magen breit.
„Hm“, brumme ich und bin mir nicht sicher, ob ich hören will, was er sagen wird. Kann ich an diesem Wochenende noch mehr ertragen?
„Ich heiße Christian Hartmann, bin schwul und werde mich niemals wieder vor irgendjemanden verstecken.“
Heißes Eisen, warmes Holz
von Nathan Jaeger
~1~
David sah noch einmal in sein Glas und leerte es, bevor er es auf der Theke abstellte und sich zum Gehen wandte. Bezahlt hatte er bereits, jetzt musste er nur noch nach Hause kommen. Vorzugsweise allein, denn in seinem Liebeskummer konnte er vieles gebrauchen, aber ganz sicher nicht den nächsten Kerl, der ihm über kurz oder lang das Leben – und die Liebe! – zur Hölle machte! Dabei waren schon fast zwei Monate vergangen, seitdem sich Adrian aus den Trümmern ihrer Beziehung verzogen hatte.
Adrian …
David schwankte leicht, als er die Tür erreichte. Nur noch aufschieben und durchfallen, das Ganze wiederholen und er würde im Freien stehen – oder wahlweise liegen. Egal.
Frische Luft. Böäh!
David liebte verräucherte Räume, stickige Luft und Hitze. Vielleicht lag das an seinem Beruf als Schmied? Egal, jedenfalls war er nicht sonderlich erpicht auf die sanfte Brise, die ihn vor der Tür der Kneipe einfing.
Eine ganz normale Kneipe übrigens, schön hetero, damit ihm
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