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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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für unser Volk.«
    Sigi wollte weglaufen. Was war in Herrn Ulpius gefahren? Wandten sich denn alle gegen ihn? Konnte er keinem mehr trauen?
    Wieder klang Herrn Ulpius’ Stimme auf: »Seht ihr, so steht es in dieser Zeitung schwarz auf weiß.«
    »Und die hast du den jungen Burschen abgenommen?«
    »Sie haben sie mir gegeben, als ich sie fragte, was sie hier in unserer Stadt wollten.«
    Plötzlich wurde Sigi der Zusammenhang klar. Er atmete auf. Herr Ulpius hatte nur einen Abschnitt aus einer dieser verlogenen Zeitungen vorgelesen, wie sie Vater auch schon mitgebracht und gezeigt hatte. »Was haben sie denn gesagt? Was wollen sie?«
    »Sie wollten sich das Haus mal ansehen, meinte der Anführer.
    ›Warum?‹, frage ich. ›Haus ist doch Haus!‹
    ›Vielleicht stecken wir es gelegentlich in Brand‹, hatte da der Bursche gelacht.
    Ich habe ihnen erklärt, dass Waldhoff ein redlicher Mann ist, ein Bürger unter Bürgern, der sogar 70/71 das Eiserne Kreuz zweiter Klasse bekommen hat, als er bei den Grenadieren im Feld gewesen ist. Das hat ihnen offenbar imponiert, denn sie sind endlich auf ihre Räder gestiegen und weggefahren. ›Aber den Judenbengel, den kaufen wir uns, der hat uns an der Nase herumgeführt‹, riefen sie mir noch zu. Weil Sigi mit mir zum Angeln wollte, habe ich nur darüber gelacht.«
    »Es ist weit gekommen mit unserer Stadt«, brummte ein Fischer. »Überall werden wir durch den Schmutz gezogen.«
    »Eins stimmt ja, was in der Zeitung steht. Juden, die wirklich arbeiten, die sind selten.« Sigi erkannte an der Stimme Klas, den die Männer erst im vorigen Jahr in die Schar der zwölf aufgenommen hatten.
    »Das ist dummes Zeug, Junge.«
    »Nein, Herr Ulpius. Wie ist es denn in unserer Stadt? Alle Juden hier sind Viehhändler. Nur Herr Pfingsten hat noch einen Stoffhandel dazu. Dabei macht man sich die Hände nicht dreckig.«
    »Abgesehen davon, dass der Viehhandel ein ehrliches Geschäft ist und auch der Stoffhandel seine Arbeit verlangt …« Weiter kam Herr Ulpius nicht. Diesmal unterbrach ihn Willem, einer, der sonst kaum die Zähne auseinanderbekam.
    »Ehrliches Geschäft! Dass ich nicht lache! Hast du denn nicht davon gehört, wie der Jud Sammy Deichsel vom Gertnerbauern eine kranke Kuh für einen Appel und ein Ei bekommen hat und für harte Taler weiterverkaufte?«
    »Jawoll!« – »So sind sie alle!« – »Spitzbuben und Tagediebe!«, schallte es durcheinander.
    »Alle?«, fragte Ulpius. »Und der Jude Kirschenstein, der euch die Figur abgekauft hat? Hat er euch nicht mehr geboten als alle anderen, die euch schöngeredet haben und euch weismachen wollten, das sei doch irgendein Stück Bronze, nicht viel wert, eigentlich seien fünfhundert Silbermark schon viel zu viel?«
    »Das stimmt«, sagte Justus. »Er hat uns als Erster gesagt, was wir damals für ein Goldstück im Netz gehabt haben. Ich erinnere mich noch genau, wie er bei uns auf der Deele rund um das Bronzemädchen geschritten ist, seine Augen glänzten, immer wieder strich er sich den Bart und murmelte: ›Ein römisches Mädchen, hier aus der Ansiedlung, fast zweitausend Jahre alt, wunderbar.‹ Dann hat er sich an mich gewandt und gesagt:
    ›lch weiß, dass sie euch fünfhundert Mark dafür geben wollen. Ich weiß, dass ich sie für sechshundert haben könnte. Aber ich sage es euch frank heraus: Sie ist viel, viel mehr wert. Ich gebe euch für jedes Jahr einen Taler, sechstausend runde Mark. Und wenn es mich ruiniert, ich will das Mädchen für mich. Jederzeit könnte ich sie wieder loswerden.‹
    Wir fielen aus allen Wolken. Sechstausend Mark!«
    Sigi hatte sich jetzt wieder gefasst und spähte durch den Türspalt.
    Versonnen blickten die Männer in das Feuer. In ihren Gesichtern sah er die Erinnerung an den größten Fang, der ihnen je ins Netz geschwommen war.
    Doch Willem blieb beharrlich. »Und was ist mit Sammy Deichsel?«
    Ulpius antwortete gelassen: »Willem, niemand behauptet, dass die Juden alle gute Kerle sind. Überhaupt: Die Juden betrügen, die Polen sind Dreckschweine, die Französinnen sind leichtfertig, die Amerikaner sind oberflächlich, die Italiener sind ein faules Pack – was ist das alles für ein Unsinn! Ich kenne den Deichsel und denke, er ist nicht ehrlich. Ich kenne den Waldhoff und ich weiß, er ist ein anständiger Mann. Es geht nicht an, dass wir jeden Juden an jüdischen Schiebern messen, in jedem anderen Deutschen aber Goethe oder den Erzengel Michael sehen.«
    »Aber die Zeitung hat recht,

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