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Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft

Titel: Es geschah im Nachbarhaus - die Geschichte eines gefährlichen Verdachts und einer Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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lang in Marburg zusammen studiert. Eines Tages, ich war noch ein junger Fuchs und ein paar Wochen im ersten Semester, da bat ich meinen Professor, gelegentlich allein in unserem Seminarraum arbeiten zu dürfen. Ich untersuchte damals Eulengewölle, weißt du, die kleinen graubraunen Kugeln aus Knochen und Filz, die von den Eulen hervorgewürgt und ausgestoßen werden.«
    »Ja, Vater, die kenne ich. An der Großen Kirche liegen sie manchmal unter dem Turm.«
    »Da habe ich übrigens auch eine ganze Reihe gesammelt.«
    »Was solltest du denn daran untersuchen, an diesen ekligen Dingern?«
    »Eklige Dinger? Du hast keine Ahnung. Das sind die reinsten Wunderkugeln, mein Junge. Sorgfältig zupfte ich sie auseinander und trennte die verfilzten Haare von den kleinen Knochen. Blank und weiß waren sie. Um diese Knöchelchen ging es. Ich stellte mit großer Geduld die auseinandergerissenen Skelette der Tiere wieder zusammen, die von den Eulen verschlungen worden waren. Mäuseskelette, Vogelknochen und eben alles, was ich finden konnte. Ich wollte nachweisen, wie nützlich die Eulen als Schädlingspolizei sind.«
    »Hat der Professor es erlaubt?«
    »Ja. Ich muss schon sagen, leider. Denn diese Arbeit hat mich beinahe um mein Studium gebracht. Eines Abends saß ich dort noch lange und zupfte und rätselte, welcher Knochen zu welchem Tierchen gehörte. Flint, der an anderen Versuchen arbeitete, war schließlich gegangen.
    ›Sie kommen aus diesem Bau überhaupt nicht mehr heraus‹, hatte er noch zu mir gesagt. ›Die anderen meinen schon, Sie wären ein Streber.‹
    ›Ach‹, habe ich geantwortet, ›sie sind neidisch, weil bisher noch keiner im ersten Semester allein arbeiten durfte.‹
    Flint stellte sich vor mich hin, er war damals schon im dritten Semester, und fragte: ›Ganz komme ich ja auch nicht dahinter, warum Sie wie ein Besessener hier arbeiten‹, und er schüttelte den Kopf. Da ließ ich Lupe und Pinzette ruhen und erzählte ihm, woher ich kam. Von allen Studenten mochte ich ihn am besten leiden.
    ›Mein Vater ist Schweineknecht auf einem großen Gut‹, sagte ich. Ich sah, wie er erschrak. Sein Vater war Geheimrat oder irgend so etwas.
    ›Er muss, damit ich hier studieren kann, für ein Semester acht Schweine in unserem Stall fett füttern. Das Futter bettelt er sich zusammen. Meinen Sie, da könnte ich mich hier mit ruhigem Gewissen auf die faule Haut legen?‹ Er schwieg eine ganze Zeit. Ich begann wieder mit meiner Arbeit.
    ›Kann ich irgendwie helfen?‹, fragte er.
    ›Ja, lassen Sie mich in Ruhe‹, antwortete ich grob. Er lachte nur und sagte: ›Sie sind mir einer‹, und ging.
    Am nächsten Morgen war es geschehen. Der Professor, der als Erster den Arbeitsraum betrat, fand die Scherben über den ganzen Boden verstreut. Das große Mikroskop, der Stolz des Seminars, lag auf den Fliesen, die Linsen waren zersprungen, das Metall verbogen.
    ›Wer ist gestern als Letzter gegangen?‹ fragte er. Er war niedergeschlagen. Lange hatte es gedauert, bis das Geld für dieses neue Mikroskop bewilligt worden war.
    Beklommen meldete ich mich. ›Ulpius?‹ Er sah mich an. ›Was wissen Sie über diese Zerstörung?‹
    ›Nichts, Herr Professor‹, stotterte ich.
    ›Sie haben also gestern Abend nichts bemerkt?‹
    ›Nein. Ich bin gegen halb elf gegangen und habe hinter mir sorgfältig abgeschlossen. Der Hausmeister wird es bestätigen können. Ich gab ihm den Schlüssel.‹
    ›Holen Sie Herrn Schmidt‹, befahl der Professor. Der Hausmeister marschierte herein.
    ›Ich weiß rein gar nichts, Herr Professor, rein gar nichts.‹
    ›Hat dieser junge Mann Ihnen gestern gegen halb elf den Schlüssel gegeben?‹
    ›Wie soll ich das wissen, Herr Professor? Es kommen so viele. Mag sein, mag nicht sein.‹
    ›Danke, Herr Schmidt.‹
    ›Aber ich habe Ihnen doch noch Gute Nacht gesagt, Herr Schmidt‹, rief ich ihm nach und wollte ihn zurückhalten. Er sah mich über seine Brillengläser hinweg an.
    ›Merken Sie sich, junger Mann, bei mir sagt jeder Gute Nacht. Im Übrigen‹, er fixierte mich noch einmal von oben bis unten, ›ich kenne Sie rein gar nicht.‹
    ›Sie wissen also nichts, Herr Ulpius?‹
    ›Nein, Herr Professor. Außer, dass das Mikroskop noch ganz war, als ich den Raum verließ.‹
    ›Sie haben es gebraucht?‹
    ›Nein. Für meine Arbeiten benötige ich nur die Lupe.‹
    ›Woher wissen Sie dann so genau, dass es bei Ihrem Weggehen nicht zerstört war?‹
    ›Ich hätte die Scherben bemerkt, Herr

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