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Es geschah in einer Regennacht

Es geschah in einer Regennacht

Titel: Es geschah in einer Regennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ausstattung
war sicherlich exklusiv.
    Er bockte sein Bike auf und
trat zur Haustür, wo er anhand der metallischen Namensschilder seine Schätzung
korrigieren musste. In jeder Etage waren nur drei Wohnungen. Dilch wohnte sehr
weit oben, nämlich im 13. Stock.
    »Pfote«, lächelte der TKKG-Häuptling,
»mach doch bitte mal für zwei Minuten die Augen fest zu oder fahr ein Stückchen
spazieren.«
    »Du willst doch nicht etwa in
Dilchs Wohnung einbrechen?!«
    »Pfote, ich muss! Vielleicht
hängt dort der ›Tanzende Tiger‹ an der Wand. Oder ich finde den rotweißen
Sneaker. Immer vorausgesetzt, dass Dilch nicht in seinen vier Wänden rumfläzt.
Aber das kriegen wir raus. Was ich mache, ist ja kein wirklicher Einbruch. Ich
sichere nur eventuelle Beweisstücke bei einem Verdächtigen. Niemand wird
merken, dass ich dort drin gewesen bin. Und Karl wird mich begleiten. Okay?«
    »Wie lange soll ich die Augen
schließen?«
    Tim sah Karl fragend an.
»Haustür, Karl. Dann die Wohnungstür im 13. Stock.«
    Karl gähnte gelangweilt. »Für
die Haustür brauche ich keine Minute. Oben wahrscheinlich auch nicht länger.«
    »Du, Klößchen«, ermahnte Tim,
»stehst sozusagen Schmiere.«
    Tim nahm die beiden Jacken, die
zusammengerollt auf Klößchens Gepäckträger festgeklemmt waren. Vielleicht
erfüllten sie jetzt einen Zweck.

10. Tim und
Karl filzen 13-C
     
    Einige Autos fuhren vorbei,
sonst herrschte wenig Verkehr. Passanten waren nicht zu sehen. Trotzdem
schirmte Tim mit breiten Schultern Karl ab, während der die Nachschlüssel
bemühte, die im City-Rucksack stets dabei sind, nebst anderer unverzichtbarer
Ausrüstung.
    »Wir können rein.«
    Tim winkte Gaby zu, die ihre
Kornblumenaugen unter den dunklen Wimpern verdrehte.
    Die Eingangshalle war mit
Marmor ausgestattet, der Lift befand sich im Parterre. Es gab außerdem eine
elegante, schmale Treppe. Aber die wurde sicherlich nur von den Bewohnern der
unteren Etagen benutzt. Totale Stille bis in Schwindel erregende Höhe. Hier
wohnen nur Singles, dachte Tim, und die machen am Samstag Einkäufe oder sie
pennen sich aus bis Mittag.
    Sie traten in den Lift und
fuhren hinauf. Karl hatte sein Nachschlüsseletui in die Hosentasche gesteckt.
Tim hielt die Jacken unter dem Arm.
    »Erst sehen wir, ob die Luft
rein ist, Karl. Mich würde Dilch vermutlich wieder erkennen. Aber du bist ihm
neu. Du hast den Bon gefunden, die Klamotten abgeholt und zu deiner Freude
entdeckt, wem sie gehören. Jetzt bringst du sie und erwartest außer den
Auslagen einen kleinen Finderlohn.«
    Karl nickte. »Wo habe ich den
Bon gefunden?«
    »Vor dem Landesmuseum. Gerade
vorhin.«
    Der Lift hielt, sie stiegen
aus. Auch hier herrschte Stille. Die Treppe, die sich an der Rückseite
heraufwand, wurde begleitet von schmalen Treppenhausfenstern. Immerhin reichte
das Tageslicht, um den Etagenflur zu erhellen. Der Grundschnitt des Gebäudes
war simpel. Ein größeres Apartment nahm die Ostseite ein, auf der Westseite
waren jeweils zwei nebeneinander. Dilch hatte 13-C, die Behausung lag nach
hinten hinaus.
    Tim sah sich um. »Kein
Versteck. Ich geh ein paar Stufen die Treppe hoch.«
    Er übergab Karl die Jacken, der
sie sich ordentlich über den Arm hängte und dann wartete, bis Tim nicht mehr zu
sehen war.
    Karl klingelte.
    Beide hörten, wie hinter der
Wohnungstür ein melodisches Ding-Dong erklang.
    Nichts rührte sich. Karl
probierte es abermals, beim dritten Versuch ließ er den Daumen auf der Klingel.
Aber Dilch war offensichtlich nicht zu Hause.
    Während Tim die Jacken hielt,
knackte Karl die Wohnungstür, ohne einen Kratzer zu hinterlassen.
    Sie traten in die Diele und
machten Licht, denn hier gab’s keine Fenster, nur drei Türen. Die zur kleinen
Küche und die zu einem eleganten, hellgrün gekachelten Bad standen offen. An
der Garderobe hingen Wettermantel und Windjacke. Tim warf einen flüchtigen
Blick ins Bad. Der Toilettendeckel war geschlossen. Aber in der Dusche lagen zwei
nasse Handtücher und auf der Ablage des Waschbeckens herrschte Chaos.
    Hinter der dritten Tür lag das
eigentliche Apartment, ein einziger lang gestreckter Raum in Nord-Süd-Richtung.
Er war unterteilt in einen Schlaf- und einen Wohntrakt, aber ohne Raumteiler.
Die Möbel wirkten teuer, waren modern und nur in Schwarz und Weiß gehalten,
wobei Weiß überwog. Die westliche Längswand bestand zur Hälfte aus Glas. Die
kniehohe Mauer mit umlaufender Marmorplatte war wohl als Blumenbank gedacht.
Doch Dilch benutzte sie als

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