Es geschah in einer Sommernacht
es mir lebhaft vorstellen.“
„Warum denn nicht?“ Er lehnte sich über den Tisch, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
Verärgert bemerkte Marina, wie ihr Körper sofort auf ihn reagierte: Sie bekam eine Gänsehaut, ihr Puls beschleunigte sich. Sie hasste sich dafür.
„Hat Ihr Freund etwas dagegen? Ist es das?“
Sie wollte aufstehen, doch Ronan war schneller. Er ergriff ihre Hand und drückte sie fest auf die Tischplatte. Vergeblich versuchte Marina sich loszureißen, sie war viel zu schwach. Ronan musste nicht mal Druck ausüben – ein unbeteiligter Beobachter hätte geglaubt, dass es sich um eine zärtliche, vertraute Geste unter Liebenden handelte.
„Lassen Sie mich los“, zischte sie.
„Gleich. Erst sagen Sie mir, warum es nicht funktionieren sollte.“ Er blickte sie herausfordernd an. „Gibt es einen Mann in Ihrem Leben? Einen Liebhaber?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Was ist dann das Problem?“
„Erstens“, platzte sie heraus, „hat ihr sogenannter Plan nichts mit Charles Wakefield zu tun und auch nicht mit Marina Enterprises. Und zweitens – es ist einfach lächerlich.“
Er hob eine Augenbraue. „Wieso lächerlich?“
„Mir reicht es jetzt. Lassen Sie mich los.“
„Erst, wenn Sie es mir erklärt haben.“
Marina versuchte erneut, ihre Hand wegzuziehen, aber er lockerte seinen Griff um keinen Millimeter. Seine körperliche Überlegenheit machte sie rasend. Sie hatte schon genug arrogante Männer in ihrem Leben erlebt, noch einen von der Sorte konnte sie nicht ertragen.
„Ich bin wohl kaum die Richtige für den Job einer Geliebten. Das sieht doch ein Blinder.“ Wäre es anders gewesen, hätte er sie letzte Nacht nicht einfach so verlassen. Marinas Wangen glühten vor Scham. Sie kannte ihre Grenzen.
„Im Gegenteil“, widersprach er mit leiser, sanfter Stimme. „Ich kann Sie mir sehr gut als Geliebte vorstellen.“
Marina holte tief Luft bei dem Bild, das vor ihrem geistigen Auge entstand. Sie und dieser Mann. Sie beide miteinander. Intim.
Ihr wurde schwindelig. Unter dem Stoff ihrer Bluse richteten sich ihre Brustspitzen auf. Das Gefühl desVerlangens war wieder da, breitete sich tief in ihr aus, während sie daran dachte, wie sie sich beinahe geliebt hatten.
Ronan räusperte sich. „Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt“, erklärte er dann. „Ich wollte sagen, Sie sollen meine Geliebte spielen .“
Spielen? Sie starrte ihn verständnislos an.
„Wenn wir vorWakefield so tun, als ob wir einVerhältnis hätten, bekomme ich die Gelegenheit, die ich brauche. Mit Ihnen als Köder kann ich ihn so weit bringen, dass es seine kleinste Sorge sein wird, was mit Marina Enterprises geschieht.“ Sein Blick war vollkommen ruhig, seine Stimme nüchtern.
Er meinte es wirklich ernst! Marinas Gedanken überschlugen sich. Der Vorstellung, die verruchte Geliebte zu mimen, war einfach zu viel.
Trotzig schüttelte sie den Kopf. „Ich wäre nicht überzeugend in der Rolle.“ Nicht in der Rolle der Femme fatale . Die Idee war so furchtbar lächerlich – leider. „Was immer Sie vorhaben, es wird nicht funktionieren.“
„Natürlich wird es das. Können Sie sich nicht dazu bringen, mir ein kleines bisschen zu vertrauen?“ Auf Ronans Gesicht erschien ein leises Lächeln, mit dem er sicher schon etliche Frauen herumgekriegt hatte.
Langsam atmete Marina ein und aus und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Die Firma retten. Das war das Einzige, was zählte. Sie musste ihm zuhören.
„Vertrauen werde ich Ihnen nicht.“ Sie war überrascht, wie fest ihre Stimme klang. „Aber ich höre Ihnen zu.“
„Gut.“ Jetzt ließ er ihre Hand los. Mit Entsetzen stellte Marina fest, dass sie die Berührung sofort vermisste. „Wir sollten an einen ruhigeren Ort gehen, um uns zu unterhalten.“
Mit der Geste eines Gentlemans legte er ein paar Scheine auf den Tisch, hakte Marina unter und führte sie bestimmt Richtung Ausgang.
Bei jedem anderen hätte Marina diese Geste als hilfsbereit und zuvorkommend empfunden, erst recht nach ihrem gestrigen Zusammenbruch. Bei Ronan jedoch fühlte es sich an, als wolle er ihr sein Siegel in die Haut brennen. Sie erschauderte.
„Sie wollten es mir erklären“, hakte sie nach, als sie in ihrem Wohnzimmer saßen. Er ließ von den Familienfotos an der Wand ab und wandte sich ihr wieder zu. Sein Blick war wie immer undurchdringlich. Es war Marina unangenehm, Ronan nach dem gestrigen Abend wieder bei
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