Es geschah in einer Sommernacht
sich in der Wohnung zu haben, aber sie zwang sich, ruhig und entspannt zu bleiben.
„Also gut. Es ist so, dass ich schon vor einiger Zeit beschlossen habe, etwas gegen Wakefield zu unternehmen“, begann er. „Er hat sich in den letzten Jahren schamlos an anderen bereichert. Jede Gelegenheit hat er genutzt, allerdings ohne die finanziellen Risiken abzuwägen. Das heißt, dass er nicht unverwundbar ist. Ein einzigesVerlustgeschäft zum richtigen Zeitpunkt, und der Mann ist ruiniert.“
Ronans Lippen formten sich zu einem Lächeln. Es lag etwas Skrupelloses darin. Etwas, das Marina Angst machte.
„Jemand muss ihn ablenken, während ich ihm die entscheidende Falle stelle. Und hier kommen Sie ins Spiel.“
Marina versuchte, die Nervosität zu ignorieren, die in ihr aufstieg, während Ronan sie mit offensichtlichem Wohlgefallen betrachtete.
„Ich verstehe immer noch nicht.“
Lässig streckte er die Beine aus und streifte dabei wie zufällig ihren Schenkel. Unruhig rutschte sie in ihrem Sessel hin und her.
„Sie sind perfekt“, bemerkte er schließlich. „Einfach perfekt.“ Die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. „Sie haben Grund genug, Wakefield zu hassen, deshalb werden Sie seinem Charme nicht erliegen. Und das ist das Wichtigste.“
„Seinem Charme?“ Jetzt musste Marina fast lachen. „Diese Ratte hat so viel Charme wie ein Gerichtsvollzieher.“
„Sie beurteilen ihn nach seinem Charakter. Aber er sieht gut aus, und er ist reich. Glauben sie mir, viele Frauen halten ihn für den Mann ihrer Träume.“
„Ich bestimmt nicht.“
„Und genau deshalb brauche ich Sie.“
Marina lehnte sich in ihrem Sessel vor und blickte verständnislos drein. Ihre Lippen waren halb geöffnet, und Ronan ergriff eine plötzliche Erregung.
Diese Frau war so unglaublich verführerisch, auch wenn sie sich hinter einer langweiligen Frisur und unförmigen Kleidern versteckte. Die Leidenschaft, die einladende Weiblichkeit, die er längst erkannt hatte, konnte sie nicht verstecken. Allein die Erinnerung an ihre sinnlichen Lippen war genug gewesen, um ihn die halbe Nacht wach zu halten. Und ihr Körper erst …
Aber warum beharrte sie so hartnäckig darauf, nicht die Richtige für seinen Plan zu sein? Sie benahm sich gerade so, als sei sie ein hässliches Entlein. Dabei war sie schön und klug – und so sinnlich, dass es ihn magisch anzog. Sie war wie geschaffen für die Rolle der Geliebten. Er musste sie nur dazu bringen, es einzusehen.
Fast hätte Ronan alle Vernunft über Bord geworfen, sich einfach vorgebeugt und über Marinas zarte Wangen gestreichelt. Ihren Zopf gelöst, damit die wilde Mähne über ihre Schultern fiel, ihr tief in die Augen gesehen und dann ihren erotischen Mund erobert.
Nein, es wäre ein Fehler. Die plötzliche Vernunft wirkte wie eine kalte Dusche auf seine erhitzte Fantasie. Innerlich seufzend begnügte er sich mit derVorstellung, dass der richtige Moment irgendwann kommen würde.
Vielleicht sehr bald schon.
Er hatte Pläne mit Marina. Pläne, die er ihr jetzt noch nicht verraten konnte. Doch bis dahin gab es viel zu tun: Zuallererst musste er ihre Zweifel ausräumen. Er sprach nicht gern über seine Gefühle und erst recht nicht über die Vergangenheit. Aber jetzt war es nötig, um sie zu überreden.
„Wakefield ist gefährlich“, erklärte er. „Er hat schon zu viele Menschen ruiniert. Man muss ihn stoppen, bevor er noch mehr Leben zerstört.“ Er machte eine kunstvolle Pause und überlegte, wie viel er noch preisgeben sollte.
„Wir haben uns auf dem Internat kennengelernt“, fuhr er schließlich fort.„WakefieldsVater war schon dort, und sein Großvater auch. Ich dagegen bin der Sohn eines Mannes, der sich alles aus eigener Kraft erarbeiten musste. MeinVater hat bei Null angefangen, der Erfolg unseres Unternehmens ließ lange Zeit auf sich warten. In Wakefields Augen sind wir deshalb zweitklassig. Aber ich war und bin stolz auf meinenVater.“
Er bemerkte so etwas wie Mitgefühl in Marinas Augen. Sie nickte verständnisvoll. Deshalb war sie also so wild entschlossen, Wakefield ihrErbe wieder zu entreißen: IhrVater war ihr Held gewesen, und sie fühlte sich schuldig, die Firma verloren zu haben. Endlich kam er der Sache näher.
„Wakefield konnte mich noch nie ausstehen. Er hat seine Freunde und Anhänger gegen mich aufgehetzt, aber ich wollte mich ihm nicht unterwerfen. Er hat versucht, mir das Leben im Internat zur Hölle zu machen, aber ich bin nicht gegangen.
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