Es geschah in einer Sommernacht
fremde Frau in ihr, die er erweckt hatte.
Kommt nicht infrage!, befahl ihr letzter Rest an Selbstachtung.
Wieso war sie diesem Mann so sehr verfallen? Er musste sie nur anfassen, und schon löste sich ihr Selbstschutz in Nichts auf.
„Marina“, wiederholte Ronan. „Wir haben Gesellschaft.“
Während er redete, hörte sie Stimmen, die näher kamen.
Jetzt sah sie ihn an, und, natürlich, er beobachtete sie genau. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber sie sah, dass seine Halsschlagader heftig pochte. Wegen ihrer heftigen Umarmung.
Marina straffte die Schultern und hob das Kinn. Aber sie sah ihm nicht in die Augen. Stattdessen drehte sie sich zu dem Paar um, das immer näher kam. Sie blieben neben einer großen Topfpflanze stehen, die mit Lichtern geschmückt war. Einen der beiden erkannte sie an seinem unverwechselbaren Profil. Charles Wakefield.
Sie wartete auf die Angst. Darauf, dass ihre Nerven versagten. Aber diesmal war es anders. Ihre Sinne waren wach und damit beschäftigt, die Körpersprache des Mannes an ihrer Seite zu deuten.
Ronan Carlisle war wahrscheinlich der geborene Pokerspieler. Mit keiner Bewegung verriet er seine Gedanken oder Gefühle.
„Aha, der Berg kommt also zum Propheten. Ich wusste, dass er es vor Neugier kaum aushalten würde.“ Ronan lehnte sich wieder nah heran, um ihr ins Ohr zu flüstern. Sie hoffte, dass er die wohlige Gänsehaut nicht bemerken würde, die sich auf ihrer Haut ausbreitete, als sie seinen warmen Atem spürte.
„Sind Sie so weit, Marina?“
„Natürlich.“
„Marina?“ Er hob ihr Kinn mit einer Hand und zwang sie, ihn anzusehen. Seine starken Finger auf ihrer zarten Haut weckte wieder die Leidenschaft in ihr. Umsonst biss sie die Zähne zusammen, um ihren Schutzwall zu erneuern.
Sein Gesichtsausdruck war rätselhaft. „Denken Sie dran, Sie sind verrückt nach mir. Machen Sie sich keine Sorgen um Wakefield oder etwas anderes, in Ordnung?“
„In Ordnung.“
Nichts leichter als das, dachte sie spöttisch, als er seinen Arm um ihre Schultern legte. Er zog sie an sich, damit sie wie ein Liebespaar aussahen. Selbst diese leichte Umarmung ließ ihr Herz rasen wie wahnsinnig.
Sie musste sich gar nicht verstellen. Verrückt beschrieb ihre Gefühle im Moment ziemlich genau.
Eine boshafte Stimme in ihrem Inneren sagte, dass es ja so kommen musste. Ronan war wundervoll, reich, mächtig und sexy, und er hatte eine Art, die Dinge in die Hand zu nehmen, die sie anzog. Die Tatsache, dass er küssen konnte, wie es sich jede Frau erträumte, hatte jedenfalls nichts mit dieser peinlichen Schwäche zu tun.
„Kinn hoch, Prinzessin“, sagte er. „Denken Sie daran, was wir besprochen haben.“
Was sie besprochen hatten. Klar. Marina ging die einzelnen Punkte im Kopf durch.
Erstens: Sie sollte sich nur auf Ronan konzentrieren. Nichts leichter als das.
Zweitens: Was Wakefield anging – jetzt hatte sie Ronan. Sie sollte zwar noch auf Wakefield wütend sein, aber so tun, als hätte sie mittlerweile andere Dinge im Kopf. Auch das würde kein Problem sein.
„Ups, sorry. Ich hab euch zwei gar nicht gesehen.“ Eine kichernde Stimme unterbrach ihre Gedanken. Marina drehte sich um und sah ein blondes Mädchen, das garantiert nicht älter als siebzehn war.
Er log und stahl also nicht nur. Er verführte auch noch Minderjährige.
Marina runzelte die Stirn. Ronans Arm glitt sofort zu ihrer Taille und hielt sie fest. Ihr stockte der Atem. Da war wieder das Gefühl ganz tief in ihrem Körper, als würde sie dahinschmelzen.
„Charles.“ Ronan sagte zuerst etwas.
„Carlisle. Was machst du hier im Dunkeln?“ Wakefields selbstgefälliger Ton machte Marina rasend. Obwohl Ronan sie im Arm hielt, hätte sie den Mann, der ihren Bruder betrogen hatte, am liebsten angespuckt.
Wakefield drehte sich zu ihr. Die Neugier stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er musterte sie so genau von Kopf bis Fuß, dass sie unruhig wurde. Das Kleid, das sie trug, war so gemacht, dass ihr die Aufmerksamkeit jeden Mannes sicher war. Aber Wakefields Blick gab ihr das Gefühl, dass sie eine Dusche brauchte.
„Und Ms Lucchesi. Ich muss sagen, ich habe Sie nicht hier erwartet.“
Marina starrte ihn an. Was für ein Mann brachte es fertig, sie bei seiner Party rauswerfen zu lassen, ihr mit einer Klage wegen Verleumdung zu drohen und sie jetzt wie ein interessantes Insekt anzusehen?
Ein überheblicher Mistkerl, der sich einbildet, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, dachte sie.
„Ich könnte
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