Es geschah in einer Sommernacht
sein, hatte sie nur von Ronan geträumt. Sie hatte mit der Fantasie gelebt, dass sie wirklich ein Paar wären und sich eines Tages ihrer Leidenschaft hingeben würden. Es war ein herrlicher Tagtraum gewesen, in dem Ronan immer für sie da war. Sie hatte sich sogar eingebildet, dass die Flamme, die sie manchmal in seinen Augen zu erkennen glaubte, echtes Begehren war. Es war ein albernes Märchen gewesen, das sie da geträumt hatte. Die schöne Prinzessin und der mutige Held, der sie rettete.
Dabei hatte Ronan einfach nur Mitleid. So, wie er sie gerade angesehen hatte, gefiel ihm nicht mal ihr Aussehen. Er fand die Narben, die sie nicht verstecken konnte, hässlich. Wie hatte sie je etwas anderes glauben können?
Sie drehte sich auf die Seite, damit er nicht sah, wie ihr unaufhaltsam die Tränen kamen.
Er hatte ihre Verletzungen nicht gestreichelt, weil er sie begehrte! Und schon gar nicht, weil er Liebe für sie empfand. Das, was sie so naiv für Erregung gehalten hatte, war bei einem Mann, dem sich eine halbnackte Frau aufdrängte, wahrscheinlich eine ganz normale Reaktion.
Du weißt nicht, worum du da bittest.
Wütend blinzelte Marina gegen die Tränen an und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Er wollte sie nicht. Er wollte sie einfach nicht. Und wer konnte es ihm übel nehmen? Es hatte sich absolut nichts geändert, neue Kleider hin oder her.
Die Wahrheit war so bitter, dass sie nicht einmal merkte, wie Ronan aus dem Zimmer ging und sie allein ließ.
10. KAPITEL
Es brannte wie Feuer in ihm.
Ronans Brust hob und senkte sich, so als ob er gleich explodieren müsse. Sein Atem ging gefährlich schwer und unkontrolliert.
Mit beiden Händen umklammerte er den Rand desWaschbeckens. Mühsam versuchte er, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann drehte er das Wasser auf, beugte sich vor und hielt den Kopf unter den eiskalten Strahl.
Es half nichts. Vor ungestilltem Verlangen tat ihm der ganze Körper weh. Frustriert drehte er den Hahn wieder zu und richtete sich auf. Das Wasser tropfte ihm von den Haaren, lief ihm in die Stirn und auf die Schultern.
Er starrte den Mann im Spiegel an. Das Hemd war halb aufgeknöpft, der Blick verschleiert. Die pure Begierde sprach aus diesem Blick.
Ich will dich in mir spüren.
Er stöhnte leise. Marina wusste nicht, was sie da sagte.
Ich will dich.
Ein anständiger Mann hätte diese Worte einfach überhört. Er hätte sich zusammengerissen und die Situation im Griff gehabt.
MarinasWorte halltenin seinem Kopfwider, wurden lauter anstatt leiser.
Ein anständiger Mann hätte daran gedacht, dass sie noch trauerte. Dass sie Schmerzen hatte. Dass sie beschützt werden musste, sogar vor sich selbst. Schließlich versuchte sie gerade erst, wieder ins Leben zu finden und ihr Selbstbewusstsein neu aufzubauen.
Ein wirklich anständiger Mann hätte verstanden, dass nur ihr verletzter Stolz aus ihr sprach. Und er hätte diese Schwäche niemals ausgenutzt.
Aber im Spiegel sah Ronan keinen anständigen Mann. Obwohl er bei Gott wirklich versuchte, einer zu sein. Wochenlang hatte er an seinem Plan gefeilt, Wakefield zu vernichten. Täglich kam er seinem Ziel ein Stück näher. Aber dieses Ziel war nichts wert, wenn er es nur noch verfolgte, um sich von derVersuchung in seinem Haus abzulenken. Marina.
Es war seine eigene Idee gewesen, dass sie bei ihm einziehen sollte, aber erst jetzt merkte er, wie gefährlich das war. Marina war wie ein Glas Wein für einen Alkoholiker: die pureVersuchung.
Er dachte an ihren sinnlichen Mund und stöhnte wieder. Ihre funkelnden Augen, ihr seidenweiches Haar. Ihr wacher Verstand und ihre Willenskraft. Ihre Klugheit, die nie erlauben würde, dass sie auf einen reichen Mistkerl wie Wakefield hereinfiel. Oder auf einen wie ihn, Ronan. Ihr Körper, üppig und kurvenreich, dem kein Mann der Welt widerstehen konnte.
Er wandte sich ab. Er war kein anständiger Mann mehr.
Marina saß noch immer auf ihrem Bett, als er zurückkam. Starr blickte sie aus dem Fenster. Die Beine hatte sie angezogen, das Haar fiel schützend über ihre Schultern. Sie sah so verwundbar aus.
Er sollte das Richtige tun – sich umdrehen und gehen. Sie in Ruhe lassen.
Marina fuhr herum, als er durchs Zimmer ging. Dann riss sie die Augen auf, als er ein Päckchen Kondome auf den Nachttisch warf.
„Nein!“ Sie richtete sich auf. „Ich habe es nicht so gemeint. Ich will nicht …“
Den Rest hörte er nicht mehr, weil das Blut gefährlich laut in seinen Ohren rauschte und er
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