Es geschah in einer Sommernacht
presste sie sich an ihn. Ronan spürte, dass er sich zusammenreißen musste, wenn er dieses Wunder nicht viel zu früh beenden wollte.
Er zwang sich, seine Bewegungen zu kontrollieren, sich nicht hemmungslos seiner Lust hinzugeben. Aber dann hörte er plötzlich seinen Namen wie ein Flüstern aus ihrem Mund, und im selben Moment fühlte er, wie sie um ihn enger wurde und ihn immer tiefer in sich hineinzog. Und dann konnte er nicht mehr. Er ließ sich einfach gehen, verlor sich in der puren Lust, die es ihm bereitete, diese Frau zu lieben.
In seinem Innern überschlugen sich die Gefühle – Triumph, Erlösung und schließlich Erschöpfung –, und er wusste, dass er die ganze Zeit recht gehabt hatte. Es gab nichts Besseres, als mit Marina Lucchesi zu schlafen.
Endlich löste er sich von ihr. Mit klopfendem Herzen ließ er sich neben sie auf die Matratze sinken. Seine Glieder waren schwer und müde, und doch schloss er Marina in die Arme und presste sie fest an sich. Ihr Haar war noch immer feucht. Ihr wunderschöner, warmer Körper genau wie seiner schweißbedeckt. Ihr unschuldiger Körper …
Ronan zog scharf die Luft ein. Nein, er war kein anständiger Mann.
Es war ihm egal gewesen, was richtig und was falsch war. Er hatte nur noch sein eigenes glühendesVerlangen stillen wollen.
Sie war tatsächlich noch Jungfrau gewesen. Die Vorstellung machte ihn schwindelig. Einerseits verwirrte sie ihn, andererseits erfüllte sie ihn mit einem nie gekannten Stolz. Mit dem Stolz eines Mannes, der erste Liebhaber im Leben einer Frau gewesen zu sein. Er konnte nicht verhindern, dass sein Mund sich zu einem zufriedenen Lächeln verzog. Gedankenverloren streichelte er über Marinas Rücken, berührte ihre runden Hüften. Noch kein anderer hatte sie so berührt. Dieses Wissen machte ihn so sehr an, dass er sich zwingen musste, an etwas anderes zu denken.
Sie hatte ihm vertraut, obwohl sie so zerbrechlich war. Sie brauchte ihn, seine Fürsorge und seine Stärke, mit der er sie beschützen musste.
Und doch hatte er versagt. Er hatte sich in keiner Weise ehrenhaft verhalten, er hatte sie nicht beschützt, sondern war einfach nur egoistisch gewesen. Hatte ihre Schwäche ausgenutzt. Er wartete darauf, dass ihn die Schuldgefühle überwältigten.
Aber sie kamen nicht.
Marina wusste natürlich nicht, dass er sie von Anfang an gewollt hatte. Dass er sie genauso dringend in seinem Bett haben wollte, wie als Schachfigur in seinen Racheplänen.
Sanft glitten seine Finger über ihre zarte Haut. Am liebsten hätte er sie gleich noch einmal geliebt. Sobald sie sich erholt hatten natürlich.
Vom ersten Moment an hatte er gewusst, dass sie etwas Besonderes war. Und er hatte recht behalten.
Eines war klar – er konnte nicht nur dieses eine Mal mit ihr schlafen und dann nie wieder. Er war der Versuchung erlegen, und jetzt war er hoffnungslos verloren.
Marina wachte von dem Gefühl auf, in etwas Seidiges eingehüllt zu sein. Sie seufzte und vergrub das Gesicht in ihrem Kissen. Langsam erinnerte sie sich.
Ihr Körper fühlte sich so lebendig an wie nie zuvor. Sie genoss das wohlige Gefühl und streckte sich genüsslich.
Oh ja, sie fühlte sich wunderbar, völlig entspannt und erfüllt. Und alles nur wegen Ronan. Dem Mann, der ihr das Gefühl gab, schön zu sein. Etwas Besonderes. Begehrenswert. Als ob sie tatsächlich die Frau seiner Träume wäre. So, wie er all ihre geheimsten Wünsche erfüllte.
Tastend streckte sie die Hand aus, um ihn zu streicheln. Aber da war nichts. Das Laken war noch warm an der Stelle, wo er gelegen hatte.
Aber das konnte doch nicht sein! Sie wollte es nicht glauben, bis sie die Augen aufschlug und sah, dass es stimmte. Sie war allein in ihrem dunklen Schlafzimmer. Er hatte sogar die Tür geschlossen, als er gegangen war.
Marinas Herz verkrampfte sich. Sie schluckte, als sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Zum zweiten Mal an diesem Tag füllten sich ihre Augen mit Tränen.
Was hatte sie denn erwartet? Eine Liebeserklärung? Treue bis in alle Ewigkeit? Sie presste die Lippen zusammen. Wie dumm sie gewesen war.
Zumindest war er so anständig gewesen, ihren nackten Körper zu bedecken. Zum Teufel! Sie holte tief Luft, um gegen dieVerzweiflung anzukämpfen. Was hatte sie nur getan?
Mit einem Schwung bitterer Kraft sprang sie aus dem Bett. Sie schwankte vor Verzweiflung und Schmerz. Das Leben hatte ihr beigebracht, nicht an Wunder zu glauben. Warum war sie also überrascht, dass er sich nahm, was sie ihm
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