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Es geschah in Hollywood

Es geschah in Hollywood

Titel: Es geschah in Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vernichten — Sie
wuchern buchstäblich auf deren Untergang. Wenn Sie einmal eine emotionelle
Reaktion bei jemandem erreicht haben, haben Sie ihn auch schon am Haken. Dann
senken Sie Ihren Haken tiefer und tiefer in ihn, bis der Betreffende völlig
vernichtet ist, und danach müssen Sie nach einem neuen Opfer Ausschau halten. Sie
sind ein Experte im Erregen von emotionellen Reaktionen, denn letztere gehören
zu Ihrem Handwerkszeug: Liebe, Furcht und Haß. Haß ist vielleicht Ihre
Spezialität, finden Sie nicht auch, Oscar ?«
    Seine Hand packte die Kante des
Schreibtischs, während er mich anstarrte; dann verwandelte sich das
sonnengebräunte glatte Gesicht langsam in eine Maske kalter, unerbittlicher
Wut, und das Bild des Säulenheiligen war für alle Zeiten zerstört.
    »Aber bei Ihnen errege ich wohl
keine emotionellen Reaktionen, Rick ?« Seine Stimme
knisterte vor unterdrückter Wut.
    »Nicht im geringsten«,
versicherte ich ihm. Ich stand vom Stuhl auf, blieb vor dem Schreibtisch stehen
und blickte auf ihn hinab.
    »Für mich«, erklärte ich ihm
mit deutlicher Stimme, »sind Sie ein Parasit auf dem Antlitz der Menschheit,
Oscar. Wer hätte je gehört, daß ein menschliches Wesen emotionelle Bindungen an
einen Parasiten hat ?«
    Ich ging über den halben
Quadratkilometer Teppich zurück und überlegte vergnügt, daß mir, selbst wenn
der ganze Auftrag für mich unrentabel gewesen war, jedenfalls das erwähnte Zehncentstück Gewinn eingebracht hatte.
     
    Die Morgensonne schien mit
demselben Glanz auf Neilsens Haus an den Palisaden wie auf den Rest von Los
Angeles, womit sie erneut ihre Unparteilichkeit unter Beweis stellte. Ich
parkte den Wagen auf der geharkten Zufahrt vor dem Haus, ging zur Veranda
hinauf und klingelte.
    Ein großes mageres, sehnig
wirkendes Individuum öffnete die Haustür und starrte mich gleichmütig an. Sein
dichtes schwarzes Haar war säuberlich über den Kopf zurückgestrichen, und der Pomadeduft war für mich nach wie vor zu durchdringend. Ich
hatte vorübergehend das gespenstische Gefühl, als ob jemand am vorhergehenden
Vormittag mit mir und dem Star einen Film gedreht hätte, der jetzt ablief.
    »Das wird allmählich eine
Gewohnheit, Mr. Holman«, sagte das sehnig wirkende Individuum mit
ausdrucksloser Stimme.
    »Hallo, Tino!« Ich lächelte ihm
vage zu. »Ihre Hausdienerrolle war ziemlich gut .«
    »Ich dachte, das würde Sie
vielleicht etwas beunruhigen .« Seine dunklen Augen
betrachteten mich spöttisch. »Sie sehen aus wie jemand, der sich leicht
beunruhigt .«
    »Ich war seit meinem Weggang
hier gestern vormittag unentwegt wegen Ihnen
beunruhigt, Tino«, murmelte ich. »Ich konnte in der Nacht kaum schlafen, weil
ich mir immer überlegen mußte, ob ich wohl beim Schwimmbecken draußen Ihre
Gefühle verletzt hatte .«
    »Diese Bemerkung, daß ich Ihnen
die Aussicht verdürbe?« Er schüttelte leicht den Kopf. »Es hat mich nicht
gestört, Mr. Holman. Nun, vielleicht im Augenblick, aber später wurde mir klar,
unter welch großer seelischer Anspannung Sie standen, und dann ärgerte ich mich
nicht mehr .«
    »Großer seelischer Anspannung ?« fragte ich.
    »Um zu dem Entschluß zu kommen,
Miss Russo mit brutaler Gewalt zu nehmen«, sagte er milde. »Ich beobachtete Sie
beide durch mein Fernglas, wie Sie sich im Gras rollten, und es war besser als
Fernsehen. Tut mir leid, daß Sie verloren haben, Mr. Holman !« Er lächelte dünn. »Einen Augenblick lang sah es so aus, als ob wir die
verrückten Hunde wieder über das Grundstück hätten laufen lassen !«
    »Ich bin natürlich erwartet
worden ?« sagte ich. »All diese flüssigen Dialoge
können nicht Impromptu sein—. Sie haben doch wohl geübt, bevor ich kam ?«
    »Mr. Amaldi ist mit Miss Russo
draußen am Swimming-pool «, verkündete er auf formelle
Weise.
    »Danke .« Ich zündete mir ohne Eile eine Zigarette an. »Wissen Sie was, Tino? Ich habe
noch nie zuvor mit dem persönlichen Assistenten eines großen Managers
gesprochen, und ich finde es auf makabre Weise faszinierend. Was tut ein
persönlicher Assistent, bevor er einer geworden ist? Ich meine, wie beginnt man
eine solche Karriere ?«
    »Hauptsächlich, indem man sich
um seine eigenen Angelegenheiten kümmert«, brummte er.
    »Da habe ich etwas anderes
gehört«, sagte ich mit Festigkeit. »Der beste Weg ist, Laufjunge für
irgendeinen großen Mann zu spielen, der seine großen Talente auf den
verschiedensten Tätigkeitsfeldern anwendet — jemand wie Lou Martell

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