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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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begriff. Hinter ihr erstreckte sich der
lange Bahnsteig. Ihre Haltung war überaus zuversichtlich und trotzig, und sie
hatte die Figur einer Eieruhr, vollbusig über einer eingeschnürten Taille. Sie
war eine Schönheit in der Art von Ava Gardner, mit dunklen exotischen Augen und
einem Gesicht, das viel zu reif für ihre siebzehn Jahre war. Wer hatte diese
Fotografie aufgenommen? fragte sich Gemma, und wenn sie genauer darüber
nachdachte, stellte sich auch die Frage, wer ihr dieses provozierende Kleid
gekauft hatte.
    Vielleicht wußte Daisy es. Sie war ganz sicher,
daß Daisy das Album aufgehoben hatte. Gemma schaltete ihre Nachttischlampe an
und schaute auf ihre Armbanduhr. Es war schon nach eins, zu spät, um jetzt noch
anzurufen. Sie würde es gleich am nächsten Morgen versuchen.
     
     
     

19
     
    Fremde Verwandte: Daisy Rush trifft drei Paare, die trotz ihrer
Verwandtschaft eine Beziehung haben. Vielleicht war das zu anzüglich? Wenn ja, dann würde die Redaktion es bestimmt
ändern. Bei dieser Hitze konnte sie sich keinen anderen Titel ausdenken.
    Sie zog den Text aus der Schreibmaschine. Jetzt
blieb nur noch eine Kleinigkeit zu tun, nämlich ein Faxgerät zu finden. Es
hatte sie schon genug Zeit gekostet, in der Stadt einen Zwischenstecker
aufzutreiben, und sie war überrascht gewesen, daß ihre Schreibmaschine nicht in
die Luft geflogen war, als sie das Gerät endlich in die Steckdose gestöpselt
hatte, die aus der Wand ihres Apartments heraushing. Im Büro des
Apartmentkomplexes hatte sie ein Faxgerät gesehen, aber sie wußte nicht, was
der Pförtner zur Belohnung dafür verlangen würde, daß er sie es benutzen ließ.
Sie würde eine Anstandsdame brauchen, aber Oliver schlief am Pool unter einer
Ausgabe des International Guardian. Sie wollte ihn nicht stören.
    Daisy zog ein weites T-Shirt über ihr
Bikinioberteil und die abgeschnittenen Jeans und setzte sich Olivers
Baseballmütze auf. Dann verließ sie das Apartment, und erst, als die Tür hinter
ihr zuschlug, fiel ihr ein, daß sie den Schlüssel drinnen liegenlassen hatte.
    Alles in allem, sagte sie sich, als sie in den
glühenden Sonnenschein hinaustrat, war es eine gute Idee gewesen, sich eine
Zeitlang abzusetzen. Bei den Last-Minute-Buchungen, mit denen Oliver sie so
gern überraschte, war immer eine ganze Portion Glück mit im Spiel. Sie wand
sich bei dem Gedanken an die zwei Wochen Lanzarote. Ein Wüstenwind hatte dafür
gesorgt, daß sie in einem gräßlichen Hotel festsaßen, in dem ein Treffen von
Elvis-Presley-Imitatoren stattfand. Am letzten Tag hatte der Wind nachgelassen,
und sie hatten mit dem Bus eine Inselrundfahrt unternommen und dabei
festgestellt, daß sie sich auf einem Brocken tätigen Vulkangesteins aufgehalten
hatten. Als sie ihre Mitreisenden betrachtete, die in Gatwick die
Chartermaschine bestiegen, hatte sie geglaubt, dieser Urlaub würde eine
Wiederholung der Lanzarote-Katastrophe werden, doch als sie auf dem Flughafen
von Heraklion in Gruppen eingeteilt wurden, brachte ein Bus die Discohasen in
den Osten, und Oliver mietete einen Jeep und fuhr nach Westen. Das Städtchen,
in dem sie ihr Hotel hatten, hatte eine Art venezianischen Charme, und die
Restaurants an der Strandpromenade mit ihren Lampions waren zwar teuer, doch
sie servierten gute, frische Meeresfrüchte, meilenweit von den verkohlten
Fleischbrocken entfernt, die Daisy normalerweise mit der griechischen Küche
assoziierte.
    Ihr Apartment bestand aus der oberen Hälfte
eines weißen Würfels, und vom Geländer der Treppe, die zur Tür führte, rankte
sich Bougainvillea herab. Sie hatten ein hartes Doppelbett, auf dem sie tief
und fest geschlafen hatten. Über ihren Köpfen hing ein Kruzifix mit einer
winzigen roten Glühbirne, und die Bouzoukimusik, die aus den Nachtclubs
rüberwehte, war selbst für Olivers empfindliche Ohren weit weg.
    Seine einzige Klage hatte einem kleinen Besucher
in ihrem Zimmer gegolten. Am ersten Abend, als sie gerade am Einschlafen waren,
hatte Oliver gesagt: »Ich wollte dir schon seit einer ganzen Weile etwas
sagen.«
    Sie war stumm geblieben.
    »Ich habe... Herr im Himmel, hier schwirrt ein
verdammter Moskito rum.«
    Er war aus dem Bett gesprungen, hatte das Licht
angeschaltet und sich das Ringbuch von ihrem Nachttisch geschnappt. Nachdem er
sich bewaffnet hatte, hatte er den größten Teil der restlichen Nacht damit
zugebracht, das Insekt durch das Zimmer zu jagen, und Daisy hatte immer wieder
laut lachen müssen, während sie

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