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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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sind ebensosehr mein Eigentum wie
deines!«
    »Dann hast du sie also doch gelesen«, fiel Gemma
über sie her.
    »Nein... nur ein paar... nein...«, stammelte
Daisy.
    »Was mir das Recht gibt, ist, daß Shirley sie
mir anvertraut hat. Tatsache ist, daß sie weder mir noch dir gehören, sondern
Shirley, und sie hat mich gebeten, dafür zu sorgen, daß wir sie gemeinsam
lesen. Es war ihr Wunsch, nicht meiner. Wenn ich es so gewollt hätte, dann
hätte ich sie alle in der Woche lesen können, in der ich vergeblich versucht
habe, dich zu erreichen.«
    »Wie schaffst du es bloß, immer eiskalt zu
werden, sobald es zu einem Streit kommt?« fragte Daisy sie. »Wie kommt es, daß
du so logisch und klinisch bist? Ich finde das ekelhaft.«
    »Das ist dein Pech«, erwiderte Gemma eisig,
obwohl sie innerlich kochte.
    »Sieh mal, es ist noch zu früh dafür«, sagte
Daisy und unterdrückte ein Gähnen. »Setz dich hin und trink eine Tasse Kaffee.
Komm schon, Biskuit...«
    »Nenn mich nicht so!« kreischte Gemma mit
schriller Stimme und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Das ist doch nur ein Kosename, der liebevoll
gemeint ist«, sagte Daisy entgeistert.
    »Und genau das paßt mir nicht, weil ich im
Moment nicht gut auf dich zu sprechen bin. Und jetzt gehe ich. Steh mir nicht
im Weg!«
    »Wage es bloß nicht, mich in meiner eigenen
Wohnung rumzukommandieren!« sagte Daisy, die plötzlich auch sehr wütend war.
»Ich habe die Nase ohnehin voll davon, daß du deine Schuldgefühle auf mich
abwälzt. Ich denke gar nicht daran, mir von dir schon wieder Schuldbewußtsein
einflößen zu lassen. Diesmal bringst du es nicht fertig, weil ich nämlich
nichts getan habe, was nicht jeder andere normale Mensch auch getan hätte, und
bloß, weil du so verflucht unfehlbar bist... Wofür hältst du dich überhaupt,
für eine verdammte Nonne, oder was? Ist dir jemals aufgegangen, daß auch ich
Gefühle habe, oder hast du die Gefühle für dich allein gepachtet, du weißt
schon, dieses Zeug, was du für Jahre in dir verschließt, bis es sich endlich in
Essig verwandelt, und dann überschüttest du mich damit und erwartest von mir,
daß ich genauso sauertöpfisch werde wie du?«
    »Jetzt halt endlich den Mund!« sagte Gemma und
versuchte, sie aus dem Weg zu schieben.
    »Nein, du hältst jetzt den Mund...« Daisy stieß
sie von sich. »Bist du jemals auf den Gedanken gekommen, daß ich mich miserabel
fühlen könnte, weil ich mit meinem Freund Schluß gemacht habe, oder kannst du
auch darin nur etwas sehen, was ausschließlich mit dir zu tun hat? Bist du so
selbstsüchtig...«
    Endlich hatte sie einen wunden Punkt berührt.
»ICH? SELBSTSÜCHTIG?« schrie Gemma. »Das von dir zu hören ist die Höhe! ... Du
hast dir noch nicht einmal die Mühe gemacht, mir zu erzählen, daß du dich von
Oliver getrennt hast... Du mußt doch gewußt haben, wie mir zumute ist...«
    »Nein, wenn du es genau wissen willst — ich habe
in dem Moment an mein eigenes Leben und nicht an dich gedacht, und wenn das
selbstsüchtig ist, dann tut es mir leid, aber da du in den letzten zehn Jahren
in meinem Leben nicht vorhanden warst, habe ich mich gewissermaßen daran
gewöhnt, mir meine eigenen Gedanken zu machen und Entscheidungen zu treffen...«
Daisy unterbrach sich plötzlich, da alles, was sie sagte, sie selbst mehr als
jeden anderen überraschte. So hatte sie noch nie mit ihrer Schwester geredet.
    »Bist du jetzt endlich fertig?« fragte Gemma.
Sie drängte sich an ihr vorbei und öffnete die Wohnungstür.
    Ihre Kälte ließ Daisy explodieren. »Nein! Und
weißt du was, Gem, du kannst mir nicht an allem die Schuld zuschieben, das mußt
du dir endlich einmal klarmachen. Ich wußte nichts von dir und Oliver. Und...«
Sie war jetzt nicht mehr aufzuhalten, obwohl sie, noch während die Worte über
ihre Lippen kamen, wußte, daß sie sie nicht hätte aussprechen sollen. »Ich
konnte schließlich nichts dafür, daß Mum mich mehr geliebt hat als dich, und
ich konnte es auch nicht verhindern, daß sie mir einen Brief geschrieben hat,
während sie dir nur eine blödsinnige Nachricht hinterlassen hat...«
    Gemma kehrte ihr den Rücken zu, hielt sich beide
Hände auf die Ohren und rannte die Treppe hinunter.
    »...Es ist nicht meine Schuld... Ich habe dich
immer geliebt«, schrie Daisy hinter ihr her.
    Die Haustür schlug zu. Daisy warf sich auf den
Fußboden und schlug mit beiden Händen auf den Teppich wie eine Zweijährige, die
einen Wutanfall kriegt. Sie wußte nicht, wieviel Zeit

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