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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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dicken
Kuß.«
    Gemma legte den Hörer auf und holte wieder tief
Luft. Sie probte noch einmal, was sie sagen würde. Sie hatte nicht die Absicht,
übermäßig freundlich zu sein, einfach nur höflich. Sie würden es Schritt für
Schritt angehen müssen. Sie war entschlossen, sich nicht drängen zu lassen.
Daisys ansteckende Begeisterungsfähigkeit konnte einen allzuleicht mitreißen.
Diesmal wollte sie den Verlauf der Dinge in der Hand haben. Sie würde Daisy
lediglich mitteilen, daß sie wieder da war, und sie würde ihr ein gemeinsames
Mittagessen vorschlagen. Ein Treffen zum Mittagessen, das war ein Geistesblitz.
Es konnte auf neutralem Boden stattfinden, und der zeitliche Rahmen war von
vornherein klar begrenzt, nicht wie bei einem Drink oder gar einem Abendessen.
Für ihren ersten Anruf hatte das zu genügen. Da sie vom Verlag aus anrief,
waren deutlich die Hintergrundgeräusche zu vernehmen, das Piepsen von Computern
und läutende Telefone, und daher würde sie zahllose Vorwände dafür finden, das
Telefongespräch zu beenden. Sie nahm den Hörer ab und drückte schnell die
Tasten. Die Verbindung wurde augenblicklich hergestellt. Das Telefon läutete
zweimal, und beim dritten Läuten wurde ihr Anruf beantwortet. Gemma hielt den
Atem an.
    »Hallo«, sagte eine vertraute Stimme, »wir
können im Moment nicht ans Telefon gehen, aber hinterlassen Sie doch bitte eine
Nachricht nach dem Piepston.«
    Gemma legte eilig den Hörer auf.
    Sie hatte sich eine Million verschiedener Dinge
ausgemalt, die Daisy hätte sagen können, aber auf einen Anrufbeantworter war
sie nicht gefaßt gewesen. Sie sah ihre Hände an und stellte fest, daß sie
zitterten. Es war ein tiefgreifender Schock gewesen, nach so langer Zeit
Olivers Stimme wieder zu hören. Plötzlich wußte sie nicht, ob sie schon stark
genug war, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
     
    Der Traummann: Wie fühlt man sich, wenn man den Mann seiner
Träume trifft?
    Eine gewisse Übertreibung, dachte Daisy, aber
was soll’s? In meinen Träumen war er immer groß und schlank und kräftig. Ich
mußte mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen. Mein Kopf schmiegte
sich maßgerecht an seine Schulter, wenn wir nebeneinander herliefen. Ich hatte
ihn im Fernsehen gesehen, wie er Leute verhaftet, und im Kino, wie er Leute
foltert, und ich war sicher, daß meine Phantasien alles andere als politisch
korrekt waren, und doch bin ich prickelnd erwacht.
    In Wirklichkeit hatte mein Rendezvous mit Cal
Costelloe viel mehr davon, sich unter einer warmen Decke zusammenzurollen, und
es war nicht etwa so, als schlitterte man wollüstig über Satinlaken. Er sieht
gut aus, er ist umwerfend, und er ist — und seinem Werbeagenten wird es gar
nicht gefallen, wenn ich das sage — ein richtig süßer Typ...
     
    »Das gibt etwas her, Daisy«, sagte Patrick, der
sich das Telefon zwischen das Kinn und die Schulter geklemmt hatte und das Fax
in seiner Hand durchlas, »aber es ist nichts für Six Pack. Ich meine, du
stellst den Typen ja wie einen niedlichen Welpen dar.«
    »So ist er auch«, erwiderte Daisy.
    »Ich dachte, du wolltest über seinen Arsch
reden, eben Zeug von der Sorte.«
    »Das habe ich auch getan. Im vierten Absatz.«
    »Kleiner als erwartet, wie alles andere an ihm
auch...«, las Patrick. »Was soll das heißen?«
    »Was zählt, ist die Qualität, nicht die
Quantität«, sagte Daisy.
    »Das entspricht nicht dem, was du letzten Monat
in >Die zehn Lügen, die die Frauen den Männern erzählen< behauptet hast.«
    »Verdammter Mist.«
    »Ich habe gehört, du warst im Groucho mit ihm.«
    Im literarischen London breiteten sich
Neuigkeiten schnell aus. Seitdem waren noch keine vierundzwanzig Stunden
vergangen, dachte Daisy.
    »Na und?«
    »Und du bist gesehen worden, als du das
Restaurant reichlich früh gemeinsam mit ihm verlassen hast.«
    »Na und?«
    »Also, was ist? Hast du ihn flachgelegt? Bist du
deshalb so zimperlich?«
    »Nein!« sagte Daisy. »Ich bin nach Hause
gegangen. Aber ich wüßte ohnehin nicht, was das damit zu tun hat«, fügte sie
hinzu.
    Es war seltsam, dachte Daisy, daß ausgerechnet
Patrick, der stolz darauf war, über alle bestens informiert zu sein,
offensichtlich nicht wußte, daß sie mit einem Mann zusammenlebte. Er flirtete
ständig mit ihr. Anscheinend stellte er sich vor, sie sei das unsittliche,
promiskuitive Mädchen, das sich in der ganzen Stadt herumtrieb, die Rolle, in
die sie für ihren Six-Pack -Journalismus schlüpfte.
    »Wir

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