Es gibt kein nächstes Mal
sich die
Hände und die Wangen zu verschmieren. Sie lauschte mit glänzenden Augen, als
Oliver Nigel nachäffte, und sie sagte sich, wie klug er doch war und wie
glücklich sie sich schätzen konnte, ihn an ihrer Seite zu haben. Wenn Oliver
sich so gab, dann verspürte sie dieselbe Erregung, dasselbe Gefühl von Gefahr
und Unbeschwertheit wie damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, und
sie sah auch, daß sein Gesicht, vom Humor und von seinen Scherzen aufgehellt,
dasselbe Gesicht war, in das sie sich damals verliebt hatte, und nicht die
zornige Miene, die sie so oft finster anfunkelte.
»Es ist ein wunderschöner Tag«, sagte Oliver,
als er wieder ins Bett stieg und Daisy das Haar aus der Stirn strich. Sie
konnte den frischen Orangengeruch noch an seinen Fingern wahrnehmen.
»Sollen wir einen Ausflug machen?« fragte sie.
»Laß uns nach Woodstock fahren oder so. Und dort zu Mittag essen.«
»Bis wir dort ankommen, ist es Zeit für den
Nachmittagskaffee. Was ist?« fragte er, als er sah, daß Daisy das Gesicht
verzog.
»Ich versuche nur, mich daran zu erinnern, wo
ich den Wagen geparkt habe.«
»Mein Gott, Daisy, du bist ein hoffnungsloser
Fall. Wenn wir ihn finden, sind die Reifen wahrscheinlich abmontiert.«
»Mein Gott, Lol, das hast du in den letzten zehn
Jahren jedesmal gesagt, wenn ich mich nicht erinnern konnte, wo der Wagen
steht, und dem Wagen hat noch nie etwas gefehlt!« erwiderte sie und äffte
scherzhaft seinen nörgelnden Tonfall nach.
»Inzwischen ist der Wagen schon eine so alte
Rostbeule, daß ich bezweifle, ob ihn überhaupt noch jemand stehlen will«, gab
er gereizt zurück, um ihr nicht das letzte Wort zu lassen.
»Das sagst du auch immer«, murmelte Daisy tonlos
und fügte dann hinzu: »Also, was ist? Willst du rausfahren oder nicht?«
Er wollte gerade eine Antwort geben, als das
Telefon läutete. Daisy nahm den Hörer ab.
»Hallo! Wie fühlst du dich heute morgen?« sagte
sie und drehte sich instinktiv auf die Seite, um Oliver den Rücken zuzuwenden.
»Wir überlegen uns gerade, was wir tun könnten. Hast du vielleicht Lust, mit
uns nach Woodstock rauszufahren? Ach so. Nein, wir haben noch keine festen
Pläne. Nein.« Sie sah sich nach Oliver um. Er bedeutete ihr, daß er sich jetzt
unter die Dusche stellen würde.
»Ja, sicher, liebend gern... ich weiß allerdings
nicht, ob Lol mitkommt... Ach so. Ja, in Ordnung... Ich glaube kaum, daß ihm
das etwas ausmachen wird... Möchtest du vielleicht her-kommen? ... Wo dann? ...
Ach ja? Wir sind noch gar nicht richtig aufgestanden... Okay... Der Regent Park
ist von mir aus näher. Dort gibt es einen Rosengarten. Also gut, abgemacht.
Dann treffen wir uns dort.«
Sie legte den Hörer auf, glitt aus dem Bett und
ging ins Bad. Oliver sang gerade La Donna e mobile und übertönte damit
das Prasseln des Wassers.
»Das war Gemma«, rief sie laut, um sich trotz
des laufenden Wassers verständlich zu machen. »Sie will mit mir sprechen. Sie
sagt, es sei wichtig. Ich habe zugesagt, daß ich mich mit ihr treffe.«
»Und was ist mit Woodstock?« rief Oliver zurück.
»Könnten wir nicht einfach morgen hinfahren?«
»Verflucht!« Oliver hatte die Seife fallen
lassen. »Zehn Jahre lang weigert sich deine Schwester, den Kontakt zu dir
aufrechtzuerhalten, und jetzt sollst du für einen Plausch mit ihr plötzlich alles
stehen- und liegenlassen?« rief er.
Daisy zog den Duschvorhang zurück und sah Oliver
durch den Wasserdampf an.
»Es tut mir leid, aber begreifst du denn nicht,
daß ich gerade deshalb, weil sie zehn Jahre lang nicht mit mir geredet hat, das
Gefühl habe, jetzt hingehen zu müssen?«
Oliver schnaubte unwillig und zog den
Duschvorhang wieder vor. »Der Fußboden wird klatschnaß«, sagte er.
Gemma saß auf einer Bank und starrte ein
Blumenbeet an. Als Daisy näher kam, blickte sie lächelnd auf und erhob sich,
wich jedoch einen Schritt zurück, als Daisy sie auf die Wange küssen wollte.
Daisy fing an zu zittern. Gemma hatte sich
wieder in ihren Umhang aus Kälte gehüllt. Daisys erster Impuls war zu weinen,
doch sie ahnte, daß Gemma darauf besonders wütend reagieren würde. Sie setzten
sich in Bewegung und liefen nebeneinander her.
In jedem Beet war eine andere Rosensorte
angepflanzt. Einige standen bereits in voller Blüte, andere dagegen hatten noch
nicht einmal Knospen. Eine besonders schöne gelbe Rosenart war darunter, mit
dichten Blüten in jedem Stadium. Die Knospen wiesen einen dunklen Goldton mit
roten
Weitere Kostenlose Bücher