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Es gibt kein nächstes Mal

Es gibt kein nächstes Mal

Titel: Es gibt kein nächstes Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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verbringen.
    »Ich glaube, ich werde einfach wieder nach Hause
gehen«, sagte Gemma und sah sich um. Sie wußte nicht wirklich, wo sie war.
    »Aber ich muß dringend mit dir reden! Verstehst
du das denn nicht?« Daisy erhob die Stimme. »Bist du denn nie auf den Gedanken
gekommen, daß auch ich ein Opfer bin und nicht nur du? Du bist einfach
fortgelaufen, und das nur, weil ich etwas falsch gemacht habe, und du hast dir
noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, wie mir zumute ist. Ja, es ist
wichtig, daß du dich mit dem auseinandersetzt, was damals passiert ist. Ich
weiß das zu würdigen. Aber kannst du nicht wenigstens eine Sekunde lang
würdigen, daß es für mich auch nicht leicht gewesen ist...«
    Sie verstummte plötzlich. Sie wollte keinen
Streit mit ihrer Schwester. Sie wußte noch nicht einmal, woher diese Worte
überhaupt gekommen waren.
    »Alles andere als leicht sogar«, sagte sie leise
und bemühte sich, die Fassung wiederzuerlangen und die altbekannte Hierarchie
wieder zu stabilisieren: Daisy, der sorglose, leichtfertige Tunichtgut, der
sich in Schwierigkeiten brachte, und Gemma, die Vernünftige, die sie aus jeder
Klemme herausholte.
    »Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht«,
sagte Gemma, aber es war nur ein Teil der Wahrheit. Sie hatte an Daisy als die
Person gedacht, die sie verraten hatte. Wenn sie sich jemals gefragt hatte, wie
Daisy wohl zurechtkam, dann hatte sie selbst die kleinste Mutmaßung sofort
durch das sichere Wissen ersetzt, daß Daisy mit Oliver zusammen war und daß es
Daisy daher gutgehen mußte. Erst seit sie sie wiedergesehen hatte, war ihr
aufgegangen, wie sehr auch Daisy gelitten hatte. Schmerz lauerte hinter diesen
violetten Augen. Zu den Dingen, mit denen Gemma besonders schlecht umgehen
konnte, zählte die .Scham, die sie verspürte, weil sie ihrer eigenen Schwester
gegenüber so unfair gewesen war.
    »Ich habe mich dir gegenüber abscheulich
benommen, und ich weiß nicht, wie ich das wiedergutmachen kann«, sagte Gemma
schließlich und seufzte tief.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Daisy nach
einer längeren Pause. »Es ist nicht so schlimm wie das, was ich dir angetan
habe.«
    »Oh, doch, das ist es schon«, beharrte Gemma.
    »Nein, wirklich...« Daisy unterbrach sich und
fing an zu kichern. »Komm schon«, sagte sie und hängte sich bei ihrer Schwester
ein. »Es ist zwecklos, daß wir uns streiten und mit unseren Schuldgefühlen
kämpfen. Wir haben uns beide gräßlich benommen, und wir waren egoistisch und
gedankenlos. Warum lassen wir all das nicht jetzt sofort bleiben und werden
Freundinnen? Ich habe dich schrecklich vermißt.«
    »Ich dich auch«, gestand Gemma, und Tränen
rannen über ihr Gesicht, als sie Daisy umarmte.
     
     
     

14
     
    Offensichtlich war dieses Wochenende dafür
geschaffen, daß sie mit geliebten Menschen schwierige Augenblicke in Parks verbrachte,
dachte Daisy, während sie sich bemühte, mit Oliver Schritt zu halten. Während
der Fahrt nach Woodstock hatte er die meiste Zeit geschwiegen, und jetzt wollte
er nicht nur nicht mit ihr reden, sondern er schien noch nicht einmal neben ihr
herlaufen zu wollen. Er hatte beschlossen, sie würden entgegen dem
Uhrzeigersinn um den See auf dem Gelände von Blenheim Palace laufen, und er
legte ein Tempo vor, als trainierte er für die Olympiade.
    »Es ist ganz schön kühl, findest du nicht auch?«
fragte sie, während sie neben ihm herlief.
    »Nicht so warm wie gestern«, erwiderte er
barsch.
    Sie deutete seine Bemerkung dahingehend, daß er
immer noch verärgert war, weil sie es gestern vorgezogen hatte, den Tag mit
Gemma und nicht mit ihm zu verbringen.
     
    Gemma und sie hatten in einem gutbesuchten
Restaurant in Camden Lock zu Mittag gegessen, und Daisy hatte ihre Ablehnung
gegenüber Straßentheater dargelegt, während auf dem Platz vor dem Restaurant
ein Straßenmusikant immer wieder »Greensleeves« spielte. Sie hatten stillschweigend
das Übereinkommen getroffen, für den Rest des Tages nicht mehr über die Familie
zu reden.
    Gemma hatte Daisy ein wenig von ihrem Job
erzählt und erklärt, daß sie vorhatte, ein neues Verlagskonzept zu entwickeln
und freche Frauenliteratur zu vermarkten. Daisy schlug vor, sie solle in der Cosmopolitan oder einer anderen Frauenzeitschrift einen Wettbewerb ausschreiben, um neue
Autorinnen zu finden. Das sorgte für Publicity und würde gleichzeitig bedeuten,
daß sich die Kosten für eine Werbekampagne halbierten. Sie konnte Gemma
ansehen, daß sie die

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