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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Spilker
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sehen, dass sie das nicht versteht. Sie wird es auf den Kater schieben und vermuten, dass ich den Abend schon bereue. Was soll sie auch sonst denken?

    Krankenschwester – wie konnte ich das vergessen?
    »Aber weißt du«, fügt sie hinzu, »nach Feierabend rede ich lieber über was anderes.«
    »Na, dann gehörst du hier vielleicht gar nicht hin.«
    Sie schaut mich vorwurfsvoll an.
    »Die Leute hier«, ich mache eine raumgreifende Geste, »reden ständig über das, was sie gerade tun. Es ist eine große narzisstische Störung und gleichzeitig so eine Art Börse. Am liebsten sind sie mir noch, wenn sie besoffen sind.«
    »Ach, ich finde es hier eigentlich immer ganz nett. Gerade weil es so ist, wie du sagst. Diese Typen sind wenigstens nicht langweilig.«
    »Vielleicht eine Zeit lang nicht. Irgendwann gewöhnt man sich aber an sie und durchschaut ihre Masche.«
    Sie schaut mich mitleidig an. »Ist wirklich alles, alles, alles so schrecklich öde?«
    »Es ist halt nicht mehr so elektrisierend wie früher. Vor allem fehlt mir gerade die Perspektive. Es fühlt sich so an, als ob ich nicht mehr auf dem richtigen Weg bin.«
    »Vielleicht solltest du einfach mehr unter Leute gehen. Mehr feiern. Du kannst von deinem Job nicht erwarten, dass er dich blendend unterhält.«
    »Ich wäre schon froh, wenn er wenigstens für meinen Unterhalt sorgen würde.«
    Sie zieht die Augenbrauen zusammen und scheint jetzt wirklich böse zu werden: »Du triffst eine freundliche, gut aussehende Bekannte auf dem Weg zu was auch immer in einer Bar vor deiner Haustür und jammerst in einem fort! … Vielleicht solltest du mal Urlaub machen. Oder eine Kur«, fällt ihr nach einiger Zeit noch ein.
    »Oh ja, tolle Idee. Mit alten Knackern und eingebildeten Kranken herumhängen und mir einen Kurschatten anlachen. Das wär’s.« Mir wird schon wieder schlecht.
    »Na ja, du müsstest erst mal herausbekommen, an welcher Krankheit du leidest. Und wenn du eine Diagnose hast, weiß man meistens auch, welche Therapie helfen könnte.«
    »Die Diagnose ist doch total simpel. Ich leide daran, ein Spiel spielen zu müssen, das ich nie spielen wollte und dessen Regeln ich nicht besonders gut beherrsche.«
    »Oder du hast vielleicht wirklich einen Hau.«
    »Erzähl mir was Neues.«
    »Ich meine es ernst. Der Schaden muss ja nicht unbedingt gravierend sein. Irgendein Ereignis in der Vergangenheit könnte dafür verantwortlich sein, dass du in bestimmten Situationen nicht zurechtkommst. Das kenne ich auch von meinen alten Leuten. Aber die sind sowieso lustig: Ab einem bestimmten Punkt des Alterns fallen die immer in die Verhaltensmuster ihrer Kindheit zurück.«
    Die Zeit und die Drinks ziehen an uns vorüber. Zwischendurch kommt jemand vorbei und sagt kurz hallo. Ich werde angerempelt und sehe Frank plötzlich allein in der Ecke stehen. Vielleicht kann ich ihn heute überreden, die Vereinbarung über das Artwork endlich dingfest zu machen.
    Ich bestelle uns noch etwas zu trinken, um mutiger zu werden. Ursula geht zwischendurch auf die Toilette. Mir gefällt die Art, wie sie den Drink zur Seite stellt und vom Barhocker steigt. Mir gefällt die Art, wie sie ihre kleinen Füße voreinandersetzt, und mir gefällt vor allem, dass sie wieder zurückkommt.
    Zwei Biere später entschuldige ich mich bei ihr, stehe auf und schwanke zu Frank hinüber. Ich muss wissen, was aus seinem Auftrag wird, damit ich eine Ahnung bekomme, was aus Tropical Design werden soll. Mühsam schiebe ich mich durch das Gewimmel der Leute. Die Luft ist geschwängert von Zigarettenrauch. Ich spüre, wie mein Blutdruck steigt und steigt. Das in meinem Kreislauf vorhandene Blut scheint irgendwie nicht im Kreis zu laufen, so wie es sich gehört. Es wird direkt in meinen Kopf gepumpt und findet keinen Weg wieder heraus. Fühlt sich so der Beginn einer Panikattacke an?
    Ich muss dringend raus ins Freie, damit der Kopf wieder abschwillt. Ab einem bestimmten Punkt kann ich zwischen dem dröhnenden Puls in meinem entzündeten Körper und dem Wummern der Beats nicht mehr unterscheiden. Damit verbunden ist der Verlust meines Gleichgewichtssinns. Wenn die Menge mich nicht stützen würde, fiele ich um. Die Strecke, die ich zurücklegen muss, um mein Ziel zu erreichen, wird mit jeder Sekunde größer. Dabei sollte sie sich doch verkürzen. Frank scheint sich zu entfernen. Schon kann ich kaum noch seinen blonden Haarschopf in der Menge erkennen. Er bewegt sich in Richtung Ausgang, während ich auf der

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