Es ist nicht alles Gold was glänzt
müssen wir auf seinem Heimatboden mit ihm fertig werden. Bisher hatten wir ihn jedesmal an einem von uns bestimmten Schauplatz in der Hand, aber in Boston würde James auffallen wie ein weißer Rabe, obgleich er von uns vieren der beste Schauspieler ist. Um mit Harveys eigenen Worten zu sprechen: ›Dort wird aber schon ganz anders gespielt!‹«
James seufzte kummervoll und betrachtete eingehend den Axminster-Teppich.
»Armer alter James – mach dir nichts draus! Du hast die Ambulanz gefahren wie die Feuerwehr«, sagte Adrian.
»Wie wär's denn, wenn du den Flugschein machen würdest? Dann könnten wir ihn mit einem Flugzeug entführen«, schlug Jean-Pierre vor.
Miß Meikle billigte mitnichten das Gelächter, das aus Dr. Tryners Zimmer drang, und sie war froh, das seltsame Trio die Praxis verlassen zu sehen. Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, kam sie in Adrians Zimmer.
»Werden Sie jetzt Ihre Patienten empfangen, Dr. Tryner?«
»Wenn ich unbedingt muß – ja, Miß Meikle.«
Miß Meikle schürzte ihre Lippen. Was war bloß in ihn gefahren? Sicher lag es an diesen schrecklichen Typen, mit denen er in letzter Zeit Umgang hatte. Er war so unberechenbar geworden.
»Mrs. Wentworth-Brester. Dr. Tryner ist jetzt zu sprechen.«
Stephen begab sich zurück ins Magdalen College, um sich ein paar Tage Ruhe zu gönnen. Er hatte das ganze Unternehmen vor acht Wochen ins Rollen gebracht, und zwei Mitglieder des Teams hatten mit ihrem Erfolg seine Erwartungen bei weitem übertroffen. Ihm war klar, daß er ihre Leistungen mit etwas würde krönen müssen, das sozusagen in die Annalen Oxfords eingehen und von dem man noch lange nach seiner Abreise sprechen würde.
Jean-Pierre ging wieder an die Arbeit in seiner Galerie in der Bond-Street. Ein Telegramm abzuschicken, würde ihn nicht überfordern, aber Teil 2 von Stephens Oxford-Plan verlangte, daß er allabendlich mehrere Stunden darauf verwendete, seine Rolle vor dem Spiegel einzustudieren.
James fuhr mit Anne übers Wochenende nach Stratfordupon-Avon. Sie trafen es gut – die Royal Shakespeare Company gab ihr Bestes mit einer spritzigen Vorstellung von ›Viel Lärm um Nichts‹; als sie später am Ufer der Avon spazierengingen, machte James Anne einen Heiratsantrag. Nur die Schwäne konnten ihre Antwort gehört haben. Der funkelnde Brillant – James hatte ihn im Schaufenster von Cartier entdeckt, während er darauf wartete, daß Harvey Metcalfe endlich Jean-Pierres Galerie betreten möge – kam an ihrem zarten Finger noch besser zur Geltung. James' Glück schien vollkommen. Wenn er nun noch mit einem umwerfenden Plan seine Teamgenossen überraschen könnte, wäre er wunschlos glücklich. Wieder einmal diskutierte er das Problem an diesem Abend mit Anne. Sie wälzten neue Ideen und alte, aber es kam nichts dabei heraus.
14
Am Montagmorgen brachte James Anne zurück nach London und warf sich in seinen elegantesten Anzug. Trotz James' Vorschlag, ihn nach Ascot zu begleiten, wollte Anne lieber arbeiten. Sie war überzeugt, den anderen würde ihre Anwesenheit nicht recht sein, ja vielmehr die Vermutung in ihnen wecken, daß James sie eingeweiht hätte.
Die Einzelheiten des Unternehmens Monte Carlo hatte James ihr nicht erzählt; doch über das, was sich in Ascot abspielen sollte, wußte Anne bis ins kleinste Bescheid, und sie merkte, daß James nervös war. Immerhin würde sie ihn am Abend sehen und dann alles erfahren. James sah ganz verloren aus. Insgeheim dankte Anne ihrem Schöpfer, daß die meiste Zeit über Stephen, Adrian und Jean-Pierre abwechselnd Regie führten – doch in ihren Gedanken nahm eine Idee Gestalt an, die vielleicht genau das Richtige für ihn sein würde.
Stephen stand früh auf und bewunderte im Spiegel sein ergrautes Haar – ein Resultat, das unter erheblichen Kosten am Tag zuvor in Debenhams Frisiersalon zustande gekommen war. Mit Bedacht wählte er seine Kleidung aus – seinen einzigen anständigen grauen Anzug und eine blaukarierte Krawatte – und zog sich an. Diese beiden Kleidungsstücke mußten für alle besonderen Gelegenheiten herhalten – von einem Vortrag vor Studenten in Sussex bis zu einem Dinner mit dem amerikanischen Botschafter. Der Anzug war aus der Mode und an Ellbogen und Knien leicht ausgebeult: für Stephens Verhältnisse bildete er jedoch den Inbegriff der Eleganz. Stephen fuhr mit dem Zug von Oxford nach Ascot, während Adrian von Newbury mit dem Wagen kam. Um 11 Uhr trafen sie mit James im
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