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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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besserer Verfassung als alle anderen Männer mittleren Alters, die ich kannte. Wenn er so frei und ungezwungen spielte, fiel mir auf, wie attraktiv er im Grunde war, doch den Gedanken verscheuchte ich sofort. Mein Gehirn hatte in den letzten beiden Wochen jede Menge wirres Zeug und die aberwitzigsten Gedanken produziert.
    Mac hatte mich verlassen.
    Er war in schlimmste Depression verfallen, zog einsam durch die Straßen und suchte sich seine Nahrung aus Mülltonnen zusammen.
    Oder er lag an einem Strand in der Karibik und schlürfte unter einer Palme Margaritas. An seiner Seite räkelte sich eine reiche Frau, die alles für ihn zahlte, denn seine Kreditkarte hatte Mac nicht mehr benutzt, seit er den Wagen gemietet hatte.
    Oder er war tot.
    Nein! Ausgeschlossen. Ich
spürte
ihn ja noch immer. Er war
nicht
tot, sondern einfach nur fort.
    All diese Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Im Grunde wusste ich gar nichts, außer dass Mac nicht mehr bei uns war. Aber so erging es mir jeden Tag. Immer wieder versuchte ich, schreckliche Vorahnungen und dunkle Gedanken zu verdrängen, auf der verzweifelten Suche nach Fakten, um mich an ihnen festzuhalten. Leider gab es seit zwei Wochen bis auf den Mietwagen überhaupt keine Fakten, höchstens eine Zeitschiene, unterteilt in die jüngsten Ereignisse.
    Macs Eltern waren ermordet worden; Danny saß als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Die Polizei fahndete nach Beweisen, damit die Staatsanwaltschaft Anklage erheben konnte. Mac hatte einen Wagen gemietet und war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt, möglicherweise als Folge einer Depression.
    Ich sah Billy in die Augen. Seine waren dunkel, ein tiefes, sattes Braun. Er lächelte nicht. Dann nahm er mir die Büchertasche von der Schulter, und eine Sekunde lang fühlte ich mich leichter. Billy hängte sich die Tasche über die Schulter und sagte: «Wir gehen lieber ins Haus.»
    «Nein.»
    «Karin –»
    «Sag es mir hier und jetzt.»
    Billy kniff die Lippen zusammen. Er wusste, wie stur ich sein konnte.
    «Man hat den Mietwagen gefunden.»
    «Was ist mit Mac?»
    «Wir haben nur den Wagen.»
    «Wo stand der?»
    «Am Sund von Long Island. Eine Frau in Stony Creek hat ihn von ihrem Haus aus gesehen. Sie besitzt dort eine private Anlegestelle. Die Polizei dort nimmt an, dass Mac ins Wasser gefahren ist, vermutlich gegen Mitternacht, als sämtliche Nachbarn schliefen. Die Frau selbst war in der Zeit verreist.»
    «Nein.»
    «Die Fahrt dorthin ist lang. Ich schlage vor, du kommst mit mir. Dann kannst du dich selbst davon überzeugen.»
    Zu einer Antwort war ich nicht imstande. Ich hatte plötzlich begonnen, mich innerlich aufzulösen. Tränen stürzten mir aus den Augen und strömten mir über die Wangen. Mein Gehirn suchte gleichzeitig und krampfhaft nach Gründen, weshalb Macs Mietwagen im Meer gelandet war:
    Blind vor Kummer oder betrunken, war Mac falsch abgebogen und auf die Anlegestelle geraten. Doch im letzten Augenblick war er aus dem Wagen gesprungen und irrte jetzt durch Connecticut.
    Mac war an einer Raststelle Richtung Norden überfallen worden, der Täter hatte den Wagen gestohlen. Mac hatte bei dem Überfall einen schweren Schlag auf den Hinterkopf erhalten und sein Gedächtnis verloren. Nun lief er irgendwo umher und versuchte sich zu erinnern. Er fragte sich, wer er war und wer ihn geliebt hatte.
    Die Mietwagenfirma hatte Macs Kreditkarte mit einer anderen vertauscht.
Ein anderer
war in den Sund gefahren. Nicht Mac. Mac lebte irgendwo und war gesund. Er wollte sich in Ruhe seinem Kummer überlassen und den Tag abwarten, an dem er wieder so weit sein würde, um zu uns zurückzukehren.
    Mac war nicht ertrunken. Er war nicht tot. Ich spürte, dass er lebte.
Schließlich war ich schon einmal Witwe geworden und wusste, wie es sich anfühlte.
    «Aber Mac wurde nicht gefunden, oder?», erkundigte ich mich noch einmal.
    «Noch nicht», erwiderte Billy sanft. Er wollte verhindern, dass ich Mac im Geist irgendwo in den Tiefen des Meeres treiben sah.
    «Also gibt es auch keinen Beweis, dass er überhaupt in dem Wagen war.»
    Billy schüttelte den Kopf. «Der Wagen wird gerade erst an Land gezogen.»
     
    Ich saß neben Billy in seiner grauen Limousine. Wir folgten der Interstate 95 Richtung Norden und schwiegen. Nach einer Weile steckte Billy eine CD in die Stereoanlage.
Bluegrass.
Dass er Countrymusic liebte, fand ich seltsam, immerhin war er ein Afroamerikaner, der in Brooklyn geboren und aufgewachsen war.
I hope you

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