Es ist niemals vorbei
zu.»
Auf ihren Wink hin betraten Billy und ich eine elegante Eingangshalle und folgten ihr durchs Haus zu zwei Sprossentüren, die sich zur «hinteren Veranda» öffneten, wie sie es nannte. Tatsächlich handelte es sich um eine großzügig angelegte Terrasse mit einer breiten Markise darüber. Zwei schmiedeeiserne Stühle flankierten einen kleinen Marmortisch. An der Hauswand rankte sich üppiges Geißblatt. Von der Terrasse aus schaute man auf den Privatstrand und das Meer.
«Da.» Sally deutete auf den Marmortisch. «Genau da habe ich gesessen und das Dach gesehen.»
Ich löste meinen Blick von der Terrasse und betrachtete den smaragdgrünen Rasen. Handgeschichtete Steine begrenzten ihn bis hinunter zu den Wellen, die sanft an die Uferkante schlugen. Es war ein wundervolles Bild. Das gesamte Anwesen war perfekt. In all dieser Pracht hatte Mrs Owen gesessen und sogar noch
einen Wagen im Meer
entdeckt! Ihr Tag war gerettet, nein, die ganze Woche, wenn nicht gar ihr Leben. Ihr Haus wurde zum Zentrum einer Ermittlung. Das war der Stoff, aus dem man Filme machte, und Mrs Owen war entsprechend aufgeregt. Vielleicht war das Ganze im Moment noch ein wenig bedrückend, aber in Zukunft würde sie einen Gesprächsknüller haben.
Ich hasste Sally Owen.
Und ich hasste diesen Ort.
Denn ich sah in dieser Luxuswelt einen dunkelblauen zweitürigen Honda Civic auf der asphaltierten Anlegestelle, die sich zum Wasser absenkte. Es war nicht nur irgendein Wagen, der in der Sonne trocknete, sondern
der Wagen
– der letzte, den Mac gefahren hatte. Um ihn herum waren die Ermittler bei der Arbeit, wie es aussah, schon seit einer Weile, denn sie schienen kurz vor dem Abschluss ihrer Untersuchungen zu stehen.
«Als sie den Wagen geborgen haben», begann Sally Owen, «da lief das Wasser in
Strömen
herab. Fast wie ein
Wasserfall
. Und eine Tür hing
wie ein gebrochener Flügel
. Was man sich da alles
vorstellt …
»
Sergeant Jones seufzte und nickte. «Es kann sein, dass die Tür schon offen stand, als der Wagen ins Wasser fuhr. So was weiß man nie genau.»
Ich hatte sie nicht kommen hören. Seit wann hatte sie da gestanden? Wie jeder andere Cop hatte sie sicher schon zu viel erlebt, um sich von Mrs Owens lyrischen Interpretationen beeindrucken zu lassen.
«Liegt das immer da?» Ich zeigte auf das Segelboot auf einem Anhänger, der neben dem blauen Wagen auf dem Rasen stand. Dahinter parkten zwei Streifenwagen.
«Normalerweise wird es an der Anlegestelle vertäut», antwortete Jones. «Man hat es wegtransportiert, um dem Abschleppwagen Platz zu machen.»
«Aber wenn es dort lag, wie konnte dann jemand ins Wasser fahren? Darüber hinweg etwa?» Das war ja wohl völlig ausgeschlossen, versuchte ich mich zu beruhigen. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre Mac nicht auf diesem Weg ins Meer geraten.
«Vor zwei Wochen war das Boot noch nicht hier», belehrte mich Sally Owen. «Von Anfang August bis Anfang September war ich mit meinem Freund auf einem Segeltörn rund um die Bermudas.»
Wir stiegen den abschüssigen Rasen hinunter. Im Näherkommen erkannte ich, dass der Segler
Endlich frei
hieß. Ich dachte an das Geld, das hier in allem steckte, die feine Gegend, das große Haus, das schicke Boot und die alleinlebende Hausherrin. Für mich roch das alles nach einer einträglichen Scheidung, aber eigentlich war es mir auch egal. Ich wollte nur eines – nur einen einzigen Menschen.
Etwa fünf Meter vor dem geborgenen Wagen blieben wir stehen. Ich hätte gern noch ein paar Schritte gemacht und ihn berührt, aber das wagte ich nicht. Das also war der Wagen, den Mac vor zwei Wochen gemietet hatte, für den er mit seiner Kreditkarte gezahlt hatte. Mit dem er schon Richtung Norden aufgebrochen war, noch ehe ich loslief, um mich im Union Square Café mit ihm zu treffen. Als ich mein erstes Glas Wein bestellte, war er womöglich schon in der Flying Point Road gewesen. Bei dem Gedanken wurde mir übel.
Billy und Sergeant Jones traten dichter an den Wagen heran, gingen um ihn herum und warfen einen Blick hinein. Ich blieb mit Sally Owen zurück und sah zu, wie die Ermittler ihre Arbeit verrichteten. Die Motorhaube und der Kofferraum des Hondas standen offen. Alles hatte man durchsucht, aber einen Toten hatte man anscheinend nicht gefunden. Ob das eine gute oder schlechte Nachricht war, konnte ich nicht entscheiden. Ich machte einen Schritt auf den Honda zu. Sally packte meinen Arm und hielt mich zurück.
«Gehen Sie da lieber nicht
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