Es ist niemals vorbei
denn nicht, dass sie einen Erben hat?»
«Doch. Diego haben wir auch im Visier.»
«Weißt du auch, dass er Macs Sohn ist?»
Jasmine starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Fred schien es die Sprache verschlagen zu haben.
«Das höre ich jetzt zum ersten Mal», sagte Jasmine automatisch.
«Soll das ein Witz sein?», fragte Fred.
«Bis vor ein paar Stunden habe ich es selbst nicht gewusst», gestand Mac leise und gequält. «Selbst Diego war das nicht bekannt. Diese Bombe hat Ana erst heute platzen lassen.»
«Zum Glück», bemerkte ich. «Es hat uns das Leben gerettet.»
«Zweifellos.» Mac dachte nach. Dann holte er tief Luft. «Diego sollte uns töten, das war Anas Wunsch. Er und noch ein Komplize haben uns im Wagen mitgenommen. Aber Diego hat diesen anderen erschossen und uns laufenlassen. Vorher hatte er mir den Ring meiner Mutter gegeben und damit den schlagkräftigen Beweis, dass Ana hinter dem Mord an meinen Eltern steckt. Diego verdanken wir es, dass wir nicht mit einer Kugel im Kopf irgendwo im Straßengraben liegen. Dann hättet ihr gegen Ana gar nichts in der Hand.»
«Willst du für deinen Sohn mildernde Umstände aushandeln?», fragte Jasmine. Im ersten Augenblick dachte ich, sie hätte es im Scherz gesagt, aber ihr Gesicht war vollkommen ernst.
«Vielleicht.» Für einen Moment hielt Mac ihren Blick fest. Dann schaute er weg.
«Diego steckt bis über beide Ohren in dem Drogengeschäft», bemerkte Jasmine.
«Er ist mein Sohn.»
«Woher willst du das denn ohne Gentest wissen? Du willst mir doch nicht erzählen, dass du einer Frau wie Ana Maria Soliz blind vertraust, oder? Diese Frau leitet ein Drogenkartell! Glaubst du etwa, sie hätte Hemmungen, dich zu belügen?» Wie hart Jasmines Stimme geworden war! So hatte ich sie noch nie gehört. Die Jasmine, die ich kannte, hatte offenbar rein gar nichts mit der Drogenagentin Jasmine zu tun. Es würde eine Weile dauern, mich daran zu gewöhnen, dass es nun zwei Jasmines gab.
«Diego hat Macs Augen», sagte ich. «Und sein Kinn.»
«Ich werde diesen Test machen lassen», erklärte Mac. «Bis dahin glaube ich ihr. Im Übrigen wüsste ich nicht, warum sie lügen sollte. Was hat sie denn davon? Sie glaubt doch ohnehin, ich sei tot.»
Jasmine streifte ihre Schuhe ab und zog die Beine unter sich. «Glaubst du, sie hatte dich im Verdacht, ein Spitzel zu sein?»
«Nein.»
«Was ist mit Diego? Vielleicht hat er euch laufenlassen, um euch zu folgen. In dem Fall hätte er uns jetzt entdeckt.»
Mac und ich tauschten einen Blick.
«Das halte ich für unwahrscheinlich», sagte Mac. «Er wollte, dass wir entkommen. Er schien aufrichtig zu sein.»
«Er ist uns nicht nachgeschlichen», betonte ich. «Wir hätten ihn gesehen. Er ist zurückgeblieben, um die Leiche zu begraben. Anschließend wollte er zu seiner Mutter fahren.»
«Ein richtig lieber Junge», spottete Jasmine. «Hat sich für euch ein Bein ausgerissen.»
«Jetzt mach mal halblang», sagte Fred. «Das ist hier kein Verhör. Die beiden sind auf unserer Seite.»
«Man wird ja wohl noch Fragen stellen dürfen», entgegnete Jasmine verdrießlich.
«Alles lief wie geplant.» Mac beugte sich zu ihr vor. «Jeden Tag bin ich dichter an Ana herangekommen. Ich habe herumgestochert und nach Beweisen gesucht, um sie ans Messer liefern zu können. Ich war bereit, so lange auszuharren, bis es mir gelingen würde. Währenddessen habe ich mein Leben riskiert, um das Leben meiner Familie zu schützen. Ich habe erst aufgehört, als Karin auf der Bildfläche erschien. Das hat meine Prioritäten verlagert.»
Jasmines schöne, mandelförmige Augen wanderten zu mir und blieben auf mir haften, während sie nachdachte. Dann seufzte sie. «Wie auch immer. Meinetwegen.»
«Was soll das alles?», fragte Fred. «Sei froh, dass die beiden hier sind und leben. Wir haben den Ring und werden Anas Auslieferung beantragen. Sobald sie in einem amerikanischen Gefängnis sitzt, wird ihr Geschäft den Bach runtergehen. Ihr gesamtes Netzwerk wird zerfallen.»
«Das klingt so einfach», sagte ich. «Aber was ist mit den restlichen Kartellen? Vielleicht übernimmt ein anderer Drogenboss Anas Gebiet.»
«Vielleicht aber auch nicht», entgegnete Fred. «Dagegen wird die mexikanische Polizei vorgehen.»
«Falls sie nicht bestochen worden ist.»
«In Anas Gebiet ist sie das definitiv», bekräftigte Mac.
«Trotzdem haben wir einen Sieg errungen», beharrte Fred und trommelte mit den Fingern auf seinen Knien herum. Sein
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