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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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Bettgestell für Ben, denn inzwischen kletterte er jeden Morgen über das Gitter seines Bettchens, und ich entschied, dass er in einem normalen Bett schlafen sollte. Für meine Mutter bestellte ich eine neue Mütze, die zu ihrem grünen Schal passte, und für mich zwei Paar warme Socken. Wenige Tage später rief Mike an.
    «Wir haben Post für Sie, Mrs Peltrie», begann er, ehe die Verbindung zusammenbrach. Hier passierte das öfter, wenn draußen Minusgrade herrschten.
    Meine Mutter hatte es gerade geschafft, Ben seine warme Jacke, Stiefel, Mütze und Fäustlinge überzustreifen – das gesamte Winterensemble, gegen das er sich jedes Mal wehrte, weil es ihn beengte – und war dabei, ihn in seinem Buggy anzuschnallen.
    «Unten wurde etwas für uns abgegeben», sagte ich. «Ich hoffe, es ist das Bettgestell. Lass mich nur kurz hinunterlaufen und nachsehen, was es ist.»
    «Du kannst ja später nachkommen.» Meine Mutter zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. «Ich möchte heute nicht als Cornelia angesprochen werden.»
    «Dann bis gleich.»
    Meine Mutter schob Ben aus dem Haus. Ich schlüpfte in Stiefel und Jacke. Draußen sah ich, dass die beiden den Weg zum Karussell eingeschlagen hatten. Meine Mutter sang, und Ben trommelte dazu mit den Beinen. Jeden Tag begannen wir unseren Spaziergang in der Hoffnung, noch einmal auf dem Karussell fahren zu können. Jeden Tag dachten wir, heute wird es sicher so sein, aber dann begnügten wir uns mit dem, was der Tag brachte.
    Ich wandte mich in die entgegengesetzte Richtung, hinunter zur Wachstation. Bald war ich allein auf dem langen, gewundenen Waldweg und stieß beim Gehen weiße Atemwolken aus. Es war so still, dass jeder Laut deutlich zu hören war: meine Schritte, kleine Zweige, totes Laub und Kiesel, die unter meinen Stiefeln knirschten und knackten, meinen Atem, ja selbst meine Gedanken glaubte ich zu hören. Sie drehten sich wie immer um Mac und die Frage, ob wir uns jemals wiedersehen würden; um die Abgeschiedenheit dieses Ortes mit seiner strengen Schönheit und Einsamkeit; um das Bettgestell, das Ben mehr an Freiheit geben würde und mir ein neues Maß an Freude über sein Größerwerden, mit der Sorge, die damit einherging. Die Zeit stand nie still, sondern bewegte sich weiter. Mit ihr veränderten sich die Dinge, und wir passten uns notgedrungen an.
    Dann hörte ich etwas, blieb stehen und horchte. Es war Musik, die aus der Ferne zu mir herüberwehte. Ich schob meine Mütze auf einem Ohr nach oben und lauschte. Es war das Karussell! Mein Herz machte einen Satz. Mom und Ben waren auf Doug gestoßen.
    Ich beschleunigte meine Schritte, wollte die Wachstation erreichen und das Paket abholen, wenn es nur etwas Kleines war, und hoch zu dem Karussell laufen, ehe Doug das Tor wieder versperrte. Wenn es das Bettgestell wäre und ich es nicht allein tragen konnte, würde ich Doug bitten, nachher mit uns hinunterzufahren, den Karton in seinen Laster zu laden und uns zurück nach Hause zu bringen.
    Durch das Gewirr der kahlen Zweige erkannte ich schon von weitem einen hohen braunen Lieferwagen von UPS , der den Wirtschaftsweg von Shore Haven entlangtuckerte, und dachte, offenbar hat auch einer von denen, die hier arbeiteten, irgendetwas bestellt.
    Vor der Tür der Wachstation stand ein großer Karton auf dem Boden.
    «Mike», rief ich. «Ich bin da.»
    Er gab keine Antwort. Also blieb ich stehen und schaute mir den Karton an. Einen Absender gab es nicht. Ebenso merkwürdig fand ich die Art, wie die Adresse geschrieben war. Es lag nicht nur an dem immer noch fremden Namen Joan Peltrie, sondern auch daran, dass alles mit der Hand geschrieben worden war. Abgesehen davon, sah der Karton nicht aus, als könne sich darin ein Bettgestell befinden, doch etwas in dieser Größe hatte ich nicht bestellt. Keine Spur von den typischen UPS -Aufklebern noch irgendwelche anderen Krakel oder Zettel, die bewiesen, dass dieser Karton den normalen Lieferweg hinter sich hatte. Und die Handschrift – ich beugte mich tiefer hinab –
sah aus wie die von Mac
.
    «Mike?»
    Mit einem Mal fühlte die Stille sich bedrückend an. Ich trat in das Wachhäuschen, das Platz für zwei Personen und einen Schreibtisch bot. Es war leer. Ich durchquerte den Raum zu dem kleinen rückwärtigen Fenster und erkannte etwas, das aussah wie die Spitze eines Schuhs.
    Ich eilte hinaus und umrundete das Häuschen.
    Es war ein schwarzer Schuh, doppelt geschnürt, an einem Fuß, der zu Mike gehörte. Er lag seitlich

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