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Es klopft

Es klopft

Titel: Es klopft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Hohler
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bereit, das Fernbleiben der USA vom Kyoto-Protokoll zu verurteilen, obwohl man selbst weit davon entfernt war, dessen Ziele zu erreichen, und während der schweizerische Bundespräsident
bei der Klimakonferenz in Nairobi eine weltweite CO 2 -Abgabe vorschlug, würgte sein Parlament zu Hause am vierten Anlauf seit sechzehn Jahren zur Einführung ebendieser Abgabe, und von den Gegnern waren dieselben Argumente zu hören, welche der Präsident der Vereinigten Staaten immer zur Hand hatte, allen voran: dies schade der Wirtschaft. Thomas fragte sich, ob es anders geworden wäre, wenn Al Gore, dessen Film über die Klimakatastrophe zur Zeit durch die Welt tourte, seinerzeit den amerikanischen Wahlkampf gewonnen hätte oder ob er ebenso rasch zum Sachzwangverwalter kurzfristiger ökonomischer Interessen geworden wäre.
    Vor dem Bahnhof Erlenbach standen zwei Isuzu Trooper, ein Cherokee Jeep, ein Subaru Four Wheel Drive und ein VW, drei davon mit laufendem Motor, alle in Erwartung von Heimkehrenden, die es abzuholen galt. Als ob gleich hinter dem Dorf die Wüste oder ein isländisches Hochmoor läge. Und wenn auch nur ansatzweise von einer stärkeren Besteuerung dieses ebenso unnützen wie schädlichen Wagentyps gesprochen wurde, erhob sich die Politik mit seltener Mehrheitsfähigkeit dagegen.
    Aus dem Subaru winkte es, und Frau Ziegler, die etwas weiter oben wohnte, rief ihm zu, ob er mitfahren wolle. Von hinten legte sich eine Hand auf seine Schulter, und Pascal, der mit ihm zur Schule gegangen war, lachte ihn an. Er war in Offiziersuniform und trug seine graue Ausgangstasche, wohl mit der schmutzigen Wäsche darin.
    »Schön, dass ihr eure Eltern nicht vergesst!«, sagte Pascals Mutter fröhlich, als sie beide einstiegen.
    »Wo sonst gibt es eine solche Rindfleischpastete?« gab
Pascal zurück. »Und was machen die Vulkane?« fragte er Thomas mit einem Blick auf sein T-Shirt.
    »Sie brodeln - was sonst? Und wie geht’s der Landesverteidigung?«
    Pascal grinste. »Ihr müsst keine Angst haben, wir üben täglich die Abwehr von Vulkanausbrüchen.«
    »Mirjam soll so ein schönes Stück inszeniert haben«, sagte Pascals Mutter zu Thomas, der auf dem Rücksitz saß.
    »Ja«, sagte Thomas, »Leonce und Lena. Wird noch heute und nächste Woche gespielt, Theater an der Sihl, Gessnerallee.«
    Frau Ziegler seufzte. »Schade, dass das Parking Gessnerallee abgebrochen wurde, da konnte man immer gleich reinfahren.«
    »Die S-Bahn bringt Sie auch hin«, sagte Thomas, »es sind 5 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof.«
    Dieser Hinweis war Thomas’ Beitrag zur Minderung des CO 2 -Ausstoßes an diesem Abend. Er fand es schwer, etwas zu sagen oder zu tun, ohne missionarisch zu wirken. Hätte er die Mitfahrt verweigern sollen mit dem Hinweis, er lehne diese Dreckschleudern ab? Hätte sich diese Beleidigung gelohnt, für die Klimaerwärmung? Das einzige, was sicher war, sie hätte zu einer Klimaabkühlung zwischen ihm und Pascal und dessen Familie geführt, die er alle ganz gern mochte. Thomas hatte begonnen, seine eigenen Unternehmungen immer einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen, aber eigentlich war die Sozialverträglichkeitsprüfung ebenso wichtig. Wenigstens fuhren seine Eltern keine Offroader. Doch natürlich hatten sie zwei Autos, Vater eins und Mutter eins.

    Die Lasagne waren wunderbar. Julia kochte gern, wenn sie Zeit hatte dazu, und heute hatte sie Zeit gehabt. Es war Samstag, und sie freute sich, wenn eines ihrer Kinder zum Essen kam.
    »Wer nimmt noch einen Löffel?« fragte sie und blickte aufmunternd in die Runde.
    »Aus purer Fresslust«, sagte Manuel und hielt seinen Teller hin, »und weil eine Woche vorbei ist, und weil unser Sohn uns die Ehre gibt. Wer nimmt noch einen Schluck?«
    Und da niemand nein sagte, füllte er die Gläser mit dem Rioja nach, von dem er gestern zwei Flaschen aus dem Keller geholt hatte.
    Auch Thomas ließ sich ein zweites Mal schöpfen, und dann wollte Manuel nochmals anstoßen.
    »Wir haben doch schon angestoßen«, wandte Julia lachend ein, als sie ihre Gläser hoben.
    »Aber nur allgemein. Na, Thomas, worauf kann man denn mit dir anstoßen? Heraus mit der Sprache!«
    »Ich habe ein Traumpraktikum bekommen«, sagte Thomas, »ein halbes Jahr in Mexiko City, bei einem groß angelegten Forschungsprojekt über die Luftqualität in der Stadt und der Umgebung, bis hinauf zum Popocatepetl.«
    Nun klang der helle Glockenton der Gläser durch das Wohnzimmer, und Manuel und Julia begannen nach

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