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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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Datteln. Jansen mochte es deftiger: Leberpastete mit Trüffeln, verschiedene Minisalami und Zwiebelbrot.
    An unserem Tisch erwartete uns Brinkhoff. Er hatte sich gesetzt und unterhielt sich mit dem Bluthund, der sich noch nicht ans Buffet begeben hatte.
    »Der Präsident hat nicht gewusst, wem er den Auftrag für das Catering gegeben hat«, teilte Brinkhoff mit. »Die Geschäftsstelle hat das allein entschieden. Drei Angebote und Silius war angeblich der Günstigste und Beste. Eine peinliche Panne.«
    »Macht doch nichts«, meinte ich. »Dr. Kleist geht ja mit Silius sogar einen trinken. Ich finde es schön, wenn Menschen sich verstehen. Sozusagen über die Grenzen der Gesetze hinweg.«
    »Hör auf, Grappa«, bat Jansen. »Verdirb uns nicht den Abend. Außerdem kommt Hauptkommissar Kleist gerade auf uns zu. Lächle bitte!«
    Krampfhaft zog ich die Mundwinkel nach oben. Der promovierte Bulle trug einen lässig geschnittenen Anzug mit einem hellen Shirt. Damit verletzte er die Kleiderordnung, denn alle anderen Herren hatten Hemden unter ihren Jacketts. Ich musste zugeben, dass er nicht übel aussah.
    »Darf ich?«, fragte Kleist und setzte sich.
    »Hallo, Herr Dr. Kleist. Wie fühlen Sie sich als Boss der Abteilung?«
    »Wissen Sie, Frau Grappa, mir sagt diese Position gar nichts. Man wird an irgendeinen Platz gestellt und macht seine Arbeit. Natürlich muss einer die Leitung übernehmen, und jetzt ist es eben an mir. Eine besondere Befriedigung schöpfe ich nicht daraus. Darf ich Ihnen nachschenken?«
    »Aber gern.« Seine Art irritierte mich schon wieder.
    Das Orchester jazzte weiter. Kleist goss den Chianti in mein Glas und wechselte ein paar Worte mit Jansen und Pöppelbaum.
    Ich nahm einen kräftigen Schluck von dem Wein und bemühte mich erneut, ein freundliches Gesicht zu machen.
    Kleist und Jansen unterhielten sich angeregt, aber ich hatte keine Lust, die Ohren zu spitzen, um den Talk verfolgen zu können.
    »Ich muss Ihnen etwas sagen«, raunte ich Brinkhoff zu, als die Band pausierte.
    »Nur zu, Frau Grappa.«
    »Ich hab in meinem Leben viele Bullen kennengelernt. Alle hatten sie irgendeine Macke. Bis auf Sie!«
    »Das höre ich gern. Aber ich kann mich revanchieren. Ich hab in meinem Leben viele Journalisten getroffen. Alle hatten Macken. Aber Sie, Frau Grappa, haben die nettesten.«
    Wir lachten. Ich bemerkte, dass Kleist uns beobachtete. Unsere Blicke trafen sich. Für einen Augenblick ließ er seine Distanz beiseite und guckte freundlich. Prompt goss er mir nach. Wenn das so weitergeht mit dem Wein, dachte ich, werde ich ihn nachher noch sympathisch finden. Ich musste auf Mineralwasser umsteigen.
    »Sie wollte weg«, sagte ich. »Nach Kiew.«
    »Wer?«, fragte Brinkhoff.
    »Die Schöderlapp. Sie musste irgendwoher Geld haben.«
    Brinkhoff, Jansen, Pöppelbaum und Kleist waren ganz Ohr.
    »Sie hatte eine Freundin in Kiew. Galina. Den Nachnamen kann ich nicht aussprechen. Die hat ein Haus für sie gesucht. Für umgerechnet hunderttausend Euro.«
    »Woher wissen Sie das alles?« Kleists Ton war scharf.
    »Aus persönlichen Briefen«, erklärte ich. »Sie befanden sich in der Wohnung der Schöderlapp. In einem Pappkarton.«
    »Was haben Sie in dieser Wohnung zu suchen?« Der neue Chef der Mordkommission hatte nun einen Verhörton angeschlagen.
    »Die Wohnung ist freigegeben. Ich war dort mit dem Enkel der Schöderlapp. Er muss die Wohnung räumen und bat mich um Hilfe. Ganz privat. Und so fanden wir die Briefe. Die Polizei hat sie wohl nicht für wichtig gehalten. Sie sind ja auch in kyrillischer Schrift verfasst.«
    »Das ist eine Ermittlungspanne«, stellte Kleist fest und schaute Brinkhoff an.
    Der lehnte sich entspannt zurück und lächelte. Seine Handbewegung sagte: ›Nicht mein Bier.‹
    »Ich stelle Ihnen die Briefe gern zur Verfügung«, bot ich an. »Sie können doch bestimmt Russisch, Herr Kleist.«
    »In der Tat«, meinte er, »aber Sie offenbar auch.«
    »Nicht doch. Ich kenn nur jemanden …«
    »Hunderttausend Euro sind eine ganz nette Summe«, sagte Jansen. »Haben Sie das Geld denn nicht gefunden?«
    »Es gibt kein Geld. Wenn es da war, dann hat der Mörder es vielleicht entdeckt und mitgenommen«, meinte Brinkhoff.
    »Vielleicht gibt es deshalb kein Geld, weil Frau Schöderlapp es noch nicht hatte, jedoch wusste, dass sie es erhalten würde. Dann ist es kein Raubmord an der Oma, sondern die Oma hat jemanden erpresst«, warf ich in die Runde. Pöppelbaum goss mir Wasser ein. »Finden Sie den

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