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Es muss nicht immer Grappa sein

Titel: Es muss nicht immer Grappa sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafit
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wie geht’s gesundheitlich so?«
    »Nachwachsen tut der nicht mehr.« Rambo zuckte mit dem Armstummel. »Der Sack ist für Kleist?« Er musterte die Tasche neugierig. Ich hatte die Tragehenkel zusammengebunden, sodass er nicht hineinschauen konnte.
    »Genau. Kleist weiß Bescheid.«
    Rambo deponierte den Beutel in einem Fach. »Gebongt.«
    Mein Handy klingelte. Es war Adrian – und er war völlig aufgedreht. »Ich habe Galina Gubaidulina gefunden! Als Omas Handy aufgeladen war, habe ich die letzten SMS-Eingänge angeguckt. Kyrillisch. Erst gestern hat sie der Oma was geschrieben! Und die Handynummer steht fett obendrüber.«
    »Das ist sehr gut«, freute ich mich. »Können wir uns treffen?«
    »Klar.«
    »Ich brauch den Sack doch noch mal«, sagte ich dem Einarmigen. »Ich hab vergessen, was Wichtiges reinzutun.«
    Rambo drückte mir den Beutel wieder in die Hand. »Geschenke nimmt der Neue sowieso nicht an.«
    »Das gehört sich für einen Polizisten ja auch so. Außerdem habe ich nichts zu verschenken.«

    Wir trafen uns vor dem Pförtnerkabuff der Zeitung. Gossen, den ich sofort angerufen hatte, erwartete uns schon. Wir erklärten ihm die Lage so weit, wie er Bescheid wissen musste. Er übersetzte uns die SMS auf dem Handy: Wo bist du? Was ist mit dir? Ich mache mir Sorgen. Galina.
    Ich hätte das Gespräch, das wir gleich mit Galina führen würden, gern aufgezeichnet, doch ich hatte kein entsprechendes Gerät. Außerdem war die Aufzeichnung von Telefongesprächen ohne Einwilligung des Gesprächspartners ein Straftatbestand. Und wir konnten sowieso kein Russisch. Ich hatte Fragen zusammengestellt, die der Pförtner Galina stellen sollte, und ihn gebeten, alles mitzuschreiben. »Sagen Sie ihr, dass Sie ein Freund der Schöderlapp sind. Die Handynummer haben Sie von ihr. Und erzählen Sie ihr gleich, dass ihre Freundin ermordet worden ist. Ein Schock lockert gewöhnlich die Zunge.«
    Er tippte die Nummer ein und ließ es lange durchläuten. Endlich meldete sich jemand am anderen Ende. Gossen stellte sich vor – so viel kapierte ich. Der Dialog verlief flüssig. Gossen machte sich eifrig Notizen.
    Nach zehn Minuten beendete er das Gespräch. »Die hat sich die Seele aus dem Leib geheult. Die beiden waren wirklich gut befreundet. So ein schrecklicher Tod! Das Leben kann hässlich sein.«
    »So ist es. Die Hässlichkeit ist aber nicht immer nur da, wo man sie erwartet. Ekaterina war keine nette arme Oma.«
    »Jedenfalls scheint diese Galina trotz ihres Alters noch voll im Leben zu stehen. Ich mache aus meinen Notizen mal eben etwas Lesbares, dann bekommen Sie die Antworten auf Ihre Fragen. Ich brauche eine halbe Stunde.«

    Wir verzogen uns in ein Café in der Nähe und redeten nicht viel. Adrian beschäftigte sich mit seinem Kräutertee und ich trank einen Cappuccino. Meine Nerven flatterten. Endlich war ich einen Schritt weitergekommen! Ich telefonierte mit Jansen und gab ihm eine Kurzfassung der Ereignisse durch.
    »Bestens, Grappa«, meinte er. »Das können hundert Zeilen auf der eins werden.«
    Die halbe Stunde war endlich um. Gossen reichte mir eine Diskette. »Da ist alles drauf.«
Im Regenwald wächst alles schneller
    WENDE IM MORDFALL SCHÖDERLAPP: WER WOLLTE KAVIAR-OMA 100.000 EURO ZAHLEN?
    Ekaterina Schöderlapp wollte Deutschland verlassen und in ihre Heimat, die Ukraine, zurückkehren. Das behauptet zumindest eine Freundin der ermordeten 78-Jährigen. Galina G. aus Kiew ist im Besitz von Briefen, in denen die Tote von einer Geldzahlung sprach, die sie erwartete. Wörtlich schrieb E. Schöderlapp: Ich habe lange genug die Drecksarbeit für andere gemacht. Jetzt muss ich selbst sehen, wo ich bleibe. Im weiteren Verlauf des Briefes berichtet Schöderlapp aber auch von Schwierigkeiten, an die Summe heranzukommen. Zitat: Er will noch nicht so, wie ich will. Aber ich habe Möglichkeiten, ihn umzustimmen. Bei dem unbekannten Geldgeber muss es sich also um einen Mann handeln. Galina G. zeigte sich in einem Telefongespräch entsetzt über den Mord an ihrer Freundin. Schöderlapp hatte sie beauftragt, nach einem Haus Ausschau zu halten. Galina G.: »Ich fand das Richtige für sie – eine Villa mit großem Garten direkt am Fluss.« Das Haus sollte 800.000 Hryvnia kosten, was 100.000 Euro entspricht – eine für die Ukraine gigantische Summe. Ein Vertragsabschluss stand kurz bevor. Doch dann meldete sich Schöderlapp nicht mehr bei ihrer Freundin in Kiew – sie begegnete ihrem Mörder.
    Galina G. weiß nicht

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