Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
Thomas.
    »Vom Bruder des Träumers.«
    »Der hat euch das alles so freimütig erzählt?«
    »Ja. Weil es nämlich inzwischen egal geworden ist. Ich habe dir doch gesagt, daß der Träumer lungenkrank ist. Vor drei Tagen hatte er einen Blutsturz. Er liegt im Hospital. Wird das Ende der Woche nicht mehr erleben.«
    »Du kannst mit deinem Oberst hingehen«, sagte Paul. »Er ist bereit, eine Aussage zu machen …«
    27. September 1943, 16 Uhr 15.
    Auf dem Schreibtisch des kleinen Majors Brenner schrillte das Telefon. Er griff nach dem Hörer und vernahm die Stimme seines Vorgesetzten: »Hier ist Werthe. Ich spreche aus Toulouse. Hören Sie mir genau zu. Was ich Ihnen sage, ist von äußerster Wichtigkeit!«
    »Jawohl, Herr Oberst!«
    »Wir haben den Mörder Petersens gefunden.« Werthe berichtete von dem lungenkranken Louis Monico und seinem Geständnis. »Lieven, zwei SD -Beamte und ich waren an seinem Krankenbett.«
    »Donnerwetter, Herr Oberst!« rief Brenner. Sein Herz klopfte stürmisch. Dieser Lieven! Dieser Teufels-Lieven! Gott sei Dank habe ich mich gleich für seine Idee ausgesprochen!
    Brenner fiel etwas ein: »Aber dieser Geldverleiher – dieser Victor Robinson … Der hat doch Ferroud belastet!«
    »Das haben wir inzwischen auch geklärt. Robinson schob mit Petersen zusammen. Er war einmal ein Angestellter Ferrouds. Der warf ihn hinaus. Robinson wollte sich jetzt rächen. Das ist aber noch nicht alles, Brenner. Die Hauptsache kommt noch. Soweit Lieven erfahren konnte, hat Petersen mit dem Gold in einer Riesenschiebung mit Reichskreditkassenscheinen dringehangen … Brenner, hören Sie mich?«
    Brenner beleckte die trockenen Lippen. Mensch, die Reichskreditkassenscheine! Das wird ja immer bunter! Das wird ja … Himmel, und ich bin mit dabei! Er rief stramm: »Ich höre, Herr Oberst!«
    »Wir wissen noch nicht, wie alles zusammenhängt, aber jetzt ist keine Sekunde zu verlieren, Brenner! Wenn es stimmt, daß Petersen bei den RKK s mitschob, dann wird es einen Skandal allererster Güte geben! Der SD wird natürlich versuchen, alles zu vertuschen! Wir sind ihm voraus – allerdings um ein paar Stunden höchstens. Major Brenner, nehmen Sie fünf zuverlässige Leute –«
    »Jawohl!«
    »Petersen hatte eine Wohnung in der Avenue de Wagram 3. Seine Dienstwohnung. Die durchsuchen Sie zuerst.«
    »Jawohl, Herr Oberst!«
    »Lieven hat herausbekommen, daß Petersen auch noch eine geheime Absteige hatte, in der Avenue Mozart 28. Von der weiß anscheinend der SD nichts … Da gehen Sie auch hin …«
    »Jawohl, Herr Oberst!«
    »Stellen Sie die Wohnungen auf den Kopf. Tun Sie, was Sie wollen! Lieven ist schon auf dem Heimweg zu Ihnen. Sichern Sie alles verdächtige Material, bevor der SD es verschwinden läßt! Verstanden?«
    »Jawohl, Herr Oberst!« rief Brenner.
    Und also stürzte der kleine Major mitten hinein in ein Abenteuer, das ihm die Schamröte in die ehrlichen Pausbacken treiben sollte, ein skandalöses, ein richtig pariserisches Abenteuer. Hoffentlich werden wir jene zarten Worte finden, die es gestatten, das Abenteuer des Majors Brenner auch zu erzählen.
    5
    Auf kreischenden Pneus hielt der Wehrmachts-Mercedes vor dem Haus Avenue de Wagram 3. Heraus sprang der kleine Major Brenner, straffte sich, rückte entschlossen an der goldgefaßten Brille.
    Hinter dem Mercedes hielt ein grauer Wehrmachtslastwagen. Fünf Männer in Uniform kletterten auf die Straße herab, die im letzten Sonnenglanz eines schönen, milden Herbsttages leuchtete. Es war 16 Uhr 46 am 27. September 1943.
    »Mir nach!« befahl der kleine Major, indem er die Pistole am Koppel nach vorne rückte. Und dann stürmte er mit seinen ausgesuchten fünf Männern ins Haus, doch – die Dienstwohnung des toten Petersen war leer. Die Türen standen offen. Die Teppiche, die Möbel, alles war verschwunden. Die dicke Concierge erklärte achselzuckend: »Das ist heute früh alles abgeholt worden.«
    »Abgeholt? Von wem?«
    »Na, von den Möbelpackern – und einem deutschen Offizier, einem Freund von Herrn Petersen … Der war schon oft hier … Redecker heißt er …«
    »Redecker?« Der kleine Major Brenner hatte seine Beziehungen zum SD . Er kannte den Obersturmführer Redecker, diesen leiblichen Schwager des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei, Heinrich Himmler.
    Jetzt wurde es Brenner unheimlich zumute. Sollte Redecker mit Petersen unter einer Decke stecken? Dann ging es aber wirklich um Sekunden! Hier, in der

Weitere Kostenlose Bücher