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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Mache gehabt. Entschuldigen Sie, Obersturmführer, ist sonst nicht meine Art, so zu reden – aber mit dem Saukerl haben wir auch
nur
Ärger.«
    »Was ist denn diesmal?« forschte Winter.
    »Ach, der Mord an Petersen.«
    Hart setzte der leibliche Schwager des »Reichsheinis« sein Kognakglas auf den Tisch. In seinem Gesicht zuckte es; er wechselte die Farbe. Allgemein war bekannt, daß den Obersturmführer Redecker große Freundschaft mit dem in Toulouse erschossenen Erich Petersen verbunden hatte. Seine Erregung war darum verständlich.
    Eicher erklärte, Oberst Werthe sei bei ihm erschienen, um mitzuteilen, daß die Abwehr ein dringendes Interesse an dem unter Verdacht stehenden Bankier Ferroud habe, der wichtigsten Schlüsselfigur eines gewaltigen Devisenschmuggelringes, dem offensichtlich auch Deutsche angehörten.
    Redecker trank. Er war plötzlich so nervös, daß er etwas Kognak verschüttete. Seine Stimme klang heiser: »Na und? Was hat Petersen mit Devisenschmuggel zu tun?«
    »Nichts, selbstverständlich. Aber Werthe ersuchte mich, die Aufklärung des gemeinen Mordes an unserem Kameraden mit der Abwehr gemeinsam durchzuführen.«
    Aufgeregt fragte Redecker: »Sie haben natürlich abgelehnt, Sturmbannführer?«
    »Ich habe natürlich abgelehnt – zunächst. Aber dann kam Werthe prompt mit ›Gekados‹ und so und bestand darauf, von meinem Büro aus mit Canaris zu telefonieren. Der sprach offensichtlich mit Ihrem Schwager. Denn vor einer halben Stunde kam ein Fernschreiben aus dem Reichssicherheitshauptamt. Die Untersuchung ist mit der Abwehr gemeinsam durchzuführen.«
    Aus unerklärlichen Gründen traten Redecker plötzlich Schweißtropfen auf die Stirn. Niemand bemerkte es. Er stand auf, wandte den beiden Herren den Rücken zu und wischte die Schweißtropfen fort. Dabei hörte er Eichers zornige Stimme: »Werthe ist schon runter nach Toulouse. Und wer begleitet ihn? Herr Lieven! Ein dreckiger Doppelagent! Ein Schweinehund, der unsere Leute übers Ohr gehauen hat! Ein Mann, der seit Jahren ins Massengrab gehört!« Eicher trank erregt seinen Kognak. »Wenn ich diesen Kerl noch mal in die Finger kriege … Was ist?«
    Einer seiner Beamten war eingetreten: »Da wäre eine Frau. Sagt, sie möchte Sie sprechen.«
    »Soll morgen wiederkommen. Vorher anmelden.«
    »Verzeihung, Sturmbannführer, es ist eine Stabshauptführerin …«
    »Was?«
    »Ja … Stabshauptführerin Mielcke. Persönlicher Stab Reichsarbeitsführer Hierl. Will eine Anzeige erstatten …«
    »Gegen wen?«
    »Gegen einen gewissen Sonderführer Lieven.«
    Redecker hustete kurz. Winter blinzelte. Eicher nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarre und blies den Rauch aus. Dann erhob er sich. »Ich lasse die Stabshauptführerin bitten!«

2. Kapitel
    1
    Die Rue des Bergères mit ihren Bistros, winzigen Restaurants und kleinen Bars lag in der malerischen Altstadt von Toulouse. Thomas Lieven lächelte traurig, als er in die kleine Straße einbog. Genau wie vor drei Jahren, als er auf der Flucht vor den Deutschen mit seiner Freundin, der Schauspielerin Mimi Chambert, und dem Heldendummkopf Oberst Siméon hierhergekommen war, trippelten auch jetzt noch sehr viele hübsche Mädchen hier umher, alle ein wenig zu grell geschminkt und alle ein wenig zu offenherzig angezogen.
    Thomas hatte schon erfahren, daß Jeanne Perrier, die löwenhaarige Besitzerin jenes diskreten Hotels, nicht in der Stadt war. Zu gerne hätte er sie und ihre Mädchen besucht. Natürlich nur, um alte Erinnerungen zu tauschen …
    Er blieb stehen. Das Haus war schäbig. Der Flur war schäbig. Er erreichte eine Tür im dritten Stock.
    An der Tür stand:
    PAUL DE LA RUE  – FRED MEYER
    IMMOBILIEN
    Thomas Lieven grinste, als er klingelte. Thomas dachte: Immobilien. Als ich sie kennenlernte, waren sie noch Bilderfälscher, Hoteldiebe und Kassenschränker. Voilà, eine Karriere.
    Schritte näherten sich von jenseits der Tür, sie wurde geöffnet. Paul de la Rue, Hugenotten-Nachfahre, stand in ihrem Rahmen. Er war mit Geschmack gekleidet und vorzüglich frisiert.
    Seine hohe Figur und der schmale Schädel gaben ihm etwas ergreifend Aristokratisches. Er begann fein: »Guten Tag, mein Herr, womit kann ich dienen?«
    Dann stieß er einen Schrei aus: »Nom de Dieu, es ist Pierre!«
    Krachend schlug er Thomas, den er unter dem Namen Pierre Hunebelle kennengelernt hatte, auf die Schulter. Für Sekunden vergaß er seine gute Erziehung: »Mensch, ich beiß’ mir in den Allerschönsten! Du

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