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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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schlug das Impressumblatt des Buches auf. »Gedruckt 1933«, sagte er. »Da war Herr Röhm noch am Leben. Er wurde erst 1934 umgelegt. Vielleicht ist es Herrn Eder gelungen, nach Amerika zu fliehen. Es dürfte nicht allzu schwer sein, festzustellen, ob SA -Sturmführer Eder und Captain Wallace ein und derselbe Mensch sind!«
    6
    Nein, allzu schwierig war es nicht!
    Eine Woche brauchte der CIC dazu. Danach stand fest: Captain Wallace war in der Tat identisch mit dem ehemaligen SA -Sturmführer Eder. Er war in der Tat nach dem Röhm-Putsch in die Staaten geflohen und hatte seinen Namen gewechselt.
     
    Wallace, alias Eder, wurde verhaftet, desgleichen der Property Control Officer Captain Hornblow. Sie wurden später zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt.
    Verlassen wir für einen Moment unseren Freund Lieven und berichten in Stichworten über das Ende der größten Schwarzmarktzentrale Europas:
    Am 20. Mai 1947 wurde der Schriftsteller Walter Lippert aus der Haft entlassen. Am 29. Mai flog Seine Ehren Richter Earl Rives aus dem Staate North Carolina nach Deutschland, um im Auftrag des Armeestaatssekretärs Kenneth Royall die Untersuchung der gewaltigen Schiebungen zu übernehmen. Am 5. Juni wurden 14 amerikanische Soldaten und 25 deutsche Staatsbürger, darunter die »Schwarze Lucie«, in Haft genommen und verhört. Die »Schwarze Lucie« wurde am 2. Juli wieder in Freiheit gesetzt, durfte jedoch ihren Heimatort nicht verlassen. Das tat sie auch nicht; sie führte ihre Geschäfte weiter. Allerdings scheint sie dabei ihre Geschäftstüchtigkeit übertrieben zu haben, denn am 23. Dezember wurde sie mit durchschnittener Kehle in ihrem Schlafzimmer gefunden. Nichts von ihrem Besitz fehlte. Der Mörder wurde nie entdeckt.
    Am 12. Januar 1948 schrieb die amerikanische Soldatenzeitung »Stars and Stripes« unter der Überschrift
    HUGE DOPE RING PROBED IN BAVARIA
     
    By Tom Agoston
    FRANKFURT , Jan. 12 ( INS ) – Postwar Germany’s biggest black market scandal, involving a gang of international narcotic peddlers … threatened to blow up in the lap of U.S. Military Government today …
    Zu deutsch:
    RIESIGER RAUSCHGIFTRING IN BAYERN WIRD UNTERSUCHT
     
    Bericht von Tom Agoston
    FRANKFURT , 12. Jan. ( INS ) – Der größte Schwarzmarktskandal Nachkriegsdeutschlands, in welchen eine internationale Bande von Rauschgifthändlern verwickelt ist … drohte heute direkt im Schoß der amerikanischen Militärregierung zu explodieren.
    Der Fall kam ans Licht durch das Verbrechen an einer Deutschen namens Lucie W., die vor knapp drei Wochen brutal ermordet wurde. Wie es heißt, werden schwerste Anklagen gegen zwei Offiziere der amerikanischen Militärregierung in Bayern erhoben. Der Skandal droht die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu gefährden. Es geht um Werte von 3 bis 4 Millionen Dollar …
    Na ja, das wäre dies!
    Nun kehren wir in das Jahr 1947 zurück.
    Am 9. Mai verließ Bastian Fabre seinen Freund Thomas Lieven in Richtung Tschechoslowakei. Er wollte bis zum 15. Mai zurück sein. Er kam nicht zurück, nicht am 15. Mai und nicht in den Tagen danach.
    Unruhiger als Thomas wurde Herr Marek: »Da is sich was passiert … hat’s noch nie gegeben … sind korrekte Leut’, meine Auftraggeber …«
    »Marek, wenn meinem Freund etwas zustößt, dann gnade Ihnen Gott!«
    Am 22. Mai bekam Marek den Besuch eines Landsmannes, der einen Brief überbrachte und sich danach in größter Eile verabschiedete. Bleicher und bleicher wurde Herr Marek bei der Lektüre des Schreibens.
    Unverwandt sah Thomas ihm dabei zu. »Was ist los?« fragte er ungeduldig.
    Herr Marek konnte kaum reden vor Aufregung: »O Gott, o Gott!«
    »Was ist? Los, reden Sie!«
    »Russen ham Ihren Freind verhaftet.«
    »Russen?«
    »Is sich rausgekommen, daß Tschechen Zielgerät kaufen wollen. Russen verbieten. Sperren Ihren Freind ein. Sagen, sie wollen ’s Gerät selber ham. O Gott, o Gott.«
    »Wo haben die Russen meinen Freund eingesperrt?«
    »In Zwickau. Ihr Freind muß über Sowjetzone gefahren sein.«
    »Herr Marek«, sagte Thomas, »machen Sie sich reisefertig.«
    »Sie wollen … Sie wollen rieber nach Zwickau?«
    »Klar«, sagte Thomas.
    7
    Nordwestlich der bayerischen Stadt Hof, unmittelbar vor dem Dörfchen Blankenstein, lag um die Mittagsstunde des 27. Mai 1947 ein sympathischer Herr bäuchlings an einem Waldrand. Bei besagtem Herrn handelte es sich um den ehemaligen Privatbankier Thomas Lieven. Aus Gründen der Selbsterhaltung nannte er

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