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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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keinen Zweck. Ade, Europa. Es gibt ja Leute, die behaupten, Sibirien wäre sehr reizvoll …
    Da sprach Oberst Wassili L. Melanin endlich in guttural akzentuiertem Deutsch: »Gospodin Scheuner, ich bitte, Benehmen von gestern zu verzeihen.« Thomas konnte ihn nur anstarren.
    »Es tut mir leid. Dunja sein schuld daran.« Melanin brüllte plötzlich wie von Sinnen: »Diese verfluchte Teufelin!«
    »Herr Oberst sprechen von der verehrten Frau Gemahlin?«
    Durch die Zähne stieß Melanin hervor: »Diese Chündin! Könnte ich sein Brigadegeneral. Zweimal sie mich chaben degradiert … ihretwegen … weil ich mich chabe geprügelt.«
    »Herr Oberst, Sie müssen sich fassen«, sagte Thomas beruhigend. Melanin schlug auf den Tisch. »Dabei liebe ich Täubchen Dunja. Aber Schluß jetzt damit, zum Geschäft. Nun, vorcher wir müssen etwas trinken, Cher Scheuner …«
    Also tranken sie ein Fläschchen Wodka miteinander, und nach einer Stunde war Thomas Lieven volltrunken und Oberst Melanin stocknüchtern, und sie redeten beide fließend und geistreich über das Geschäftliche, aber sie kamen keinen Schritt weiter.
    Oberst Melanin vertrat den Standpunkt: »Sie wollten verkaufen den Tschechen das Zielgerät MKO . Chaben Sie geschickt Ihren Freund hierher. Sie können mit ihm in den Westen, wenn Sie übergeben uns die Pläne.«
    »Verkaufen«,
korrigierte Thomas mit Betonung.
    »Übergeben. Wir bezahlen nicht«, sagte der Oberst. Und dann mit hintergründigem Grinsen: »Sie sind doch sonst nicht auf den Kopf gefallen – Thomas Lieven!«
    Manchmal fühlen Knie sich an wie Kirschgelee, dachte Thomas. Er murmelte schwach. »Was sagten Sie eben, Herr Oberst?«
    »Sagte ich Lieven, Thomas Lieven – so cheißen Sie doch! Brüderchen, glauben Sie, wir sind Idioten? Glauben Sie, unser Geheimdienst chat nicht gechabt Einsicht in alliierte Akten? Unsere Leute in Moskau, die chaben sich totgelacht über Ihre Aktionen.«
    Thomas fing sich. Er sagte: »Wenn Sie … wenn Sie schon wissen, wer ich bin – warum lassen Sie mich dann überhaupt noch laufen?«
    »Was sollten wir mit Ihnen anfangen, Brüderchen? Sie sind doch – nicht böse sein – lächerlich schlechter Agent!«
    »Vielen Dank.«
    »Wir brauchen erstklassige Agenten, nicht komische Figuren wie Sie.«
    »Sehr aufmerksam.«
    »Chöre ich, Sie kochen gerne. Na, und ich esse gerne! Kommen Sie zu uns. Dunjascha wird sich freuen. Ich machen die Blini. Kaviar chabe ich genug. Und dann wir plaudern weiter. Wie ist das?«
    »Das ist eine ausgezeichnete Idee«, sagte Thomas Lieven. Und dachte zerknirscht: Ein ganz schlechter Agent. Eine komische Figur. Das muß man sich sagen lassen! Was denn?
    Also machte er in der Küche einer requirierten Villa ein Kotelett Maréchal. Es war ihm recht unheimlich dabei. Oberst Melanin ließ sich nicht blicken. Aber als er gerade eine große Hühnerkeule für das Kotelett entbeinte, kam die Frau Oberst herein.
    Menu • Zwickau, 28. Mai 1947
    Mit einem Hühnerbein tritt Dunja, die Russenfrau,
    in Lievens Leben.
     
    Blini mit Kaviar
    Kotelett Maréchal mit Erbsen und Pommes frites
    Caramelpudding
    Blini mit Kaviar:
Man nehme pro Person zwei in Butter frischgebackene dünne Eierkuchen von Handgröße, richte sie auf vorgewärmten Tellern an. Man bestreiche den ersten Eierkuchen mit einer Schicht Kaviar, decke den zweiten Eierkuchen darüber, übergieße mit heißer zerlassener Butter und überziehe mit dicker saurer Sahne. – (Man stellte die echten Blini aus Buchweizenmehl her, das aber bei uns schwer erhältlich ist.)
    Kotelett Maréchal:
Man entbeine die Schenkel eines zarten Masthuhnes, ohne die Haut zu verletzen. – Man stelle ein Farce her aus gehackter Hühnerbrust, einem Eßlöffel Butter, je ein viertel Teelöffel gehackter Schalotte, Petersilie und Estragon, eine viertel Tasse in Weißwein eingeweichter Weißbrotkrume, einem Eßlöffel gehackter Champignons, Pfeffer und Salz. – Man drehe diese Masse zweimal fein durch den Wolf, lasse sie mit je einem Eßlöffel Butter und süßer Sahne auf kleiner Flamme unter ständigem Rühren langsam durchkochen, ohne sie fest werden zu lassen. – Man fülle die Hühnerschenkel mit der abgekühlten Farce, nähe sie zu, wende sie in feinen Semmelbröseln um und brate sie in Butter goldbraun. Man kann die beiden Brusthälften in gleicher Weise füllen und zusammennähen, verwendet dann für die Farce ein feines, fett- und sehnenfreies Kalbsbrät.
    Caramelpudding:
Man nehme einen Liter Milch

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