Es muß nicht immer Kaviar sein
Abel in dem bevorstehenden Prozeß.
Thomas kam aus der Küche. Er trug ein Tablett mit einem großen Tiegel und allerlei Utensilien. Während er das Tablett abstellte und einen Spirituskocher in Gang setzte, der neben der gedeckten Tafel auf einem kleinen Tischchen stand, beantwortete er seine Frage selbst: »Nun wohl! Sie sind wahrscheinlich so ernst, weil Sie sich an jene Zeit im Kriege erinnern, da Sie sich als Chefs von zwei konkurrierenden Spionageunternehmen dauernd in die Wolle bekamen, wie?«
Er schien ins Schwarze getroffen zu haben. Hoover grunzte, Donovan räusperte sich ärgerlich. In der Tat war der Strafverteidiger im Krieg Offizier in geheimer Mission des berühmten » OSS «, des »Office for Strategy Services«, gewesen. Bei verschiedenen Aktionen waren er und seine Leute mit Leuten von Hoovers FBI kollidiert.
Thomas setzte den Tiegel auf den Spirituskocher und blieb heiter. »Nehmen Sie Platz, meine Herren! In weiser Voraussicht Ihrer Gemütsverfassung habe ich mir erlaubt, ein Vorgericht zu erfinden und zuzubereiten, das die Nerven beruhigt, den Geist beschwingt, die Laune hebt.«
Thomas bewegte den Tiegel über der Flamme. Im Tiegel befanden sich kleine Kalbsnierenwürfel, leicht angebraten. »Möge uns diese Speise unserm Ziel näher bringen.«
»Was ist das für ein Ziel?« knurrte Donovan mißtrauisch.
Kognak über die Nieren gießend, antwortete Thomas bedächtig: »Ihrem Mandanten und den Vereinigten Staaten von Amerika zu helfen.«
Hoover sah Donovan an. »Abel kommt auf den elektrischen Stuhl, das ist klar. Wir haben mehr als genug Beweismaterial gegen ihn.«
Donovan zuckte die Schultern. »Da bin ich aber gespannt, wie Sie beweisen wollen, daß mein Mandant ein Sowjetspion ist.«
Thomas schüttelte den Kopf. »Ein Elend. Eine solche Verschwendung von einmaligem Talent. Ein Jammer. Wirklich ein Jammer!«
»Was?«
»Zu denken, daß ein Mensch wie Abel auf dem Stuhl verschmoren soll.«
»Wenn Sie freundlicherweise vor dem Essen ein bißchen taktvoller sein wollten, Mr. Scheuner.«
»O pardon! Aber mir blutet wirklich das Herz. Abel ist nicht nur begabt, er ist ein
Genie!«
»Na, na, na …«
»Was heißt na, na, na? Darf ich Sie daran erinnern, Mr. Donovan, daß Sie als OSS -Agent während des Krieges in der Schweiz zu arbeiten versuchten? Schon nach sechs Monaten hatten die Schweizer das spitz und feuerten Sie hinaus. Und Abel? Zehn Jahre hat er in den Staaten gearbeitet, ohne entdeckt zu werden!«
»Halten Sie mal die Luft an.« Donovan sah von Thomas zu Hoover. »Ihr wollt doch was. Offiziell könnt ihr es mir offensichtlich nicht vorschlagen. Also kommt ihr hintenherum. Raus mit der Sprache, was ist es?«
»Und nun der Champagner«, sagte Thomas Lieven und goß Sekt in den erhitzten Tiegel. Sofort begann sich ein außerordentlich prickelnder und vielversprechender Wohlgeruch zu verbreiten.
Menu • Maryland, 17. August 1957
Lievens Champagnerniere betäubt selbst »hohe Tiere« …
Kalbsnieren in Champagner
Gespickter Zander
Ananasspeise
Kalbsnieren in Champagner:
Man nehme zwei von Fett und Haut befreite Kalbsnieren, schneide sie in Würfel, brate sie drei Minuten in sehr heißer Butter an, pfeffere und salze. – Man bringe die Kasserolle auf einem Spiritusrechaud zu Tisch, gieße ein Gläschen Kognak über die Nieren, zünde an, lösche mit Champagner ab. – Man füge 100 Gramm geschnittene, in Butter gedünstete Champignons und einen Eßlöffel gehackte Petersilie hinzu, lasse alles heiß werden, aber nicht kochen. – Man fülle Nieren und Sauce in Tortelettes aus ungesüßtem Mürbe- oder Blätterteig.
Gespickter Zander:
Man reibe den gereinigten Fisch mit Pfeffer und Salz ein, beträufle ihn mit Zitronensaft und lasse ihn eine Stunde stehen. – Dann trockne man ihn gut ab, spicke ihn auf beiden Seiten mit feinen Streifchen von fettem Speck, lege ihn mit dem Rücken nach oben in eine feuerfeste Form, begieße ihn mit brauner Butter, schiebe ihn in den vorgeheizten Bratofen. – Ohne umzuwenden, brate man etwa eine halbe Stunde unter fleißigem Begießen, gebe allmählich sauren Rahm, mit einem halben Kaffeelöffel Maizena verrührt, dazu. – Man serviere den Zander in der Bratform.
Ananasspeise:
Man lege eine große, flache Glasschale dicht mit Löffelbiskuits aus, tränke diese mit Ananassaft, bedecke sie mit einer dicken Schicht schwach gesüßter Schlagsahne. – Man belege die Oberfläche mit einem dichten Muster von Ananasstückchen
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