Es muß nicht immer Kaviar sein
nachgejagt. Über Funk hatte der rotblonde Oberleutnant Zumbusch seinen General zu erreichen versucht. Aber der deutsche Vormarsch ging so schnell vor sich, daß es anscheinend überhaupt kein festes Hauptquartier mehr gab. Erst seit Paris kampflos besetzt worden war, schien auch der General zur Ruhe gekommen zu sein: im Hotel »Georges V«.
Auf dem Gang trampelten schwere Landserstiefel vorbei. In der Hotelhalle lagen Kisten, Maschinenpistolen und Telefonkabel herum. Leitungen wurden gelegt. Es herrschte gewaltiger Wirrwarr.
Vor einer Viertelstunde hatte Oberleutnant Zumbusch seine drei Gefangenen in das Schlafzimmer des Appartements 107 geführt. Danach war er verschwunden. Ohne Zweifel erstattete er seinem General Bericht. Die schwarze Ledertasche lag nun auf Thomas’ Knien; er hatte sie an sich genommen, als er den Wagen abschloß. Er fand, daß sie bei ihm immer noch besser aufgehoben war.
Durch die hohe, kunstvoll verzierte Tür zum Salon erklang plötzlich zorniges Gebrüll. Die Tür flog auf. Ein baumlanger Offizier stand in ihrem Rahmen und sagte: »Herr General von Felseneck läßt bitten, Mr. Murphy.«
Noch gelte ich also als amerikanischer Diplomat, dachte Thomas Lieven. Wohlan denn …
Langsam erhob er sich, die Ledertasche unter dem Arm. An dem Adjutanten vorbei schritt er mit würdiger Miene in den Salon.
General Erich von Felseneck war ein untersetzter Mann mit kurzgeschnittenem, eisgrauem Haar und goldgefaßter Brille.
Thomas sah einen kleinen Tisch, auf welchem vor Besteck und Geschirr des Hotels zwei Blechgefäße standen. Der General war offensichtlich bei einer hastigen Mahlzeit gestört worden.
Diesen Umstand nahm Thomas Lieven zum Vorwand, um internationale Höflichkeit an den Tag zu legen: »General, ich bedauere tief, zu stören Ihre Essen.«
»An mir ist es«, sagte General von Felseneck, Thomas die Hand schüttelnd, »eine Entschuldigung auszusprechen, Mr. Murphy.«
Thomas fühlte sich plötzlich schwindlig, als der General ihm jetzt den falschen Diplomatenpaß und die falschen Pässe Mimis und Siméons zurückgab. »Ihre Papiere sind in Ordnung. Verzeihen Sie die Aktion des Oberleutnants. Er wurde durch das Verhalten Ihres Reisegefährten begreiflicherweise mißtrauisch. Aber er hat ohne Zweifel seine Befugnisse überschritten.«
»General, so etwas kann vorkommen …«, murmelte Thomas.
»So etwas
hat
nicht vorzukommen, Mr. Murphy! Die Deutsche Wehrmacht ist korrekt. Wir respektieren diplomatische Gepflogenheiten. Wir sind keine Raubritter!«
Menu • 15. Juni 1940
Beim Eintopf »eroberte« Thomas Lieven
einen deutschen General.
Eintopf auf verschiedene Art
Kartoffelgulasch:
Man nehme Fett und Zwiebeln, die man glasig dünsten lasse; dabei müssen sie gut gesalzen und mit Paprika gewürzt werden. Alsdann schneide man kleingewürfeltes Rindfleisch hinein. Kurz bevor das Fleisch weich wird, schneide man kleingewürfelte Kartoffeln dazu. Man beachte: Es müssen ebensoviel Pfund Zwiebeln sein wie Fleisch! Außerdem gebe man ganz zum Schluß Majoran und kleingehackte süß-saure Gurken in den Topf.
Risi-Pisi:
Fertig gekochter Reis wird mit grünen Erbsen (entweder aus der Konserve oder frische – dann separat bereits vorgekocht) vermengt. Unter kurzem Umrühren werden nun bei kleiner Flamme Butter oder Fett dazugetan und entweder Fleisch- oder Bratenreste oder Frankfurter Würstchen – natürlich kleingeschnitten – hineingemengt. Nach Belieben würzen, am besten mit Curry, und bei Tisch mit etwas Parmesankäse bestreuen.
Irish-Stew:
Unter diesem Namen gibt es verschiedene Rezepte, Hammelfleisch und Weißkohl zu einem feinen Eintopf zuzubereiten. Eine der besten Arten ist das mecklenburgische Rezept: Das Hammelfleisch wird in viereckige Stückchen gehauen, gesalzen und eine bis eineinhalb Stunden gekocht. Darauf werden die Kohlköpfe von den äußeren Blättern und dem Stengel befreit, in vier Teile geschnitten, eine Viertelstunde in kochendem Wasser abgekocht und dann stark in einem Tuch ausgedrückt. Dann belege man einen großen Topf mit dünnen Speckscheiben, gebe darauf eine Lage Weißkohl, die runde Seite muß immer nach oben zeigen, darauf einige Stückchen Fleisch, feingeschnittene Zwiebeln, Kerbel, Salz und Pfeffer sowie ein wenig Nelken. Dann kommt immer wieder abwechselnd eine Lage Kohl, eine Lage Fleisch mit obigen Gewürzen. Die Schlußlage oben im Topf muß Kohl sein. Anschließend fülle man die vom Bodensatz abgegossene Hammelfleischbrühe
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