Es muß nicht immer Kaviar sein
ihm: verbittert und überarbeitet.
Der zweite Herr trug einen schwarzen Badeanzug und rief ihm zu: »Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, Sie würden nicht kommen!«
Der Herr im braunen Badeanzug glitt längsseits: »Sie deuteten am Telefon an, es ginge um meine Existenz – also kam ich natürlich.«
Der Schwarze sagte: »Haben Sie keine Sorge, Major Loos, hier draußen kann uns niemand hören. Hier gibt es keine Mikrophone. – Geniale Idee von mir, was?«
Der Braune musterte ihn unfreundlich: »Genial, ja. Was wollen Sie von mir, Mr. Lovejoy?«
Der Agent des britischen Geheimdienstes seufzte: »Ihnen einen Vorschlag zur Güte machen, Major. Es handelt sich um diesen Thomas Lieven …«
»Dachte ich es mir doch!« Der deutsche Abwehroffizier nickte grimmig.
Lovejoy sagte verbissen: »Sie sind hinter ihm her. Sie hat er reingelegt. Mich hat er reingelegt … Wir sind Feinde, gut und schön. Wir haben uns zu hassen. Und trotzdem, Major, lassen Sie uns in diesem Fall zusammenarbeiten.«
»Zusammenarbeiten?«
»Major, wir stehen im gleichen Beruf. Ich appelliere an Ihre Kollegialität. Es geht doch wohl zu weit, nicht wahr, daß sich in unserem Metier plötzlich ein blutiger Laie mausert, ein frecher Außenseiter, der die Preise verdirbt und uns lächerlich macht und so tut, als wären wir Idioten!«
Der Major aus Köln sagte dumpf: »Wegen dieses Kerls stehe ich vor dem Hinauswurf!«
»Und ich?« grollte Lovejoy. »Entweder bringe ich ihn nach London – oder sie stecken mich zum Küstenschutz! Wissen Sie, was das heißt? Ich habe eine Frau und zwei Kinder, Major. Sie wahrscheinlich auch.«
»Meine Frau hat sich scheiden lassen.«
»Es ist ja nicht viel, was man verdient, aber wollen wir uns von einem solchen Kerl die Existenz vernichten lassen?«
»Hätte ich ihn damals in Köln nur der Gestapo überlassen! Jetzt ist er verschwunden.«
»Nein, verschwunden nicht.«
»Was?«
»Er sitzt im Gefängnis.«
»Aber …«
»Ich erkläre Ihnen alles. Er wird nicht ewig drinbleiben. Ich habe jemanden in der Verwaltung bestochen, der meldet mir sofort, wenn er rauskommt.« Lovejoy warf die Arme empor. »Aber was passiert dann? Dann geht das Theater zwischen Ihnen und mir doch nur wieder von neuem los mit Jacht und U-Boot, Chloroform und Revolver! Major, Major, ich bin ganz ehrlich: Ich halte das einfach nicht mehr aus!«
»Denken Sie, meiner Galle macht so etwas Freude?«
»Darum mein Vorschlag: Wir arbeiten zusammen. Wenn er rauskommt, stößt ihm was zu. Ich habe da einen Mann an der Hand, na, Sie wissen ja, für die Dreckarbeit. Dann kann ich nach Hause melden, ihr Deutschen habt ihn umgelegt – und Sie können Ihrem Admiral erzählen, wir Engländer waren es. Sie müssen nicht an die Front, ich muß nicht zum Küstenschutz. Ist das etwa kein Vorschlag?«
»Es klingt zu schön, um wahr zu sein …« Der Major seufzte abgrundtief. Plötzlich sagte er tonlos: »Haie!«
»Nein!!!«
»Da vorn.« Loos erstarrte. Durch das blaue Wasser kamen zwei steil aufgerichtete Schwanzflossen direkt auf sie zugeschossen. Dann drei. Dann fünf.
»Wir sind verloren«, sagte Lovejoy.
»Ruhig Blut. Den toten Mann markieren!« befahl der Major. Das erste Tier hatte sie erreicht, glitt unter die beiden Wassertreter und hob sie spielerisch hoch. Die »Gaivolas« hopsten durch die Luft, klatschten aufs Meer und schwankten wüst. Dann schoß ein neues Tier heran und hob sie wieder hoch.
Der Major flog ins Wasser. Er ging unter, kam hoch und legte sich sofort stocksteif auf den Rücken. Ein Riesenvieh glitt an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten, das Maul weit aufgerissen. Der Major, in Zoologie bewandert, machte eine beruhigende Feststellung.
Dann hörte er einen fürchterlichen Schrei und sah, wie sein britischer Kollege durch die Luft gewirbelt wurde und neben ihm landete.
»Lovejoy, hören Sie doch, das sind keine Haie – das sind Delphine!«
»De-De-De …«
»Ja. Wir sind in ein Rudel geraten … Delphine tun Menschen nichts, sie spielen nur mit ihnen.«
Das taten sie wirklich. Immer wieder umkreisten und umschwammen sie die beiden Herren, gelegentlich sprangen sie, Wasserfontänen hochreißend, auch über sie hinweg.
Die feindlichen Agenten klammerten sich nun an eine Kufe von Lovejoys umgestürzter »Gaivola«. Sie versuchten, sie zur Küste hinzustoßen. Lovejoy keuchte: »Ich kriege keine Luft … Was sagten Sie eben – Loos?«
Ein Riesendelphin hatte sich gerade steil hinter dem Major erhoben,
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