Es: Roman
so, als hätte Stan das die ganze Zeit über gewusst.
Seine Arbeit für CV führte dazu, dass ihm die Firma ein Angebot für einen festen Job unterbreitete – mit einem Anfangsgehalt von 30 000 Dollar jährlich.
»Und das ist wirklich erst der Anfang«, hatte Stanley Patty an diesem Abend im Bett gesagt. »Sie werden wachsen wie Mais im August, Liebes. Wenn nicht jemand in den nächsten zehn Jahren die Welt in die Luft jagt, werden sie in einem Atemzug mit Kodak, Sony und RCA genannt werden.«
»Und was wirst du tun?«, fragte sie, obwohl sie es bereits wusste.
»Ich werde ihnen sagen, was für ein Vergnügen es war, mit ihnen Geschäfte zu machen«, sagte er, lachte, zog sie an sich und küsste sie. Augenblicke später bestieg er sie, und sie hatten Höhepunkte – einen, zwei, drei, wie helle Raketen, die am Nachthimmel explodierten … aber kein Baby.
Seine Arbeit bei Corridor Video hatte ihn mit einigen der reichsten und mächtigsten Männer in Atlanta in Kontakt gebracht – und sie stellten beide erstaunt fest, dass diese Männer größtenteils ganz in Ordnung waren. Bei ihnen fanden sie mehr Anerkennung und offenes Verständnis als im Norden. Patty erinnerte sich, wie Stanley seinen Eltern einmal geschrieben hatte: Die besten reichen Männer Amerikas leben in Atlanta, Georgia. Ich werde dazu beitragen, ein paar davon noch reicher zu machen, aber niemand wird mich besitzen, außer meiner Frau Patricia, und da ich sie bereits besitze, scheint mir das ausreichend sicher zu sein.
Als sie von Traynor wegzogen, hatte Stanley eine Firma gegründet und sechs Angestellte. 1983 stieß ihr Einkommen in unbekannte Gefilde vor – Gefilde, von denen Patty nur vageste Gerüchte gehört hatte. Es waren die legendären Gefilde SECHSSTELLIGER ZAHLEN. Und alles war so beiläufig geschehen, wie man samstags morgens in ein Paar Hausschuhe schlüpfte. Das machte ihr manchmal Angst. Einmal hatte sie einen nervösen Witz über einen Pakt mit dem Teufel gemacht. Stanley hatte gelacht, bis er fast erstickt wäre, aber für sie war das nicht komisch gewesen und würde es wohl auch nie sein.
Die Schildkröte konnte uns nicht helfen.
Manchmal wachte sie völlig grundlos mitten in der Nacht auf und hatte diesen Satz im Kopf wie das letzte Fragment eines ansonsten vergessenen Traumes, und dann musste sie immer rasch Stan berühren, musste sich schnell vergewissern, dass er noch da war.
Sie hatten ein gutes Leben – es gab keine wilden Trinkgelage, keinen außerehelichen Sex, keine Drogen, keine Langeweile, keine heftigen Streitigkeiten. Am strahlenden Himmel ihres Glücks gab es nur eine einzige Wolke, und wie sie schon immer befürchtet hatte, war es ihre Mutter, die das Problem als Erste angesprochen, die als Erste auf die Wolke hingewiesen hatte, in Form einer Frage in einem ihrer Briefe. Ruth Blum schrieb ihrer Tochter einmal wöchentlich, und jener spezielle Brief war im Frühherbst 1979 angekommen. Er war ihr von der alten Adresse in Traynor nachgesandt worden, und Patty las ihn in einem Wohnzimmer, das noch mit Umzugskartons vollgestellt war.
Größtenteils war es einer von Ruth Blums üblichen Briefen-von-zu-Hause: Vier eng beschriebene Seiten auf blauem Papier in der kaum zu entziffernden Schrift ihrer Mutter. Stan hatte sich oft beklagt, dass er kein einziges Wort lesen könne, das seine Schwiegermutter schrieb. »Warum solltest du das auch wollen?«, hatte Patty erwidert.
Dieser spezielle Brief enthielt die üblichen Neuigkeiten über alte Freunde und Verwandte, die in Pattys Erinnerung schon verblasst waren wie Fotos in einem alten Album, nicht aber für Ruth. Ihre Sorge um die Gesundheit anderer Leute und ihre Neugier, was diese so alles treiben, schienen nie zu versiegen, und ihre Prognosen für die Zukunft waren fast immer düster. Ihr Vater hatte immer noch zu oft Magenschmerzen; er war sich sicher, dass es sich nur um Verdauungsbeschwerden handelte; er würde erst dann an ein Geschwür glauben, wenn er Blut spucken würde – und vermutlich selbst dann nicht. Du kennst ja deinen Vater, Liebling, er arbeitet wie ein Maulesel, aber manchmal ist er auch ebenso störrisch - Gott verzeih mir, dass ich so was sage. Randi Harlengen hatte eine Unterleibsoperation gehabt, man hatte ihr golfballgroße Zysten aus den Eierstöcken entfernt. Gott sei Dank nichts Bösartiges, aber erst siebenundzwanzig und schon Zysten an den Eierstöcken! Es war das Wasser in New York City, dessen war sie sich ganz sicher, das schmutzige
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