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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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glücklich gemacht. Was sonst zählte? Ich küsste sie erneut auf die Wange. Meine Augen brannten, und ich verließ den Raum, bevor jemand es sah.
    Fritz folgte mir in den Flur hinaus. Er hielt meinen Arm. »Cass, warte. Bist du in Ordnung?«
    »Natürlich.« Ich musste nach Hause, um weinen zu können. Tränen waren hier fehl am Platz, weil sie zur Welt gehörten.
    Er wollte mich nicht gehen lassen. »Bist du sicher?«
    »Ja. Absolut sicher. Um Gottes willen, mach dir um mich -keine Gedanken.«
    »Du hast sie gesehen. Wir haben sie glücklich gemacht.«
    »Wir dürfen die Wirkung jetzt nicht verderben«, sagte ich. »Ich werde den Ring eine Weile tragen, wenn du willst.«
    Fritz sagte: »Gute Idee – das wird ihr gefallen. Ich hole ihn, wenn ich zum Duschen nach Hause gehe.«

    Aber er ging nicht nach Hause, und der blaue Vergissmeinnicht-Ring blieb in der Schublade.
    Der Anruf kam, als ich bei der Arbeit war, um ungefähr drei Uhr des folgenden Nachmittags.
    Es war Fritz, und er sagte einfach: »Sie ist gestorben.«

Kapitel Siebzehn
    Wo auch immer auf dieser Welt ich nun nach ihr suche, kann ich sie nicht finden. Genauso wenig wie eine Blume oder ein Blatt, die vor zwanzig Jahren verdorrten.
    Das bin nicht ich. Die arme Charlotte Brontë, Hohepriesterin des schmerzlichen Verlustes, schrieb diese Worte, aber sie drücken meine Verzweiflung über die Endgültigkeit alles dessen aus. Wie fühlte ich mich? Haben Sie etwas Geduld mit mir. Mich an diese Zeit zu erinnern bedeutet, wieder in diesen merkwürdigen, emotionalen Mischmasch von Furcht, Erleichterung, Entsetzen, Hochstimmung und reiner Irrealität einzutauchen.
    Im unmittelbaren Moment des Anrufs konnte ich nur an Fritz denken. Er war so ruhig wie immer, aber ich wusste, wie es um ihn stand.
    »Bist du in Ordnung? Und Ben?« Ich litt mit ihnen beiden und versuchte, meinen eigenen Schmerz unter einem Anschein von Tüchtigkeit zu begraben. »Wo bist du? Sag mir, wie ich dir helfen kann.«
    »Komm zum Haus«, sagte er. »Wir brauchen dich.«
    »Ich bin gleich da.«
    Ich legte auf.
    Meine drei Kollegen standen traurig hinter mir – sie hatten die schlechte Neuigkeit wie ein Bienenschwarm gespürt.
    Ich sagte: »Phoebe ist gestorben. Anscheinend ist sie letzte Nacht ins Koma gefallen. Sie starb vor ungefähr einer halben Stunde. Fritz sagt, sie sei sehr friedlich eingeschlafen. Beide Jungs waren bei ihr.«
    Ich war ruhig, und ich dachte, dass ich sehr gefasst war. Aber ich stolperte mit glasigem Blick wie benommen im Büro herum und fand alle möglichen sinnlosen Dinge, die getan werden müssten, bevor ich gehen konnte. Ich musste von meinen Kollegen gestoppt und aus dem Büro gedrängt werden.
    Betsy, die weinte, legte mütterlich die Arme um mich und machte mir eine Tasse Tee. Shay steuerte einen Schluck von etwas aus einer Flasche in seiner Tasche bei. Puffin lief nach unten, um mir ein Taxi zu rufen. Und alle drei sammelten spontan, als mir einfiel, dass ich kein Bargeld dabeihatte. Mitten an diesem düsteren Nachmittag fuhr ich mit einem Taxi durch die Stadt und beobachtete alle die dickhäutigen Unsterblichen, die um mich herumwogten. Ich hatte mir vorgestellt, untröstlich zu sein, wenn es geschähe, und doch machte ich einfach weiter.
    Annabel öffnete mir die Tür. Wir umarmten einander wortlos. Ich folgte ihr in Phoebes Küche. Die Tatsache, dass diese überhaupt nicht seltsam wirkte, war ungeheuer seltsam. Es wäre so leicht möglich gewesen, dass Phoebe oben schlief.
    Ab dem Zeitpunkt erinnere ich mich für lange Zeit kaum noch an Einzelheiten.
    Ich erinnere mich, dass Ben an Fritzens Schulter weinte, und an Fritzens beschützend um ihn gelegte Arme. Ich erinnere mich, dass Annabel für uns alle, sehr ruhig und mit verweinter Miene, Tee kochte. Ich erinnere mich an nicht weniger als sieben untröstliche Nachbarn, die mit Flaschen Rotwein vorbeikamen. Ich weiß nicht, warum Trauer und Rotwein zusammengehören, aber die Leute glaubten anscheinend, dass wir das brauchten. Ich erinnere mich, dass wir ihn wie Medizin tranken, ohne auch nur annähernd betrunken zu werden.
    Wir saßen am Tisch, redeten und tranken wie wild. Meistens weinte der eine oder andere von uns. Manchmal wir alle. Und dann schrien wir alle vor Lachen. Leid, wenn es reines Leid ist, macht einen seltsam erhaben. Wir waren mit Phoebe so weit ins Licht gereist und hatten noch nicht akzeptiert, dass wir nicht weiter reisen konnten.
    Um Mitternacht sagte Annabel (die Schlaf ebenso sehr

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